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Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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tatsächlich geschafft, mit Anna zu sprechen, als sei sie nüchtern und genauso wie immer, und Ekholm war es gelungen, sich ins Waschbecken zu übergeben, ohne dass Anna etwas davon mitbekam. Als Anna später zwischen beiden im Bett gelegen hatte, war sie schon wieder bester Laune gewesen und beruhigt eingeschlafen, und Lasse Ekholm hatte in dieser Nacht lange wach gelegen und sich vorgenommen, immer für Anna da zu sein. Immer.
    Kirsti trank Wein, und Virpi fragte, ob sie auch ihm nachschenken dürfe.
    »Nein, danke«, sagte er und hob abwehrend die Hand.
    »Nicht einmal einen kleinen Schluck?«, fragte Virpi.
    »Ich muss noch fahren«, sagte Ekholm.
    Er spürte Blicke auf sich ruhen und aß von dem Fleisch, das hauchzart war. Worte schwebten durch den leeren Raum, der ihn umgab. Virpi begann abzuräumen und sagte, dass es langsam kühl werde und sie den Nachtisch im Haus servieren wolle.
    Die Stimmen nahmen wieder einen weniger befangenen Ton an, es wurde, fast ausgelassen, gelacht, Kirsti hatte ihre Hand von seiner genommen.

IN EINER ANDEREN ZEIT, AN EINEM ANDEREN ORT
70
    Computer aus, Kabel raus, auf dem Sprung. Steht plötzlich Schwesterherz in der Tür.
    Ja spinne ich?
    Unto, sagt sie.
    Jo.
    Was machst du?
    HÄ ?
    Wo willst du hin?
    WO , WO , WO .
    Lass uns mal reden. Sagt sie.
    WOHIN .
    Keine Zeit. Kabel aus, Computer raus. Muss los.
    Wohin?
    WOHIN ? WOHIN ?
    Fragt, ob sie mitkommen kann.
    HA !
    Ok, gut, Rohrbomben verpackt, vergraben, Gewehr und Schießeisen schon im Kofferraum, Munition für dreihundert Schuss, Kostüm auf dem Bett.
    Momentchen.
    Ich hole das Kostüm, trage es an Schwesterherz vorbei nach unten, Schwesterherz läuft hinter mir her, und während sie so läuft, so langsam, gebückt, frage ich mich …
    Alles ok so? Mit dem BABY ? Siehst fast ein klein wenig … dünner aus.
    BABY ist da, sagt sie.
    Aha, aha.
    Zu früh, sagt sie. Einige Wochen. Liegt im Brutkasten.
    Aha.
    BRUTKASTEN .
    Und was das sei.
    Hm?
    Das da, sagt sie.
    Hm.
    Na, das schwarze Hemd da in meiner Hand.
    Ach so, Stoff.
    Stoff?
    Ja, Stoff. Ein Fetzen Stoff.
    Ich lege den Fetzen Stoff, das Kostüm der Ninja-Katze, auf den Rücksitz.
    Sie kommt mit. Sagt sie.
    Aha.
    In die Stadt. Falls ich da hinfahre.
    Aha. Jo. Na dann.
    Ich will nicht in die Stadt, ich will auf die INSEL , habe einen TERMIN , aber was tut man nicht alles für SCHWESTERHERZ . Steig ein, Schwesterherz, kein Problem, dann fahre ich dich in die STADT , Momentchen noch, Eile mit Weile, muss kurz was NOTIEREN .
    Gehe nach oben, stehe vor dem Tisch, endlich allein, schreibe den letzten Eintrag. Für alle anderen, für die NACHWELT , also:
    Bin auf dem Sprung. Zu einem KONZERT . Habe keine Eintrittskarte, aber man ERWARTET mich.
    Special Guest.
    Uninvited.
    Showtime.
    Kinder killen.
    Das war’s.
    Ich bin
    weg.

AUGUST
71
    Als sie im Haus saßen, in warmem Licht, begann Ari wieder, von einem Fall zu erzählen, einem anderen Fall, einem anderen Mandanten, der Richter hieß X, der Mandant Y, ein wichtiger Zeuge Z.
    Virpi brachte den Nachtisch, ihre Spezialität, Tiramisu, und Lasse Ekholm fragte sich, ob Ari in anderen Runden auch von ihrem Fall berichtete. Von einem Mandanten, der ein guter Freund war, X. Von einem Mädchen, das die Tochter des Mandanten war, Y.
    »Und dann kommt langsam die Zeit für die alljährliche Ballerei«, sagte Virpi lächelnd.
    »Stimmt«, sagte Kirsti, ihre Wangen waren gerötet, und Lasse Ekholm dachte darüber nach, was es eigentlich über seinen Freund Ari Kauppinen aussagte, dass er alljährlich am 31. August, pünktlich um 21.14 Uhr, in der Minute seiner Geburt, ein Feuerwerk abfackelte.
    Vermutlich nichts. Er sah auf die Uhr, noch fünfzehn Minuten. Ari ging, um die Raketen startbereit zu machen, die er aufbewahrt hatte, eingekauft hatte er sie vermutlich vor Monaten, an einem anderen Tag, in einem anderen Jahr, in dem Anna noch gelebt hatte. Sven Lövgren folgte Ari, um ihm beim Aufstellen der Feuerwerkskörper behilflich zu sein.
    »Männer …«, sagte Virpi, Marisa lächelte, Kirsti trank, und die Kinder rannten in den Garten.
    »Aber vorsichtig, geht bitte nicht zu nah ran!«, rief Virpi.
    Ekholm dachte darüber nach, ob Aliisa oft an Anna dachte. Sie waren nicht in dieselbe Klasse gegangen, hatten aber dieselbe Schule besucht. Aliisa war ein Jahr älter, in einem Alter, das Anna nicht mehr erreichen würde.
    »Noch drei Minuten«, sagte Marisa.
    Virpi balancierte Gläser auf einem Tablett. »Dann lasst uns schon mal rausgehen«,

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