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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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diskutieren.«
    Das Männlein setzte sich auf seine Schulter und blickte finster unter feuerroten, buschigen Augenbrauen drein. »Sag mal, hast du noch alle Tassen im Schrank? Das Haussystem hat dich eindrücklich vor dieser Person gewarnt.«
    »Dann werde ich das mit dem System ausdiskutieren müssen.«
    Ein Dämon und eine Fee. Wo gab’s denn das? »Ich … ich muss gestehen, ich habe noch nie davon gehört, dass zwei so unterschiedliche Wesen miteinander zusammenleben können.«
    »Oh, ich habe euch einander gar nicht vorgestellt. Zarah – das ist Friedbert.«
    »Na toll«, maunzte dieser. »Verrate es der ganzen Welt. Es ist ja auch nicht so, als könne man mit dem wahren Namen einer Fee eine unglaubliche Macht über sie ausüben.«
    »Friedbert, es ist doch nicht dein wahrer Name.«
    »Aber verdammt nah dran!«
    »Beruhige dich. Um über dich zu herrschen, braucht man schon etwas mehr als nur deinen Namen. Außerdem habe ich Zarah schon viel bedeutendere Informationen anvertraut, und trotz unserer Differenzen hat sie mich noch nie hintergangen.« In seinem Blick lag wieder dieser seltsam weiche Ausdruck. »Nicht wahr, Zarah? Jedenfalls ist Friedbert meine Gute Fee.«
    Jetzt war es an ihr, sich zu verschlucken. »Bitte? Du hast eine Gute Fee?«
    »Pft.« Die Fee erhob sich schwirrend in die Luft. »Man könnte glauben, ich wäre ein Haufen Kopfläuse oder so.«
    »Nein, nein. So meine ich das nicht. Ich bin nur etwas überrascht.«
    »Weil ich ein Mann bin?«
    Mann war nicht gerade das Erste, was ihr bei seinem Anblick einfiel. Es ging eher um den gesamten Umstand. Gute Feen erschienen nur äußerst selten jemandem und wenn, dann hauptsächlich Menschen, denen über lange Zeit schweres Unrecht angetan worden war. Der Volksmund nannte es den Aschenputtel-Effekt. Gallagher dagegen wirkte nicht gerade wie jemand, der in seiner Vergangenheit mit großer Ungerechtigkeit zu kämpfen gehabt hatte. Warum sollte sich eine Gute Fee dazu gezwungen gefühlt haben, ausgerechnet ihm, einem Dämon, zu erscheinen?
    »Ist gut«, meinte Gallagher und kratzte an dem rosa Fleck, den der Feenstaub auf seiner Schulter hinterlassen hatte. »Mit Zarah zu zanken ist eigentlich meine Aufgabe. Willst du nun reinkommen oder nicht?«
    »Darf ich? Ohne dass du Schwierigkeiten bekommst?«
    »Schwierigkeiten bekomme ich nur, wenn die Nachbarn uns hier reden sehen. Mit den Computersystemen lässt sich einfacher verhandeln.«
    Sie trat in den Korridor, zog ihre Jacke aus und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Gallagher wollte sie aufheben, doch Zarah hinderte ihn daran. »Schon okay.« Sie wollte nicht, dass er sah, wie abgenutzt und verdreckt das Kleidungsstück war. Ihre guten Sachen hatte sie bereits in den ersten Wochen eintauschen müssen, um über die Runden zu kommen. Zum Glück beließ der Dämon es dabei.
    Schmal und lang erstreckte sich der Flur vor ihr, getaucht in das warme Licht eines verchromten Leuchters, der sich wie eine Schlange unter der hohen Decke wand. Neidisch betrachtete sie die Lampen. Was für eine Verschwendung! Aus dem Arbeitszimmer drang doch genug Licht, um sich im Flur keine Beulen zu holen. Sie erlaubte sich einen Blick hinein. Auf dem riesengroßen H D -Monitor leuchtete das Logo des Ordnungsamtes. Sie hielt den Atem an. Sollte er noch eingeloggt sein, könnte sie vielleicht ein paar Infos über die Fälle ergattern. Vorausgesetzt, sie käme an seinen PC , ohne ertappt zu werden.
    »Da entlang, bitte.« Gallagher schloss die Tür zum Arbeitszimmer, dirigierte sie zum Wohnzimmer und verschwand selbst in der Küche.
    »Oh. Wow. Hier hat sich aber vieles verändert.« Neue Farben, neue Möbel – die Wohnung hatte sich in ein Bild aus einem Designer-Katalog verwandelt. Rotbraune Wände harmonierten mit einem hellen Wollteppich, schnörkellose Möbel vermittelten stilvolle Kälte. Was pedantische Ordnung anging, da hatte er sich selbst übertroffen. Im Büro lästerte man – und über Gallagher zu lästern gehörte schlichtweg zum guten Ton –, er sei so überaus korrekt, dass sogar seine Bleistifte alle die gleiche Länge hatten.
    »Ah ja, Vasen hat er auch noch«, murmelte Zarah, als sie die bauchigen, perlmuttglänzenden Behälter mit Pampasgras bemerkte.
    An ihrem rechten Ohr surrte Friedbert. Bei jeder hektischen Bewegung verstreute er Glücksstaub, der unaufhörlich auf sie herunterrieselte. Keine große Sache, sie durfte nur nicht zu sehr daran denken, dass es sich dabei nicht um Staub im eigentlichen

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