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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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nicht ablenken.«
    Sie rief sich zur Vernunft und befolgte seinen Rat, obwohl alles in ihr danach schrie, ihm zu trotzen. Bei der letzten Drehung schoss tatsächlich eine Fontäne hervor, das Wasser flutete den Boden und durchtränkte ihre Jogginghose. Sie stand auf. Es würde einige Minuten dauern, bis der Wassersegen im Archiv bemerkt werden würde.
    An der Metalltür eine Etage tiefer machte sie halt. Das entsprechende Lämpchen leuchtete nicht – die Überwachungskamera war außer Betrieb. Sie zog das T-Shirt heraus und rieb die rosafarbenen Staubflecken an der Klinke. Ob noch etwas Glück für sie übrig war, oder war es inzwischen aufgebraucht? Das würde sie bald erfahren. Zarah lief nach unten und versteckte sich.
    Nach zehn Minuten hörte sie ein metallisches Rasseln, Fluchen und schnelle Schritte die Treppe hoch. Als die Schritte verhallten, hastete sie zum Archiv. Gesegnet seien Friedbert und sein Schuppen! Die Tür stand einen schmalen Spalt offen. Der Korridor dahinter führte an einem leeren Aufsichtszimmer und etlichen Räumen vorbei. Von der Decke tropfte es wie in einer Höhle, und sie musste aufpassen, um in den Pfützen auf dem Linoleum nicht auszurutschen. Die Türschilder trugen Nummern, die in den Akten vermerkt waren. So fand sie schnell den richtigen Raum.
    Der gar nicht abgeschlossen war! Nein, so viel Glück konnten die Flecken unmöglich gebracht haben, außer, Friedbert gehörte zu den Mächtigsten seiner Art. Sie stieß die Tür an, die sich geräuschlos und beinahe gespenstisch vor ihr auftat.
    Ein Zufall? Eine Falle? Die Folgen des Systemchecks?
    Die langen Reihen von Lagerregalen schienen im Nirgendwo zu verschwinden. Die Plastikboxen darin erinnerten an Kindersärge, die auf Einäscherung warteten. In der Stille pochten ab und zu Wassertropfen auf die Deckel.
    Sie trat ein und lehnte die Tür an. Die Taschenlampe warf ein kränkliches Licht auf den Boden, die Luft roch nach ungewaschenen Füßen. Zitternd kroch der Lichtkegel an einer Regalleiste hoch und ertastete die Fall-Nummern, nach denen die Aufbewahrungsboxen sortiert waren.
    Särge. Das Bild bekam sie nicht mehr aus dem Kopf. Denn ein ähnliches hatte sie während ihrer Ausbildung gesehen. Fall-Nummern, Reihen von Aufbewahrungsboxen, die auf eine Einäscherung warteten, und Leichen darin. Das Ordnungsamt hatte eine Säuberung vorgenommen und die Zwillinge wankelmütiger Dämonen eliminiert.
    Rasch senkte sie die Taschenlampe. Beinahe glaubte sie tatsächlich, durch die milchigen Plastikwände Umrisse toter Menschenleiber zu sehen.
    Ein Geräusch, als würde weiter hinten etwas auf dem Boden abgestellt, ließ sie aufhorchen. Ein Wächter, der das Material vor dem Wasserschaden zu retten versuchte? Sie knipste die Lampe aus, pirschte sich heran und spähte durch den schmalen Spalt zwischen zwei Boxen. Es war kein Wächter. Sondern zwei Unbekannte, mit Taschenlampen ausgerüstet und Ski-Masken über dem Kopf, machten sich an einem Aufbewahrungsbehälter zu schaffen. Zarah hörte ein Wispern: »Ja, das ist das Buch, das sie immer so sorgfältig versteckt hat. Die Engel haben es ihr für die Prophezeiungen geschenkt. Lass uns abhauen.«
    Die beiden huschten in Richtung Ausgang, das Licht ihrer Taschenlampe tanzte herum. Zarah bog um das Regal und beleuchtete die Box. Sie brauchte nicht nach der Fall-Nummer zu suchen, denn sie erkannte den Schürhaken, den sie dem Formwandler damals in den Hals gerammt hatte. Also war nicht nur Enya auf die Idee gekommen, die Geheimnisse der Menschenfrau zu enthüllen.
    Sie lief den Einbrechern hinterher, erwischte den einen und riss ihn am Arm herum. Er schrie überrascht auf. Seine Taschenlampe rollte unter ein Regal. Mit dem rechten Haken schleuderte sie ihren Gegner zu Boden. Im selben Augenblick traf ein Schlagstock sie in den Rücken. Sie stolperte über den Liegenden, blieb aber auf den Beinen und drehte sich dem Angreifer zu, der immer wütender auf sie einzuschlagen begann. Geschickt wich sie den Hieben aus.
    »Nimm das Zeug und verschwinde!«, keuchte eine Frauenstimme unter der Maske und warf dem Liegenden das Buch zu. »Ich lenke sie ab.«
    Zarah blockte ein paar Hiebe ab, bis sie die Gelegenheit bekam, sich unter dem Schlagstock zu ducken und die Gegnerin am Handgelenk zu packen. Noch eine Drehung, und schon bog sie der Unbekannten den Arm auf den Rücken. Mit einem Ruck zog sie die Ski-Maske herunter, schleuderte die Angreiferin herum und schaltete sie mit einem gezielten Schlag aus.

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