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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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bei einer Konfiszierung menschlichen Kulturgutes gerettet hatte und seitdem im Sockel seiner Badewanne versteckte.
    Als Erstes widmete er sich dem Formwandler-Angriff, der so benutzerfreundlich dünn ausfiel. Kein Wunder, denn offiziell gab es keinen richtigen Fall, da niemand, der in der Gunst der Nachtseite stand, zu Schaden gekommen war. Das bedeutete eine mehr als lückenhafte Spurensicherung und oberflächliche Autopsie. Er sah die Magiescans durch. Die Diagramme wiesen mehrere Farben auf: die dunkelgrüne Spur von Ash, das trübe Violett der Toten, die schwach bläuliche Elementarmagie des Formwandlers, darüber das kräftige Orange von Zarah. Das war nicht viel. Und vor allem: nichts Nützliches.
    Mühsam kämpfte er sich durch den abschließenden Bericht zu dem Fall. Nach der vom Obersten Dämonenrat verabschiedeten Neuen und Vereinfachten Rechtschreibung existierte nur eine einzige Regel: Man schrieb, wie man sprach oder was man hörte. Der rheinhessische Kollege hatte es damit offenbar sehr genau genommen: »Es Herz vun dere Tode (Gaddung: Mensch) konnde mer net ausfinnisch mache. Anschoinend hot der Ogreifer (Gaddung: Formwandler) des Organ endwended. Die Grausamkeid vun dere Tad setzde besonders dene im Oisatztihm vorhandene Novize zu, die sisch dodrufhie abwechselnd iwwergewwe mussdn.«
    Gallagher überflog den Bericht noch einmal. Gattung: Mensch. Wie nur hatte eine getötete Menschenfrau das violette Spektrum auf dem Scan hinterlassen können? Dafür war die Farbe viel zu kräftig; normalerweise hätte sie sich kaum von anderen Verunreinigungen der Umgebung unterscheiden dürfen.
    Neben den ersten Scan hielt Gallagher die Ergebnisse aus dem Gluhschwanz-Fall. Hier dominierte Odas Farbe, denn ihre Seherinnen-Kräfte gehörten zu den stärksten. Auch das schwache Veilchenblau des Gluhschwanzes war deutlich erkennbar. Und ein kräftiges Orange.
    »Scheiße.«
    Der Not-Schokoriegel steckte noch an seinem Platz, und während Gallagher an der übersüßen Schoko-Karamell-Nuss-Masse kaute, schien sich sein Blutdruck zu normalisieren.
    »Bitte nicht du, Zarah! Bitte nicht du.«
    Wie lange konnte es dauern, bis die Beamten Zarahs Spektrum mit diesem Scan verglichen und die einzig möglichen Schlüsse zogen? Für die Hinrichtung einer Geächteten reichte das allemal.
    »Aber sie war es nicht. Auf keinen Fall.« Samt Bürostuhl stieß er sich von der Tischkante ab. Die kleinen Räder ratterten über das Parkett. »Sie hätte so etwas nie getan. Nicht aus Rache.«
    Er schaute auf seine Hände. Die Finger erinnerten sich noch zu gut daran, das wulstige Gewebe ihrer Wange gestreichelt zu haben. Das Brandzeichen … Das Brandzeichen! Seit dem Vollzug des Urteils konnte sie doch überhaupt keine Spuren mehr auf einem Magiescan hinterlassen, ja, sie sollte nicht einmal mehr Magie absorbieren können.
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Außerdem lag das Orange beide Male direkt über der Farbe der Fabelwesen, als habe sich diese Magie direkt auf selbige ausgewirkt.
    Er starrte das Diagramm an. »Also, Zarah. Warst du am Tatort, als Oda starb? Wenn ja und falls du gerade tatsächlich versuchst, deine Spuren zu verwischen, wie ist es dir gelungen, trotz des Brandmals die Magie zu behalten?«
    Das Diagramm gab keine Antworten.
    »Hallo, Gal.« Die Stimme, die wie aus dem Nichts kam und direkt in seinem Kopf erklang, schien das ganze Zimmer mit ihrer Gewalt zu erschüttern. »Du hast dich lange nicht mehr gemeldet. Was ist los?«
    Gallagher fuhr herum. Mit dem Ellbogen stieß er den Papierstapel vom Tisch. In einem weißen Flattern wirbelten die Blätter herum, rutschten über das Parkett, bis hin zu der Gestalt, die einen halben Meter über dem Boden schwebte. In wallende Gewänder gehüllt, kam sie dem stilisierten Bild eines Engels verblüffend nahe. Nur dass es sich dabei um eine Astralprojektion handelte.
    Gallagher schirmte die Augen ab. »Ashriel. Um alles in der Welt, hör auf zu strahlen wie Urin unter U V -Licht. Die Nachbarn werden es noch sehen.« Er rief die Benutzeroberfläche des Haussystems auf und sorgte dafür, dass sich die Fensterscheiben schwarz tönten. »Ich habe doch gesagt, ich melde mich bei euch, wenn ich Neuigkeiten habe.«
    »Und dass Zarah bei dir war, ist keine Neuigkeit? Was wollte sie hier genau?«
    »Keine Ahnung. Tee trinken. Ein wenig plaudern.« Er hockte sich hin, um die Blätter vom Boden aufzusammeln. »Sich beschweren, dass du nicht anrufst.«
    »Ich meine es ernst!«
    »Ich etwa

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