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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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nicht.«
    Ash, es war ihr Ash. Dem sie vertraut und mit dem sie auf einem Komposthaufen gelegen hatte, während sie daran dachte, ihn zu umarmen.
    Nein , verbesserte sie sich. Mein Ash würde persönlich zu mir kommen, nicht seine Astralprojektion schicken. Sie wandte ihm den Rücken zu und durchschritt die Seelenabschirmung. Die Kuppel platzte wie eine Seifenblase . Ihre Füße versanken im knöcheltiefen Schnee.
    »Es ist keine Astralprojektion.«
    Die Welt hatte sich verändert, während sie mit Ash unter der Kuppel war. Alles hatte sich verändert. Sogar die Perchta, die mit angezogenen Beinen am Ufer saß und ihren Oberkörper hin- und herwiegte.
    »Dieses Licht ist alles, was von mir übrig geblieben ist.«
    Sie machte noch einen Schritt, tauchte den Fuß geräuschlos in den Schnee, der weder knirschte noch ihre Spuren in sich aufnahm.
    Ashs Stimme folgte ihr.
    Hinterließ genauso wenig Spuren.
    »Es wird erzählt, dass die Dämonen in die Menschenwelt kamen, als die Membran gerissen ist. Aber ich glaube nicht, dass es die Membran je gegeben hat. Menschen, Dämonen, Engel – wir alle sind eines Ursprungs. Einige Menschen haben ihre Seele gegen die Magie in ihrem Blut eingetauscht, wurden zu Dämonen und setzten mit jeder weiteren Generation neue Dämonen in die Welt. Dann wachte die Magie auf, und die Dämonen gelangten zu ihrer vollen Stärke, um die Welt zu beherrschen. Und was Engel angeht … Unser Ich wird zu purem Licht konzentriert, der Körper abgestoßen und vernichtet. Es gibt so wenige von uns, weil wir uns nicht fortpflanzen können. Wir existieren nur so lange, wie es jemanden gibt, der an uns denkt. Und wenn unsere Zeit gekommen ist, dann erlöschen wir einfach, ohne eine Spur zu hinterlassen.«
    Sie drehte sich um, sah ihn an. »Ash …«
    Er hob eine Hand, gebot ihr zu schweigen. »Für dich hätte ich noch viel mehr hergegeben als nur meinen Körper. Kein Wort mehr. Du musst gehen. Ich spüre, dass etwas geschehen ist, als wir unter der Kuppel waren. Ich spüre die Magie, und sie riecht nach Tod. Ich spüre … dass Gal dich braucht.«
    »Was? Wo ist er? Was ist passiert?«
    »Ich bringe dich zu ihm. Und danach wirst du mich nie wieder sehen müssen, versprochen.«
    »Nein, warte!« Es war alles so durcheinander, so falsch. »Ich weiß jetzt doch gar nicht mehr, ob ich dich verachten soll, dafür, dass du mich manipuliert hast, oder dir dankbar sein für das, was du für mich geopfert hast.«
    »Es ist nicht mehr wichtig.« Mit ausgebreiteten Armen schwebte er auf sie zu, und im nächsten Augenblick versank sie in seinem Licht, in seinem puren Ich.
    Sein Ich bestand aus ihr, der Sorge um sie und einer grenzenlosen Liebe, die sie niemals verdient hatte.
    Wenn Menschen ihre Seele für Magie hergeben und zu Dämonen werden, fragte sie ihn, können Dämonen dann die Magie hergeben und dafür die Seele zurückerhalten?
    Vielleicht , antwortete er und liebte sie. Deine leuchtet besonders hell.
    Er liebte sie immer inniger. Körperlos, wunschlos. Vollkommen.
    Dann stand sie mitten in einem Gestrüpp. Innerlich nackt und plötzlich beschämt von der Berührung seiner Liebe. »Ash? Ash, wo bist du?«
    Sie bahnte sich einen Weg, während die Zweige ihr Gesicht zerkratzten und sie sich immer mehr im Gestrüpp verhedderte. Bereits nach wenigen Schritten blieb sie stehen, erschöpft und irritiert. »Hallo? Ist hier jemand? Ash? Gallagher?«
    Sie trat zur Seite und stolperte über etwas Weiches. Die Zweige knackten, als sie fiel, schienen ihre Haut und ihre Kleidung zu zerfetzen. Nur mühsam erhob sie sich auf alle viere – und sah Gallagher. Er lag blass und regungslos da, die Dornenranken umhüllten ihn wie ein Kokon.
    »Gallagher!« Mit bloßen Händen riss sie das Rankengestrüpp auseinander, bis sie ihn endlich berühren konnte. »Gallagher!«
    Er antwortete nicht.
    Er war so kalt. So leblos.

2 8
    Ihre Finger, vom Kampf mit den Ästen zerkratzt und blutverschmiert, froren in der eisigen Luft, fühlten kaum etwas, während sie Gallagher über das Gesicht und den Hals strich; fühlten keine Schlagader, keinen Puls. Zarah drückte ein Ohr an seine Brust und horchte bange Sekunden lang. Aber das Einzige, was sie hörte, war das Rauschen in ihrem Kopf.
    Mit einem Mal entkräftet, lehnte sie ihre Stirn an die seine und schloss die Augen. »Er hat gesagt, du brauchst mich.« Ihr Flüstern berührte seine Lippen fast wie ein Kuss. »Er hätte das nicht gesagt, wenn du tot wärst, oder? Also musst du atmen,

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