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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Wochen, um den Fall zu lösen oder das bisschen Freiheit, das ihr geblieben war, zu verlieren.
    An den Straßennamen erinnerte sie sich noch: Güntherstraße, schemenhaft auch an seine Wohnungstür, aber nicht an die Hausnummer. Egal. Irgendwie würde sie ihn schon finden.
    Es war eine einfache Strecke. Als sie an der U-Bahn-Haltestelle Wandsbek Markt vorbeiradelte, registrierte sie unter den Glasdächern des Bahnhofsgebäudes einen der Tauschmärkte, die immer beliebter wurden. Wackelige Tische, Papp- und Holzkisten füllten den ganzen Platz, den früher Busse mehrerer Linien angefahren hatten. Durch die engen Reihen zwängten sich Menschen in abgetragener Kleidung, die bestimmt schon viele Male den Besitzer gewechselt hatte, und priesen lauthals ihre Dienste oder Waren an. Niemand verkaufte, denn Existenzmarken waren rar. Dafür tauschten die Marktbesucher umso mehr: altes Brot gegen löchrige Socken, eine Handwerksleistung gegen eine andere.
    Früher hatte sie diese Märkte verachtet, doch die Not der letzten Zeit zwang sie dazu, sich dort immer häufiger blicken zu lassen. Reinigungsmittel, die sie manchmal von der Arbeit mitgehen ließ, waren viel wert.
    In der Güntherstraße angelangt, verringerte sie ihr Tempo, vergewisserte sich, dass niemand ihr folgte und beäugte die Gebäude, die sich am Straßenrand aneinanderdrängten. Da. Der Altbau mit dem grauen Putz. Sie erinnerte sich noch gut an die Einfahrt der Tiefgarage, von der man erst den Weg zum Hauseingang fand. Das musste es sein.
    Die Eingangstür stand offen. Ihre Schritte hallten, als sie das Treppenhaus betrat und sich vorsichtig um die eigene Achse drehte. Die Wände waren mit poliertem Granit veredelt, ein sprachgesteuerter Aufzug bot seine Dienste an. Sie brauchte jedoch ganz dringend ein paar Stufen, um ihre Gedanken zu sortieren, und entschied sich für die Treppe.
    Schon sah sie seine Tür. Einen Kratzer im Lack. Es war ihr Absatz gewesen, der ihn damals hinterlassen hatte, als … sie einander geküsst hatten, während er versuchte, die Schlüsselkarte in das Lesegerät zu schieben.
    Verflucht, es gab eindeutig zu wenige Stufen bis zum ersten Stockwerk.
    Ihr Finger zuckte von dem Touchscreen zurück. Sie hatte das Feld ganz automatisch berührt, ohne darüber nachzudenken, dass ihr Fingerabdruck in das System gelangen und sie identifizieren würde.
    ›Zutritt verwehrt‹, blinkte es sie an. Der Touchscreen forderte sie auf, eine Nachricht zu hinterlassen. Sie drückte auf ›Abbrechen‹. Das war’s also. Dumm, auf etwas anderes gehofft zu haben, und das nur, weil die Auseinandersetzung mit Gallagher ihr das Gefühl gegeben hatte, sie würden sich hassen und necken und … lieben … wie zuvor.
    In der Stille des Treppenhauses ertönte ein leises Klicken, etwa auf der Höhe ihrer Turnschuhe.
    »Wir kaufen nichts.«
    Sie schaute zu Boden. Unten in der Tür, wo sich früher, zu Menschenzeiten, eine Katzenklappe befunden haben mochte, war eine kleine Tür eingebaut worden. Etwas Flinkes flatterte zu ihr herauf. Vor Überraschung trat sie zurück und beobachtete, wie ein Männlein mit rosafarbenen Libellenflügeln vor ihrem Gesicht hin und her schwirrte. Auf seinen runden Wangen blinkten Sommersprossen in allen Regenbogenfarben.
    »Äh …«, war alles, was Zarah herausbrachte, während sie sich bemühte, den Mund nicht zu weit zu öffnen. So dicht, wie das Männlein vor ihr flatterte, hätte sie es glatt verschlucken können. »Wohnt hier Gallagher? Ich wollte …«
    »Ein Kind von ihm? Süße, stell dich hinten an. Bei dem Weibsvolk, das hier ein- und ausgeht, könnte man meinen, ich würde auf einem Catwalk leben.«
    Puh. Nicht ganz einfach, das Kerlchen. Sie wappnete sich gerade für einen neuen Anlauf, als die große Tür aufging.
    Da stand er, der Herr des Hauses, in einem schwarzen T-Shirt, ausgefransten Jeans, mit nackten Füßen auf dem Parkett. Und kaute an einer Möhre.
    Sie starrte ihn an. So gewöhnlich, beinahe gemütlich hatte sie ihn noch nie gesehen.
    Der Kratzer im Lack fiel ihr ein.
    Doch, natürlich. Damals. Als er noch weniger anhatte. Sie hasste sich dafür, dass sie dieses ›Damals‹ immer noch nicht aus ihrem Gedächtnis bannen konnte.
    »Oh, Zarah. Warte. Bevor du gleich wieder auf mich losgehst, lass mich bitte zu Ende kauen.«
    Augen zu und durch. »Ich möchte mich entschuldigen.«
    Er hustete. »Sorry. Jetzt habe ich mich doch noch verschluckt. Komm erst mal rein. Das müssen wir nicht im Treppenhaus

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