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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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gegen ihre Rippen. Sie hörte nichts mehr, außer dieses Wummern in ihrer Brust, trat gegen die Tür, stand im Flur.
    Der süßliche Geruch von gekochtem Fleisch verfing sich in ihrer Nase.
    Der Kanonenofen, natürlich.
    Sie lief in die Küche und starrte auf den verkrampften Leib zu ihren Füßen.
    Enya! Sie sank neben ihrer Schwester auf die Knie. Eine dünne, fast graue Flüssigkeit mit flockigen Rückständen rann Enyas blasse Wange entlang und sammelte sich in einer Pfütze auf dem Boden. Der steife Körper ließ sich kaum auf die Seite drehen, damit alles herauslaufen und Enya frei atmen konnte. Atmete ihre Schwester überhaupt noch? Zarahs Finger bebten, als sie über Enyas Hals tasteten.
    Ein Elefant aus Spanien … Verworrene Zeilen, verworrene Gedanken, kein Puls. Ein Elefant … Der Reim musste funktionieren, jetzt wie noch nie! Schließlich war es Enya, die ihn ihr beigebracht hatte … die ihrem Leben überhaupt noch ein bisschen Sinn gab.
    Ihre Hand zitterte über der blassen, durchscheinend wirkenden Haut, rein wie Schnee, der gleich schmelzen würde. Kein Puls! Doch. Da. Das sanfte, schnelle Pochen unter ihren Fingerkuppen.
    Sie stieß die angehaltene Luft aus, musste sich mit dem anderen Arm abstützen. Auf einmal drehte sich alles vor ihren Augen.
    »Ach Enya … Was ist hier bloß passiert?«
    Schwer ruhte Enyas Kopf in ihrem Schoß. Zarah strich ihr das Haar zur Seite, sah in das kreideweiße Gesicht.
    »Oh Höllenfürst!« Sie sprang auf.
    Enyas Kopf prallte auf den Boden. Die weit aufgerissenen Augen starrten an die Decke, die Pupillen pulsierten.
    »Enya!« Mehr brachte sie nicht hervor, spreizte die Finger, um Magierückstände wahrzunehmen und so womöglich einen Fluch, der in diesem Körper wütete, aufzuspüren. Aber sie fühlte nichts, absolut nichts.
    Das Brandmal. Natürlich merkte sie nicht den geringsten Funken. Dieses verfluchte Brandmal!
    Enya röchelte. Speichel schäumte auf ihren Lippen. Dann schnappte das Mädchen nach Luft, bäumte sich auf und sank erschöpft auf die Dielen. »Zarah. Du bist es. Ich wollte dich nicht erschrecken. Entschuldige.« Die Lippen, zwei bläuliche Striche, hatten sich kaum bewegt.
    »Was ist passiert?« Zarah hockte sich neben ihre Schwester.
    »Ich glaube, ich bin kurz ohnmächtig geworden. Alles ist gut.«
    »Nichts ist gut! Was …«
    Enya berührte sie mit ihrer kühlen Hand am Hals, strich an ihrem Ohr entlang. »Du schwitzt. Möchtest du dich waschen, während ich hier aufräume?«
    Sie schob die Hand beiseite. »Enya! Sag mir endlich, was passiert ist.«
    »Ich bin ohnmächtig geworden.« Ein dünnes Lächeln erschien auf Enyas Gesicht. »Das Wasser ist noch in der Wanne, ich habe vorhin gebadet. Ist leider nicht mehr heiß.« Das Mädchen tastete nach der Kante der Arbeitsplatte. Es zog sich hoch, nahm den Topf vom Ofen, stellte ihn in die Spüle und goss Wasser aus einer Schüssel hinein.
    »Wo ist dein Rollstuhl?«
    »Geh und wasch dich.« Mit einem Topfreiniger begann sie, den Topf zu scheuern.
    Zarah trat heran und hielt den Arm ihrer Schwester fest. »Was zum Teufel ist hier los?«
    Enya seufzte und ließ den Topfreiniger in das schmutzige Wasser fallen. »Wenn ich hier nicht aufräumen darf, würde ich gern auf mein Zimmer gehen. Ich fühle mich wirklich ein bisschen schwach.« Sie entwand sich dem Griff. »Darf ich?«
    Zarah ließ die Arme sinken. Das offene Gesicht, die kindliche Reinheit, alles schien so vertraut.
    »Ja. Natürlich. Ich … ich hole dann mal deinen Rollstuhl.« Sie verließ die Küche, zog im Gehen die Jacke aus und pfefferte das Kleidungsstück in eine Ecke.
    Der Rollstuhl stand im Wohnzimmer. Sie packte die Griffe, schob es in den Flur und über die Küchenschwelle.
    Enya stand am Tisch und wischte mit einem leuchtend gelben Lappen die Oberfläche.
    »Was tust du da?«
    Das Mädchen zögerte, drehte sich um und lächelte erneut. Offen, warm, ganz Enya. »Nichts.«
    Zarah stieß den Rollstuhl von sich, der zu ihrer Schwester klapperte, gegen ihre Beine stieß und zum Stehen kam. »Was war in der Suppe drin? Drogen? Hexenkraut?«
    »Nichts.«
    »Von Nichts wird man nicht bewusstlos.« Sie trat an den Tisch, fuhr mit der Hand über das Holz, das langsam trocknete. »Von Nichts steht ein behindertes Mädchen wohl kaum auf den Beinen und putzt die Küche!«
    »Weißt du was? Du bist einfach unmöglich.« Enya setzte sich in den Rollstuhl und legte die Hände auf die Räder. »Ich bin dann in meinem Zimmer.«
    »Was du

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