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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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Silhouette eines Aufsehers, der dazwischen tanzte, die Rinde streichelte und den Nebel durcheinanderwirbelte. Sie riss die Arme hoch, zielte – mit leeren Händen. Die Maschinenpistole hatte sie verloren.
    Dann lief sie. Lief im Kreis. In die Arme des Aufsehers. Auch er hatte keine Waffe mehr.
    »Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt!« Seine Finger gruben sich in ihre Oberarme.
    Sie riss sich los, stolperte, fiel. Kroch rücklings von ihm fort. »Also echt. Als schön hat mich noch keiner bezeichnet.«
    Sein Gesicht verzerrte sich. » Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt!«
    Sie wollte aufspringen, doch er stürzte sich auf sie und presste sie mit seinem Gewicht zu Boden.
    Seine Hände zerrissen ihre Kleidung, krallten sich in ihre Brüste. Der Mann röchelte über ihr, in seinen Augen tanzte der graue Nebel.
    Derselbe graue Nebel drückt auf sie wie Zement. Sie kann nicht atmen. Die Bäume winden sich. Vielleicht ist sie es, die sich windet.
    Nein!
    Nein.
    Noch war sie bei Verstand. Sie packte seinen Kopf – eine Hand in den Nacken, eine unters Kinn. Ein Ruck, und es knirschte. Der Mann sackte über ihr zusammen.
    Sie liegt still und atmet. Atmet einfach nur.
    Steh auf!
    Sie kroch unter dem Leichnam hervor, rappelte sich auf.
    »Nicht vom Weg abkommen. Nicht den Stimmen zuhören. Nicht die Nebelgestalten ansehen. Nicht vom Weg …« Sie redete, redete lauter als die Nebelgestalten, starrte auf ihre Hände und hoffte, in die richtige Richtung zu stapfen. Bald fühlte sie den asphaltierten Weg unter ihren Füßen. Bald sah sie in der Ferne das gelbe Ortsschild mit der schwarzen Schrift.
    Sie taumelt, sinkt auf die Knie, stützt sich mit den Händen auf dem Asphalt ab.
    »Ich bin da. Ich bin fast da.« Sie richtete ihren Blick auf das Schild, kämpfte darum, bei klarem Verstand zu bleiben. Gar nicht mehr so weit – dann hatte sie es geschafft.
    »Und ich lebe, verdammt noch mal!«, brüllte sie der Toten Stadt entgegen, obwohl sie es lieber dem Nebel entgegengebrüllt hätte.
    Aber nach hinten blicken, das kann sie nicht mehr. Das kalte Metall eines Gewehrs drückt ihr in den Nacken.
    »Nun. Die Knochen haben nicht gelogen. Die eine Flüchtige habe ich gefunden, die zweite kriege ich auch noch.«
    Sie durfte den Verstand nicht verlieren!
    Doch die Umgebung erschien wieder verzerrt, alles wurde langsamer …
    Aus dem Augenwinkel sieht sie den Saum eines weißen Gewands, das nach Hühnerblut riecht. Der Sucher kommt um sie herum. An seinen Ohren haften schwarze Krümel – er hat sich Erde hineingestopft, um die Stimmen nicht zu hören. Und er ist auf dem Weg geblieben.
    Die Mündung der Waffe fährt ihr über die Wange und stößt gegen ihre Stirn. Er steht vor ihr. Sie starrt auf den Asphalt unter ihren Händen.
    Warmes, klebriges Blut ergießt sich über sie.
    Überrascht denkt sie: Es riecht nicht wie meins.
    Neben ihr bricht der Körper des Suchers zusammen. Sie schaut auf und sieht …
    … ihn.
    Breite Schultern. Eine stattliche, muskulöse Figur.
    Nein.
    Dunkles, welliges Haar. Blaue Augen. Blaue Augen?
    »Zarah«, sagt er. »Du hast eine bemerkenswerte Gabe, dich in Schwierigkeiten zu bringen, weißt du das?«
    Eine junge Frau mit schwarzen Locken beugt sich zu seinem Ohr. »Ghost? Ruf deine Leute zusammen, wir sollten schleunigst in unser Quartier zurückkehren, bevor wir jemanden verlieren.«
    Wohlgeformte Gesichtszüge. Schiefer Nasenrücken.
    Nein. Unmöglich. Es war schier unmöglich, dass ein Wesen so allgegenwärtig schien. Außer, er war …
    Gott.
    G.host.
    Gallagher.

»Es kommt selten so gut wie erhofft, aber auch selten so schlimm wie befürchtet.«
    Gerhard Cromme, dt. Topmanager
    Er besaß mich, und ich tat alles, was er von mir verlangte. Es ging dabei nie um etwas Schlimmes, aber wie lange würde er mich noch schonen? Ich war ein Spielzeug in seinen Händen, zu schwach in meiner Unvollkommenheit, um ihm zu trotzen.
    »Immer noch nichts?« Seine langen Finger trommelten gegen eine Aluminiumschale, die, mit blanken Knochen gefüllt, vor mir auf dem Tisch stand. Die Plastikkühltasche hatte er danebengestellt, und ich roch das frische Fleisch, das darin auf mich wartete. »Keine einzige Spur?«
    Ich brauchte nicht zu antworten, denn hätte mein vor Kurzem erlangtes magiesensibles Herz etwas gespürt, wäre es mir unmöglich gewesen, still zu sitzen und an meinen Fingernägeln zu kauen.
    »Verdammt.« Er packte die Schale und schleuderte sie gegen die Wand.
    Die Knochen

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