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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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trug. Was ging hier vor? Stellten sie ihm eine Falle? Und wieso? Wer hatte diesen gnadenlosen Ermittler derart zugerichtet?
    Er bückte sich zu ihm runter, wollte sichergehen, dass es auch wirklich er war. Nachums Gesicht war geschwollen und ramponiert, sein Mund blutete und er hielt sich sein Knie. Zusammengerollt lag er auf dem kalten Boden, wie ein kleines Kind.
    »Was ist Ihnen zugestoßen?«, fragte er erneut. »Wer hat Ihnen das angetan?«
    »Wasser …«, wisperte Nachum und sah ihn mit flehenden Augen an.
    Er wich nicht von der Stelle, betrachtete ihn nur verblüfft. Wie er diesen Mann hasste, wie er ihn angefleht hatte, er möge ihm zuhören, ihn gebeten hatte, ihm zu glauben, dass er diese Frau nicht vergewaltigt hatte, doch dieser Mann hatte sich auf beiden Ohren taub gestellt.
    Eli Nachum hustete, wobei sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrte. Derjenige, der ihn verprügelt hatte, hatte ihm schwere Verletzungen zugefügt. Gut möglich, dass er innere Blutungen hatte. Ließ er ihn hier zurück, würde er sterben.
    Nachum hob leicht den Kopf, als wollte er ihm etwas sagen, doch der Kopf war zu schwer und er ließ ihn wieder sinken. Was sich hier vor seinen Augen abspielte, machte Ziv nervös. Wollte Nachum ihm einen Hinweis geben? War er in der Wohnung nicht allein?
    Er stand schnell auf und sah sich um. Es war still. Er ging ins Schlafzimmer und machte dort Licht, doch in dem Zimmer war keiner zu sehen, ebenso in dem kleinen Bad. Sie waren allein. Wenigstens das.
    Er ging zurück ins Wohnzimmer und blickte auf Nachum, der sich keinen Zentimeter bewegt hatte.
    »Wasser …«, flehte er wieder und schloss die Augen.
    Was sollte er tun?
    Verdammt! Mit einem Mal kam er zu sich, was war nur mit ihm los? Was stand er hier wie ein Golem? Selbst wenn dieser Bulle der Teufel in Person war, musste er es ihm nicht mit gleicher Münze heimzahlen. Er hatte eine zweite Chance bekommen und wollte ein besserer Mensch werden, keiner, der abseits stehen blieb, wenn sich vor ihm jemand vor Schmerz krümmte.
    Er eilte in die Küche, goss ein Glas Wasser ein, befeuchtete seine Finger und wischte Nachum das Blut von den Lippen. Dann half er ihm zu trinken.
    »Langsam«, sagte er zu ihm, »nicht alles auf einmal.«
    Nachum schlug die Augen auf und nickte dankbar.
    »Wer hat Ihnen das angetan?«, fragte er, als er sah, dass er sich ein wenig entspannte. Nachum schwieg jedoch und schloss wieder die Augen. Diese Reaktion war beklemmend. Es konnte kein Zufall sein, dass Nachum in seiner Wohnung zusammengeschlagen worden war. Hatten Faros Leute hier auf ihn gewartet und versehentlich Nachum in die Finger bekommen? Waren sie sich darüber im Klaren gewesen, dass sie es mit einem Polizisten zu tun hatten? Plötzlich ahnte er, dass er der Falle, in die er getreten war, womöglich nie entkäme.
    Nachum hustete wieder. »Ich bringe Sie ins Krankenhaus«, sagte Ziv entschlossen, und mit einem Ruck, wie er das Tragen von Verletzten bei der Armee trainiert hatte, lud er sich den Mann, der gegen ihn ermittelt hatte, auf die Schultern.
    Kurz bevor sie die Wohnung verließen, blieb er stehen und drehte sich um. Mit Nachum im Gepäck ging er zu der kleinen Kommode neben der Eingangstür und zog resolut die Schublade auf. Er sah ihn sofort – ein Griff und er war an seinem Finger.
    * * *
    Nachum warf ihm einen merkwürdigen Blick zu, als er ihn auf die Hinterbank des Wagens setzte. »Ziehen Sie … das T-Shirt aus«, flüsterte er.
    Verdutzt sah er ihn an, er war noch über ihn gebeugt. Ihre Gesichter waren sich nah, berührten sich fast. Nachum atmete schwer und röchelte.
    »Ziehen Sie … das T-Shirt aus«, sagte er erneut.
    »Warum?« Diese eigenartige Bitte brachte ihn auf. Er hatte ihm nicht gesagt, wer ihn so zugerichtet hatte, hatte ihm nicht erklärt, was er in seiner Wohnung zu suchen hatte, wieso sollte er jetzt auch noch sein T-Shirt ausziehen?
    »Ich muss etwas wissen«, sagte Nachum, »glauben Sie mir, es ist wichtig …«
    Er sah sich nach allen Seiten um. Auf der Straße war kein Mensch. Obwohl er nicht wusste, weshalb, zog er sein Shirt aus und stand mit bloßem Oberkörper vor Nachum.
    »Drehen Sie sich um«, sagte der Ermittler.
    Ziv schnaufte ungeduldig und drehte sich um.
    »Zufrieden?«, fragte er wütend, weil er sich bei diesem Striptease dämlich vorkam und es wieder Nachum war, der nach Belieben mit ihm spielte.
    »Es tut mir leid«, sagte Nachum leise.
    »Was?«, fragte er und zog sich schnell wieder an.
    »Ich

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