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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Chemikalien.
    »Ich heiße Gallagher, du heilig verstrahltes Hirn.« Er biss in den Schoko-Riegel, der nicht mehr schmeckte, stampfte in die Küche und pfefferte den Riegel in den Mülleimer.
    »Ach«, kommentierte Friedbert. Er saß auf dem Rand einer Schale und tauchte einen Zahnstocher in den Grießpudding mit Kirschsoße, um ihn genüsslich abzulecken. »Ein wenig frustriert, was? Willkommen im Club.«
    Gallagher lehnte sich mit einer Schulter an den Kühlschrank.
    »Neigen Feen nicht zur Fettleibigkeit, weswegen du auf deine schlanke Linie achten wolltest?«
    »Soll dir doch egal sein.« Die Fee schleckte einen weiteren Klumpen Grieß ab.
    »Was ist los?«
    »Nichts. Alles bestens.«
    »Lässt du mir etwas übrig?«
    »Pft.«
    Er seufzte, zu erschöpft, um auch noch mit einem Freund zu streiten, und wandte sich zum Gehen.
    »Warte.«
    Friedbert deutete zur Seite. Neben der Mikrowelle stand eine zweite Schale mit Grießpudding, den ein Sahnehäubchen und eine Kirsche zierten. »Da. Mit Liebe gemacht. Guten Appetit. So wie du aussiehst, brauchst du auch Nervennahrung.«
    »Danke.« Er setzte sich zu Friedbert auf die Tischplatte.
    Schweigend löffelten sie den Pudding.

9
    Das primitive Schloss knacken, hineinschleichen – die Akademie hatte eine hervorragende Einbrecherin aus ihr gemacht. Zarah wählte ausschließlich Internetcafés, die von Menschen geführt wurden. Die Alarmanlagen waren meist beinahe antik, und wenn mal eine losging, reagierte das Einsatzteam mehr als behäbig. Lange in einem Geschäft zu verweilen, konnte sie sich dennoch nicht erlauben, und manchmal musste sie mit leeren Händen wieder abziehen, weil das Papier so rar war, dass es im gewählten Laden keine Möglichkeit gab, die Daten vom Stick auszudrucken.
    Stunden später, als der Tag im vollen Glanz über Hamburg herrschte, machte sie sich mit einem dicken Stapel im Fahrradkorb auf den Nachhauseweg. Endlich lief alles nach Plan, endlich ein Erfolg!
    ›Zarah, mal ehrlich. Du bist nicht dazu geschaffen, Pläne zu schmieden, die auch aufgehen.‹
    »Von wegen!«
    Sie trat in die Pedale. Häuser und verlassene Autos zogen an ihr vorbei. Ihre Hände froren in den löchrigen Handschuhen.
    ›Zarah, mal ehrlich.‹
    »Ich schaffe das schon.«
    Das Vorderrad eierte. Geschickt wich sie Schlaglöchern und Unrat aus. Schneller. Die Papierränder flatterten, ein Stein hielt die Blätter im Korb. Sie radelte an dem früheren Bahnhof Rahlstedt vorbei, von dem nur die Stahlkonstruktion des Daches geblieben war, und bis zur Oldenfelder Straße. Verlassene Villen und schäbige Bungalows jüngeren Datums säumten den Weg. Ein gutes Stück von ihrem Haus entfernt hielt sie an und inspizierte die Umgebung. Wer sagte, dass die Daten von der Armfessel tatsächlich nur einmal im Monat ausgewertet wurden? Wo würden die Beamten auf sie warten, sollte das Armband ihr von der Norm abweichendes Verhalten gemeldet haben?
    Alles still, heruntergekommen und verwildert, aus dem Gedächtnis der Öffentlichkeit gestrichen.
    Vorsicht …
    Immer Vorsicht. Auch wenn das Auge nichts sieht und die Ohren nichts hören. Hatte Ash das nicht immer gepredigt?
    Mit gezücktem Messer schlich sie zu ihrem Haus. Im Tageslicht, unter der gleißenden Novembersonne, fühlte sie sich beobachtet. Der Wind schien jedes Geräusch in die Ferne zu tragen, direkt ihren Feinden zu.
    Der herbstliche Garten. Der knirschende Kies des Weges.
    Hinter dem Küchenfenster bewegte sich der löchrige Fetzen, der ihnen als Gardine diente. Enya. Es ist bloß Enya, die sich nach dem Sonnenlicht sehnt, obwohl sie weiß, wie gefährlich es ist, sollte sie ertappt werden.
    Alles still. Alles vertraut. Kein Grund zur …
    … Vorsicht!
    Ruckartig wandte sie den Kopf zur Seite, als müsste sie jemanden finden. Die Vorhut eines Einsatzkommandos oder … Ash? Die Beklommenheit, die sie plötzlich ergriff, war schier unerträglich.
    Da!
    Eine Stimme. Lieblich und ein klein wenig erregt drang sie durch das gesprungene Küchenfenster. Enya.
    Sie lauschte intensiver, aber mehr war nicht zu hören.
    Was ist nur los mit mir? Es ist doch bloß Enya. Es geht ihr gut. Wäre das Einsatzteam hier gewesen, wäre ihre Schwester abgeführt worden und würde nun nicht so ausgelassen mit sich selbst reden, so entzückt und voller Vorfreude.
    Nur … worauf freute sie sich?
    Etwas kippte um, ein Stöhnen drang durch das Fenster und ein weiteres Geräusch. Das eines Körpers, der auf den Boden aufschlug.
    Zarahs Herz hämmerte

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