Tage wie im Traum
darauf warteten, von den Gastgebern begrüßt zu werden. "Ich glaube, die jetzige Lady Forsythe hat einiges verändern lassen.
Vorher war alles Madelyns Stil. Sie wurde in dieser Stadt sozusagen angebetet."
Es ist bestimmt schwer, in ihre Fußstapfen zu treten, dachte Eve. Unter dem riesigen Kristalllüster in der Eingangshalle standen Sir David und Lady Forsythe und empfingen ihre Gäste.
Eve war Sir David schon in der Firma vorgestellt worden. Er war ihr kühl, aber höflich begegnet und wirkte immer ernst und ein wenig zerstreut.
Obwohl sein schwarzes Haar an den Schläfen grau wurde, war er immer noch ein gut aussehender Mann und wirkte mindestens zehn Jahre jünger als die dreiundsechzig, die er zugab. Äußerlich ähnelte Drew ihm sehr, die schlanke, große Gestalt, die markanten Züge, aber das war auch schon alles. Sir David hatte wenig vom Charme seines Sohnes, und der Blick seiner eisblauen Augen war kühl und stechend, seine Haltung reserviert.
Lady Forsythe sah fabelhaft aus. Man muss viel Geld haben, um so auszusehen, dachte Eve. Das Kleid, die Frisur, die zarte Haut, die Diamanten, die an ihren Ohren und an ihrem Hals funkelten. Eve hatte ein solches Collier noch nie gesehen. Es war sehr modern und passte genau zu Susans klassischem schwarzem Kleid. Während sie die Gäste begrüßte, schien sie in ihrem Element zu sein. Von Drew war nichts zu sehen.
Als sie an der Reihe waren, warf Sir David Eve einen seiner stechenden Blicke zu, nannte sie aber erstaunlicherweise beim Vornamen und machte ein Kompliment über ihr Kleid. Für Jamie hatte er nur ein "Guten Abend, Foster" übrig.
Aufatmend blickte Eve sich in der Eingangshalle um. Alles sah nach Geld und Geschmack aus. Eine klassische Konsole, auf der ein Blumenarrangement stand, das ein Vermögen gekostet haben musste. Eine antike Sitzgruppe, wunderbar gearbeitete Tischchen aus Rosenholz und schlanke orientalische Vasen. Der Boden bestand aus schwarz-weiß gewürfeltem Marmor, und zwei geschwungene Treppen führten zu einer Galerie, an deren Wänden Familienbilder hingen. Durch einen Säulengang gelangte man in das Innere des Hauses.
Eve und Jamie folgten der Menge ins Wohnzimmer, von dem aus bleiverglaste Türen in die Bibliothek mit ihren hohen Bücherregalen und dem riesigen Globus führten. Das Wohnzimmer war wunderbar möbliert, weiß und pfirsichfarben gepolsterte Sofas und Lehnstühle und farblich dazu passende Vorhänge. Ovale Spiegel in vergoldeten Rahmen flankierten den weißen Marmorkamin, über dem ein impressionistisches Gemälde hing. Genau gegenüber am anderen Ende des Raumes stand ein großer schwarzer Steinway-Flügel. Später erfuhr Eve, dass er der ersten Lady Forsythe gehört hatte, die eine sehr gute Pianistin gewesen war und oft Konzerte zu Gunsten von Wohltätigkeitsvereinen gegeben hatte.
"Wo Drew nur steckt?" Jamie, der in seinem Abendanzug sehr attraktiv aussah, blickte sich um. "Ich wette, er hätte seine Exfrau am liebsten nicht eingeladen, aber sie ist mit Morgan zusammen, und den kann man nicht übergehen."
"Ich kenne niemanden hier, und du?" Eve betrachtete die elegant gekleideten Gäste, die sich grüppchenweise unterhielten und sich alle zu kennen schienen. Die High Society. Sie hatte nie dazugehört.
"Ja, einige", antwortete Jamie gleichgültig. Natürlich, er stammte ja auch aus dieser Gesellschaftsschicht. "Zugegeben, den Job habe ich durch Beziehungen bekommen, aber
inzwischen habe ich meine Fähigkeiten bewiesen, glaube ich."
"Ja, das hast du." Eve tätschelte ihm den Arm und war sehr froh über seine Anwesenheit.
Gleich darauf tauchte eine attraktive junge Frau auf und umarmte Jamie. "Hallo, James! Wie schön, dich hier zu treffen."
Jamie, der nicht besonders begeistert aussah, übernahm die Vorstellung, bevor die junge Frau ihn mit sich davonzog, "nur für einen Moment". Er blickte sehnsüchtig über die Schulter zu Eve zurück, denn am liebsten hätte er den ganzen Abend mit ihr verbracht. Sie sah wirklich bezaubernd aus.
Eve schlenderte allein durch den riesigen Raum und blieb vor dem riesigen Porträt einer Frau stehen.
"Meine Mutter."
Es schien, als hätte sie Drews Anwesenheit gespürt, noch bevor er sprach. "Du hast ihre Augen und ihren Mund", sagte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen. "Sie war wunderschön."
"Mehr als schön." Drew betrachtete wehmütig das Porträt seiner Mutter, die ihm immer noch fehlte. Der Künstler hatte sie gemalt, als sie fünfunddreißig war, so alt wie er jetzt.
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