Tage wie in einem Rausch
sie sich ihr Leben lang verachten, wenn sie sich auf diese Art von ihm benutzen ließe.
Warum war sie nur so töricht gewesen? Warum hatte sie sich nicht ganz normal verhalten, um Catherines willen geredet und gelächelt, aber Distanz zu ihm bewahrt? Stattdessen hatte sie ihn absichtlich an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung getrieben.
Sie hatte sich dumm und kindisch benommen, was sie unter normalen Umständen gar nicht war. Aber waren es normale Umstände, wenn sie den einzigen Mann hasste, den sie jemals wirklich geliebt hatte? Hass, Liebe, Schmerz und Verzweiflung waren eine zerstörerische Kombination und hatten sie zu diesem Verhalten getrieben. Und jetzt verachtete sie sich deshalb.
Den restlichen Nachmittag führte sie Catherine auf ihrem Grundstück herum und zwang sich, zu reden und zu lächeln. Jed war unter dem Vorwand, einige dringende Telefonate führen zu müssen, in ihrem Arbeitszimmer verschwunden, und sie war froh darüber. Je seltener sie ihn sah, desto besser.
Leider erschien er dann doch zum Abendessen. Es gab Omelett und Fruchtsalat. Danach entschuldigte Elena sich. "Ich muss den Garten bewässern, Catherine. Leg doch einfach die Füße hoch, und lass dir von Jed von der Filiale erzählen, die er in Sevilla eröffnen will."
Und Elena flüchtete in den Frieden ihres Gartens.
Sie schlüpfte in abgetragene Jeans und ein verblichenes Baumwollhemd und bändigte das lange Haar mit einen» Lederband zu einem Zopf. Der alltägliche, geruhsame Gang über die gewundenen Pfade, während sie Lilien, Lavendel, Rosen und silbern leuchtende Eukalyptusbäume mit Wasser aus dem Schlauch besprühte, beruhigte ihre aufgewühlten Gedanken zumindest ein wenig.
Ihr Rachefeldzug war fehlgeschlagen und hatte ihnen beiden nur noch mehr Schmerz zugefügt. Jed liebte sie nicht mehr, und deshalb blieb ihr nur noch der Rückzug.
Ein Geräusch in der Nähe ließ sie zusammenzucken, und als sie sich umdrehte, begann ihr Herz wie wild zu klopfen und das Blut schoss ihr in die Wangen.
Jed kam auf sie zu, den verschlossenen Ausdruck im Gesicht, den sie inzwischen fürchten gelernt hatte, doch als er näher kam, sah sie den Schmerz in seinen Augen, einen Schmerz, den er zu verbergen versuchte.
Plötzliches Mitgefühl drohte sie zu überwältigen. Sie verachtete sich selbst für das, was sie heute getan hatte, und fragte sich, ob sie mutig genug war, es ihm zu sagen. Ihr war, als hätten sie einen entscheidenden Punkt in ihrer Beziehung erreicht. Wenn sie sich entschuldigen und ihn dazu bringen könnte, ihr zu glauben ...
"Catherine lässt dir Gute Nacht sagen. Und im Arbeitszimmer habe ich das hier gefunden." Erst jetzt bemerkte sie die Papier in seiner Hand. "Vorhin ist noch ein Fax angekommen. Vielleicht solltest du dich damit beschäftigen, bevor deine Agentin einen
Nervenzusammenbruch erleidet."
Die Faxe. Elena atmete tief ein. "Ja, vielleicht. Mir kam das Ganze bisher nicht besonders wichtig vor."
Er betrachtete sie ruhig. "Nein? Nicht einmal etwas, das der Höhepunkt deiner Karriere sein könnte?"
Das Zwielicht verlieh seinen Augen etwas Geheimnisvolles. Sie überging seine Frage uns sagte: "Bitte, lass uns reden."
Vielleicht kam es ihr nur so vor, doch plötzlich erschien er ihr zugänglicher. Es gab so vieles, was sie ihm sagen musste, dass sie kaum wusste, wo sie anfangen sollte. Sie konnte verstehen, warum er so zornig, so verbittert war. Sie an seiner Stelle hätte wahrscheinlich genauso reagiert. Aber es brauchte nicht so zu sein - wenn er nur einmal seinen Stolz vergessen und sie die Wahrheit erzählen lassen würde!
"Deshalb bin ich hier." Jed trat einen Schritt näher; "Sollen wir uns irgendwo hinsetzen?" Er griff um sie herum und steckte ihr die zusammengefalteten Papiere in die hintere Tasche ihrer Jeans. Als er dabei mit den Fingern leicht ihren Po streifte, durchflutete Erregung sie wie Feuer. Doch ihr blieb nichts übrig, als dieses hilflose, hoffnungslose Gefühl zu unterdrücken und ihm den Pfad entlang zu folgen bis zu der kleinen, rosenumrankten Laube am Ende des Gartens.
Ausgerechnet hier? Erinnerte er sich nicht an die Abende, da sie hier bei einer Flasche Wein ganz nah beieinander gesessen, den Duft der Rosen eingeatmet, sich umarmt und zärtliche Worte zugeflüstert hatten?
Oder hatte er diese Erinnerungen schon aus seinem Gedächtnis und seinem Leben gestrichen?
Am liebsten hätte Elena sich umgedreht und sich ins Haus geflüchtet, um nicht noch mehr verletzt zu werden. Aber sie
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