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Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Costin Wagner
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schärfer, noch lauter, und Sedin hörte seinen Namen, hatte fast den Eindruck, ihn zu sehen, eingerahmt von Bergenheims Worten, die ihn als den erfolgreichsten Fondsmanager der Norda-Bank priesen, dem es gelungen sei, den OptiRent um mehr als zwölf Prozent zu steigern, während andere den Krisen zum Opfer fielen, den tatsächlichen und den eingebildeten, und deshalb …
    »… deshalb, lieber Markus Sedin, sind wir sehr froh, dass wir dich haben. Zeig dich, lieber Markus, damit alle schon mal sehen können, wie so ein Tausendsassa aussieht …«
    Sedin blieb noch kurz sitzen, benommen, ohne genau zu wissen, warum, dann fühlte er Bergenheims Blick auf sich ruhen und begriff, dass er aufstehen sollte. Er erhob sich und nickte den Anwesenden im Saal zu, ohne einen von ihnen anzusehen, und Bergenheim fuhr fort:
    »Manche pfeifen dieser Tage im Walde und rufen: Wir kommen wieder! Ich sage euch etwas anderes – wir, wir alle, wir Finnen mit Norda, ihr hier in Belgien mit dem traditionsreichen Bankhaus De Vries, wir alle sind nie weg gewesen, und gemeinsam werden wir stärker sein als je zuvor.«
    Stille. Den letzten Satz hatte Bergenheim leise gesprochen und ganz sanft, und Markus Sedin wusste auch, warum, denn einmal hatte Bergenheim ihm erläutert, dass starke Worte umso wirksamer nachhallten, wenn man sie in Watte hüllte.
    Lang andauernder, gleichmäßiger Beifall setzte ein. Dann verließ Bergenheim das Podium, und Markkanen kam auf die Bühne, warf bunte Bilder aus seinem Laptop an die Wand und sprach sein träges Englisch mit dem ausgeprägt finnischen Akzent.
    Doch nicht abgestürzt, die Präsentation, zumindest nicht unwiederbringlich, dachte Sedin, während er die Bilder an der Wand betrachtete, und dann trug Markkanens einschläfernde Stimme seinen Blick über die Gesichter hinweg zu den Fenstern und durch die Scheiben auf den Sand und das Meer. Die Sonne brach durch die Wolken und beleuchtete den Eisregen, und niemand reagierte auf das gespenstische Licht. Niemand reagierte, als Markkanen zu schweigen begann und seine Bilder von der Wand nahm, indem er den Laptop zuklappte.
    De Vries kehrte auf die Bühne zurück und entließ alle für einige Stunden »in Freiheit«, wie er es nannte, bis zum Abendessen. Sedin wechselte ein paar Worte mit Bergenheim und Markkanen, die beide auf ihre Weise erhitzt und erleichtert wirkten, vermutlich weil die Präsentation ihren Erwartungen entsprechend funktioniert hatte, dann fuhr er mit dem Aufzug nach oben und lag für eine Weile auf dem Bett, auf dem kühlen, glatten Laken.
    Er dachte darüber nach, Taina anzurufen und Ville, stellte sich vor, ihre Stimmen zu hören. Irgendwann, als der Gedanke sich entfernte, stand er auf, zog sich um und fuhr nach unten in den Wellnessbereich. Die kleine Schwimmhalle war gedämpft beleuchtet, draußen schimmerte ein Regenbogen, auf einer Liege saß ein Mann, der in einer Zeitung blätterte, und neben ihm tauchte ein Mädchen. Das Wasser war sehr warm, angenehm, das Mädchen hustete, als es an die Oberfläche kam. Sedin schwamm Bahnen, in regelmäßigem Tempo, und ein zweites Mädchen betrat die Halle, schwungvoll, erhitzt lachend.
    »Du musst mal das Dampfbad ausprobieren oder wie das heißt«, rief sie, und Sedin glaubte, aus ihrem Englisch einen schottischen Akzent herauszuhören. »Limone, kommt geil.« Das Mädchen sprang vom Beckenrand ins Wasser, obwohl die Aufschrift auf einem Schild an der Wand darauf hinwies, dass das verboten sei. Draußen waren der Regenbogen und das dumpfe Weiß der einsetzenden Dunkelheit gewichen. Sedin sah den Mädchen zu, die inzwischen einen Ball hin- und herwarfen und um die Wette tauchten und jede Menge Spaß zu haben schienen, bis ein kleiner Junge kam.
    »Mein kleiner Bruder«, flüsterte eines der Mädchen dem anderen zu, und der Junge fragte, ob er mitspielen dürfe. Das andere Mädchen sprang ins Wasser und tauchte und berührte mit den Füßen, kurz vor dem Auftauchen, Sedins Beine.
    »Oh, ’tschuldigung.«
    »Macht nichts«, sagte Sedin.
    Er spürte noch die Berührung und betrachtete den Jungen, der unentschlossen am Beckenrand stand und etwa in Villes Alter sein musste, sieben oder acht. Taina anrufen, dachte er. Taina anrufen, um mit Ville zu sprechen. Er hievte sich aus dem Becken, legte sich ein Handtuch um und erwiderte den gemurmelten Gruß des Mannes, der noch immer auf seiner Liege saß und in einer Zeitung blätterte. In der Saunalandschaft war das Licht orange und blau,

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