Tag des Opritschniks, Der
behaucht vom göttlichen Geist«, widerspricht Ochlop.
»Und bei uns im Kosakenregiment gab’s einen Oberleutnant, der meinte immer: Geräuchertes Fleisch hält länger!«, seufzt Posocha und nimmt sich auch eine Zigarette.
»Was seid ihr für elende Hornochsen! Unser Gossudar raucht nicht. Der Alte hat es sich abgewöhnt. Füruns ziemte es sich erst recht, die Reinheit unserer Lungen und unserer Lippen hochzuhalten.«
Schweigend rauchen sie und hören zu.
Die Tür springt auf, heraus kommen die übrigen Männer mit der Frau im Schlepp. Sie haben sie, nackt und ohnmächtig, in ein Schaffell gewickelt. Ein Weib zu verschleißen ist für unsereins immer noch ein besonderer Auftrag.
»Lebt sie noch?«
»Daran ist selten wer gestorben!«, grinst Pogoda. »Ist doch nicht die Folterbank!«
Ich nehme ihre schlaffe Hand. Der Puls ist noch da.
»Gut. Werft sie ihrer Sippe vor die Tür.«
»Wie üblich.«
Sie wird davongetragen. Höchste Zeit, der Sache hier ein Ende zu machen. Die Opritschniki werfen lüsterne Blicke auf das Haus: Es ist reich, voll mit feinen Dingen. Aber nein, wenn ein Anwesen laut Verfügung unseres Gossudaren auf Abriss steht, darf nichts herausgetragen werden. Das ist Gesetz. Alles Hab und Gut geht an den roten Hahn des Gossudaren.
Ich gebe Sjabel ein Zeichen, er ist bei uns der Feuerwerker.
»Verrichte dein Werk!«
Er zieht seinen Rebroff aus dem Holster, steckt einen flaschenförmigen Stutzen an den Lauf. Wir gehen auf Abstand zum Haus. Sjabel zielt auf ein Fenster und schießt. Die Scheibe klirrt. Wir treten noch weiter zurück. Stellen uns im Halbkreis auf, ziehen die Dolche blank, heben und senken sie in Richtung des feindlichen Gemäuers.
»Wehe diesem Haus!«
»Wehe diesem Haus!«
»Wehe diesem Haus!«
Dann die Explosion. Aus den Fenstern stößt ein dicker Feuerschwall. Fetzen fliegen, Fensterrahmen und Gitter fallen in den Schnee. Das Anwesen hat Feuer gefangen. Der rote Hahn unseres Gossudaren ist eingekehrt.
»Gut gemacht!« Das Gesicht des Alten schwebt im schillernden Rahmen vor uns in der scharfen Luft. »Schickt die Strelitzen nach Hause und kommt in die Kirche zum Dankgebet!«
Ende gut, alles gut. Nach getaner Arbeit ist gut Beten.
Wir gehen durch das Tor, machen einen Bogen um den Gehenkten. Draußen haben die Strelitzen zu tun, das Zeitungsvolk in Schach zu halten. Sie stehen da mit ihren Apparaten, wollen unbedingt den Brand ablichten. Das ist seit neuestem erlaubt. Mit der Nachrichtenkanzlei haben wir nach den denkwürdigen Novemberereignissen Abmachungen getroffen. Ich winke dem Kosakenhauptmann. Die Apparate richten sich auf den Brand, auf den Gehenkten. In jedem Haus, über jede Verlautbarungsblase werden die Rechtgläubigen sich von der Stärke unseres Gossudaren und seines Staates ein Bild machen können. Und verstehen, was das heißt: Schuld und Sühne!
Getreu den Worten unseres Gossudaren, des großen Gebieters: »Recht und Ordnung! Darauf hat unser Heiliges Russland gebaut, als es aus der Grauen Asche erstand, und es wird immer darauf gründen.«
Was die Wahrheit ist und nichts als die Heilige Wahrheit!
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IN DER MARIÄ-HIMMELFAHRTS-KATHEDRALE ist es dunkel, warm und feierlich wie immer. Kerzen brennen, die goldenen Ikonenbeschläge glänzen, der Leuchter in der Hand des schmalschultrigen Popen Vater Juvenalius blakt, es tönt sein dünnes Stimmchen, der Bass des schwarzbärtigen dicken Diakons im Kliros hält dagegen. Wir stehen in gedrängten Reihen – die ganze Moskauer Opritschnina. Auch der Alte ist da und Jerocha, seine rechte Hand, sowie Mossol, die linke. Dazu die komplette alte Garde, zu der ich gehöre. Und der große Rumpf. Und die jungen Spunde. Nur der Gossudar fehlt. Montags gibt er uns eigentlich meistens die Ehre, verrichtet mit uns gemeinsam das Gebet. Doch heute ist unsere Sonne nicht da. Staatsangelegenheiten werden unseren Gossudaren in Atem halten. Falls er nicht gerade in seiner Hauskirche, der Mariä-Gewandniederlegung, für das Heilige Russland betet. Des Gossudaren Wille ist triftig und unergründlich. Und das ist gut so.
Heute ist ein normaler Montag. Der Gottesdienst darum ein ganz gewöhnlicher. Epiphanias liegt hinter uns, da wir mit dem Schlitten über die Moskwa fuhren, das mitgeführte Kreuz in den Jordan, sprich: das Eisloch unter der silbernen, mit Fichtenwedeln umrankten Laube senkten, Babys getauft wurden, wir selber auch ein paarmal im eisigen Wasser untertauchten, Kanonen abfeuerten, das Haupt beugten vor
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