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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Hauptwachtmeister schüttelte sich, buckelte und fauchte den Wasserfleck über seinem Kopf an. Ein Katzendämon. Übel, auch ohne schlecht gelaunt zu sein.
    »Die Befugnis besitze ich durchaus«, erwiderte Gallagher ungewöhnlich leise, beinahe schnurrend. »Schließlich muss ich die Funktionsstörung des Sicherheitssystems untersuchen.« Als es von der Decke auch auf seinen Kopf hinabtropfte, schüttelte er sich ebenfalls. »Wobei ich mir nicht sicher bin, ob sich die Befugnis auch auf Tropfsteinhöhlen erstreckt.«
    Das Schnurren in seinem Ton schien den Katzendämon zu besänftigen. Das kurze gescheckte Haar des Hauptwachtmeisters legte sich. »Ah ja, das Sicherheitssystem. Das genau dann spinnt, wenn hier eingebrochen wird.«
    »Der Sicherheitscheck wird von meinem Team in unbestimmten Intervallen durchgeführt und erst unmittelbar zuvor bekannt gegeben. Die Einbrecher dürften kaum davon gewusst haben. Der Einfluss von Glück und Zufall wird von vielen unterschätzt, obwohl die wissenschaftlichen Studien unserer keltischen Kollegen belegen …«
    » … dass nasse Füße zu Erkältungen führen.« Die Pupillen des Katzendämons verengten sich zu senkrechten Schlitzen. »Die Bedeutsamkeit von Studien unserer keltischen Kollegen ist uns allen bekannt. Mir erscheint der Zeitpunkt des Einbruchs unter den gegebenen Umständen jedoch ziemlich seltsam. Euch nicht?« Die leuchtenden Augen visierten die Untergebenen. Die Wachmänner warfen einander verstohlene Blicke zu und murmelten etwas halbwegs Zustimmendes.
    »Verstehe.« Gallagher nickte. »Wenn du den Verdacht hast, dass ich oder irgendjemand aus meinem Team die Pläne zur Durchführung des Sicherheitschecks preisgegeben haben, bist du verpflichtet, eine interne Untersuchung einzuleiten.« Er legte den Kopf leicht schief, und seine Augen wurden schmal. »Ich weiß nicht, ob eine solche Untersuchung etwas Sachdienliches an den Tag bringen würde. Ganz sicher aber die Tatsache, dass ich wohl ein paar Videoaufnahmen zu schlampig ausgewertet habe. Der Missbrauch von Katzenminze während deiner Pausen fällt mir da ein. Und dass die Einbrecher überhaupt so weit gekommen sind, ist ebenfalls nicht die Schuld meines Teams.«
    Der Hauptwachtmeister fauchte. Seine Nasenspitze zuckte. Dann zog er den Kopf ein, was seine imposante Gestalt kleiner machte, leckte sich über die Handflächen und glättete sein Haar an den Schläfen. »Ach Gallagher, verzeih. Die Jungs und ich sind wohl etwas zu aufgebracht wegen des Einbruchs. Das hätte niemals passieren dürfen.«
    »In der Tat.« Erst jetzt verweilte Gallaghers Blick ein bisschen länger auf Zarah. Eindringlich. Lauernd. »Ihr habt Glück gehabt, dass diese Putze einen der Einbrecher gestellt hat.«
    Nie hätte sie gedacht, dass ein einziges Wort so viel Verachtung in sich tragen konnte.
    Sie war allein. Gefesselt. Allen ausgeliefert. Und er – unendlich frei, sodass sogar ein Hauptwachtmeister vor ihm kuschte.
    »Ja, ja. Was hier genau passiert ist, wird noch untersucht«, maunzte der Katzendämon und gab seinen Leuten ein Zeichen. »Bringt die Geächtete in den Verhörraum und die Einbrecherin zum Aufwachen in die Zelle.«
    Sie wurde abgeführt. An Gallagher vorbei, den sie mit einer Schulter streifen musste, weil er, ohne sich zu rühren, in dem engen Flur stand und nicht einmal dem Hauptwachtmeister Platz machte. Zwei Wächter eskortierten sie in das Befragungsgebäude, den Peintrakt, wie es hinter vorgehaltener Hand hieß. Was die zugemauerten Fenster vor neugierigen Blicken verbargen, wusste niemand so genau, außer den für Verhöre zuständigen Inspektoren. Es interessierte auch keinen. Hauptsache, die Verdächtigen redeten und sagten aus, was von ihnen erwartet wurde.
    Sie passierten mehrere Türen, bis die Wachmänner Zarah in einen der Räume beförderten. Das Licht aus dem Flur beleuchtete einen Metalltisch mit zwei Stühlen. Der eine Wächter zwang sie, Platz zu nehmen, und befestigte eine Kette an den Handschellen, die sie fixieren sollte.
    Die Tür fiel zu und tauchte alles in absolute Dunkelheit.
    Zarah legte die Wange auf die kalte Tischoberfläche und schloss die Augen. Ein wenig Schlaf würde sie wohl vertragen. Doch ihre gefesselten Arme schmerzten, und der unbequeme Stuhl tat das Übrige. So verstrichen die Stunden des Wartens in einem quälenden Dämmerzustand, der ihr nicht erlaubte, die Realität wenigstens für einen Moment auszublenden. Ihr ständiges Scheitern, ihre Angst um Enya, das schmerzhafte

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