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Tage in Burma

Tage in Burma

Titel: Tage in Burma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Orwell
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hier ganz wie eine Königin fühlen. Die
    unverheirateten Männer sind so einsam, daß sie die Gesellschaft eines Mädchens hervorragend zu schätzen wissen«, usw. usw.
    usw.
    Elizabeth gab dreißig Pfund für Sommerkleidung aus und
    segelte unverzüglich ab. Das Schiff durchpflügte, von Delphinen begleitet, das Mittelmeer und den Kanal und gelangte in eine grell emailblaue See, dann hinaus auf die grüne Wüste des
    Indischen Ozeans, wo Scharen von fliegenden Fischen in
    Schrecken vor dem herannahenden Schiffsrumpf wegglitten.
    Nachts phosphoreszierte das Wasser, und die Bugwelle war wie ein sich bewegender Pfeil aus grünem Feuer. Elizabeth
    -111-
    ›schwärmte‹ für das Leben an Bord des Schiffes. Sie schwärmte für das abendliche Tanzen an Deck, für die Cocktails, zu denen alle Männer an Bord sie eifrig einluden, die Deckspiele, deren sie ungefähr zur selben Zeit wie die anderen junge Leute müde wurde. Es bedeutete ihr nichts, daß der Tod ihrer Mutter erst zwei Monate her war. Ihr hatte nie viel an ihrer Mutter gelegen, und überdies wußten die Leute hier nichts von ihren
    Angelegenheiten. Es war so wunderschön, nach diesen zwei
    reizlosen Jahren wieder die Luft des Reichtums zu atmen. Nicht daß die meisten Passagiere reich waren; aber an Bord eines Schiffes benehmen sich alle so, als wären sie reich. Sie würde Indien herrlich finden, das wußte sie. Sie hatte sich nach den Gesprächen mit anderen Passagieren ein ziemlich genaues Bild von Indien gemacht; sie hatte sogar einige der notwendigsten hindostanischen Redewendungen gelernt wie › idher ao‹, ›jaldi‹,
    ›sahiblog‹ usw. Schon im voraus genoß sie die angenehme Atmosphäre der Clubs, mit dem leichten Flattern der Punkhas und dem ehrfürchtigen Selam der barfüßigen Boys mit weißen Turbanen; und Plätze mit bronzebraunen Engländern mit kleinen Stutzbärten, die hin und her galoppierten und Polobälle
    schlugen. Der indische Lebensstil war fast wie echter Reichtum.
    Durch glasig grünes Wasser, in dem Schildkröten und
    schwarze Schlangen schwammen und sich sonnten, segelten sie nach Colombo. Eine Flotte von Sampans kam dem Schiff entgegengerast, gesteuert von kohlschwarzen Männern mit
    Lippen, die von Betelsaft röter waren als Blut. Sie schrien und drängten sich um die Gangway, während die Passagiere
    ausstiegen. Als Elizabeth und ihre Freunde herunterkamen,
    überschütteten sie zwei Sampanburschen, den Bug zur Gangway gerichtet, mit flehendem Geschrei.
    »Fahren Sie nicht mit ihm, Missie! Nicht mit ihm! Schlechter böser Mann ist er, nichts für fahren Missie!«
    »Hören Sie nicht seine Lügen, Missie! Häßlicher gemeiner
    Kerl! Häßliche, gemeine Tricks macht er. Häßliche
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    Eingeborenen-Tricks !«
    »Haha! Er ist selber nicht Eingeborener! Oh, nein! Er
    europäischer Mann mit gelber Haut, Missie! Haha!«
    »Hört auf mit eurem Geschwätz, ihr zwei, oder einer von euch kriegt einen Tritt«, sagte der Mann von Elizabeths Freundin - er war Pflanzer. Sie stiegen in einen der Sampans und wurden zu den sonnenhellen Kais gerudert. Und der erfolgreiche
    Sampanführer wandte sich um und spie auf seinen Rivalen einen Mund voll Spucke, den er ziemlich lange aufgespart haben
    mußte.
    Das war der Orient. Der Duft von Kokosnußöl und
    Sandelholz, Zimt und Gelbwurz schwebte auf der heißen,
    flimmernden Luft übers Wasser. Elizabeths Freunde fuhren sie zum Mount Lavinia hinaus, wo sie in lauwarmem Meerwasser
    badeten, das wie Coca-Cola schäumte. Sie kamen abends aufs Schiff zurück und erreichten nach einer Woche Rangun.
    Nördlich von Mandalay kroch der mit Holz geheizte Zug mit
    zwanzig Stundenkilometern über eine weite, ausgedörrte Ebene, die an ihren fernen Rändern von einem Kreis blauer Hügel
    begrenzt war. Weiße Reiher standen regungslos in
    ausgewogenem Gleichgewicht da, und Haufen von trocknenden
    Pfefferschoten leuchteten scharlachrot in der Sonne. Manchmal erhob sich eine weiße Pagode aus der Ebene wie die Brüste
    einer hingestreckten Riesin. Die frühe Tropennacht brach ein, und der Zug zuckelte weiter, langsam, an kleinen Stationen haltend, wo barbarische Schreie aus dem Dunkel ertönten.
    Halbnackte Männer, das lange Haar am Hinterkopf
    zusammengebunden, liefen im Fackelschein hin und her, in
    Elizabeths Augen häßlich wie Dämonen. Der Zug versank im
    Walde, und unsichtbare Zweige streiften die Fenster.
    Es war etwa neun Uhr, als sie in Kyauktada ankamen, wo
    Elizabeths Onkel und Tante mit Mr.

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