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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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hin und richtete es so ein, dass es aussah, als würde ich in eine der Bräunungsduschen gehen, während die anderen in ihre gingen. Anstatt mich mit dem ekligen gelben Zeugs zu bombardieren, setzte sie mich auf einen Stuhl, reichte mir eine Nummer des Heat -Magazins und einen Latte, zwinkerte mir theatralisch zu, ging hinaus, schloss die Vorhänge der Kabine und ließ mich mitten in Hollywood mit Colin Farrell und seinen Starallüren allein. Perfekt.
    Als meine Mutter eine Bemerkung darüber machte, wie blass ich nach dem Tanning noch sei, eilte Karina herbei und versicherte ihr: »Bei Grace benutzte ich wegen der besonders empfindlichen Haut nur eine sehr leichte Bräunung.« Gott, was war sie für ein Profi. Mam sah wütend aus, aber ich glaube, das lag auch am ärgerlichen Orangeton ihrer Haut.
    »Ich hoffe, sie berechnen dafür nicht den vollen Preis«, sagte Mam.
    »Mach dir keine Sorgen, Mam«, sagte Clare. »Das geht auf meine Rechnung.«
    »Darum geht es doch nicht, Clare«, wies meine Mutter sie scharf zurecht. »Ich meine, schau sie dir an. Sie sieht ganz teigig aus. Das ist nicht in Ordnung. Und sie riecht
nicht einmal wie wir.« Mam schnüffelte an der Haut ihres Arms, als würde sie sich von dem Geruch des Tanning Sprays übergeben müssen. Karina sagte gar nichts, sondern geleitete uns in die Massageabteilung, wo eine Frau namens Olga mit Armen wie ein Proficatcher versprach, »sirch gut um uns zur kummerrn«.
    Nach alldem schlief ich vor Müdigkeit fast im Stehen ein. Ernsthaft. Schönheitspflege ist strapaziös. Mein Gesicht war mit all den offenen Poren wie Vulkangestein. So durchlässig wie meine Haut jetzt war, musste ich anfällig sein für Infektionen. Eben wollte ich vorschlagen, etwas trinken zu gegen, als Mam uns alle in ein Taxi scheuchte und nach Hause jagte, um das kalte Büfett für den Abend vor der Hochzeit vorzubereiten. Für den Rest der Fahrt war ich von dem Gedanken an eine Zigarette besessen. Von dem Gefühl eines Glimmstengels zwischen meinen Fingern. Meiner Lippen am Filter. Des Rauchs, den ich ausblies, und vielleicht sogar ein paar Rauchkringeln, sofern ich es hinbekam. Mam, Clare und Jane merkten nichts von meiner Süchtelei. Sie sprachen – alle zur gleichen Zeit – von der Hochzeit und Dingen, die mit der Hochzeit zu tun hatten. Ich sehnte mich so sehr nach Patrick. Wäre er hier gewesen, hätte er alles mit einem ungezwungenen Lächeln und ein paar liebevoll spöttischen Scherzen aufgelockert. Mir wurde bewusst, dass ich jetzt der einzige Rotschopf war, den es noch in der Familie gab. Das war zwischen Clares langem, feinem dunklen Haar und Janes kurzem brünetten Haar wirklich auffällig. Und selbst neben dem stahlgrauen Bob meiner Mutter, bei dem kein Härchen es wagte, seinen Platz zu verlassen. Wäre er da gewesen, hätte ich ihn mit seinem Buchhalter-Job aufgezogen. »Wie viele Buchhalter braucht es, um eine Glühbirne auszuwechseln?«, hätte ich ihn geneckt. »Keinen einzigen. Sie brauchen keine Glühbirnen.
Sie sind alle vor Sonnenuntergang im Bett.« Und er hätte sich revanchiert mit: »War es der Glamour des Versicherungswesens, der dich verlockt hat?« – »Patrick, du weißt doch bestens: Leute, die sonst nichts können, versichern. Es war der perfekte Beruf für mich.«
    Wir hätten uns kaputtgelacht, unsere Köpfe geschüttelt und uns vorgestellt, was vielleicht einmal unsere berühmten letzten Worte sein würden. Hätte ich doch nur ein paar Zahlen mehr addieren können (Patrick), hätte ich doch nur ein paar Fälle mehr klären können (ich).
    »Grace? Hörst du mich?« Ich war wieder zurück im Taxi und sah meine Mutter mit dem leeren Gesichtsausdruck an, den sie hasste.
    »Entschuldige?«
    Mam bemühte sich, ihre Verärgerung im Zaum zu halten, ich setzte mich aufrechter hin und lächelte schnell.
    »Entschuldige, Mam, ich bin in Gedanken nur gerade den kirchlichen Teil durchgegangen, um sicherzugehen, dass ich weiß, was ich zu tun habe.«
    Mam zog etwas besänftigt die Nase hoch. Sie hätte die Tatsache erwähnen können, dass ich fünf Minuten zu spät zur Probe gekommen war, tat es aber nicht.
    »Du wirst großartig sein, Grace.« Clare neigte sich zu mir und drückte meinen Arm. »Du musst nichts anderes tun, als mit Jane das Mittelschiff hochzugehen und dafür zu sorgen, dass sich mein Kleid nicht in meinem Unterhöschen verfangen hat, wenn ich am Altar ankomme.«
    Darüber mussten wir alle lachen, selbst Mam. Einen Augenblick war es, als wäre

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