Tagebuch aus der Hölle (German Edition)
dessen Augenbrauen durchschnitt. Seine kahle Schädeldecke knallte auf einen der Nachbartische und schaukelte wie ein durchgeschnittener Ball hin und her.
»Scheiße!«, platzte es aus dem unteren Teil von Butlers Kopf heraus.
»Verflucht!« Franklin trat hastig einen Schritt zurück und nahm die Heckler & Koch von seiner Schulter.
Lulu, wie ich sie insgeheim taufte, sprang ebenfalls von ihrem Stuhl auf, riss ihr Kurzschwert aus der Scheide und schlug immer wieder auf Butler ein. Mit einem geübten Stoß fuhr die Klinge mitten in die Brust des Engels. Sein Brustbein brach lautstark. Mit einem fürchterlichen Grunzen taumelte er erneut einige Schritte zurück.
Butlers Kopf glich nun einem Vulkan, der rote Lava ausspuckte, die seitlich an ihm hinunterfloss. Seine Augen funkelten vor Wut und Schmerz grellweiß unter dieser Haube aus Blut hervor. Seine Hand mit der Waffe war ins Schwanken geraten und gesunken, aber nun erhob er sie erneut und zielte damit wieder auf Chara.
Chara war jedoch noch nicht fertig mit ihm. Ihre Klinge tanzte wieder durch die Luft und beschrieb eine elegante Acht. Mit dem Schwung des Rückhandschlags, der den Schädel des Engels zerteilt hatte, sauste sie nun erneut quer in einem Aufwärtsschlag empor.
Dieses Mal traf die geschliffene Klinge Butler quer über seinem schwammigen Hals. Was von seinem Kopf noch übrig war, wurde von seinen Schultern abgetrennt und fiel nach hinten in seine Kapuze, die es wie der Korb einer Guillotine auffing.
Butler taumelte, aber es gelang ihm, einen Schuss abzufeuern, der jedoch vollkommen wirkungslos im Boden landete, schließlich brach er zusammen.
Mein Blick sprang zwischen den beiden blutenden Engeln hin und her, während ich mich halbwegs hinter meinem Tisch versteckte.
Franklin hatte sich von der Wucht von Lulus blitzschneller Antwort bereits erholt und sich wieder aufgerichtet. Obwohl das Schwert aus seiner Brust ragte, hatte er noch nicht einmal seinen spitzen Hut verloren. Nun war Lulu unbewaffnet. In seinen Augen lag derselbe leere, tote Ausdruck wie zuvor, als er den Schaft des Maschinengewehrs gegen seine Wange drückte.
Mit halb geöffneten Flügeln stürzte Lulu sich wie ein wütender Drache auf den einstigen Menschen und versuchte noch, den Lauf der Waffe zur Seite zu stoßen und eine ihrer kräftigen Hände an seine Kehle zu legen, doch Franklin drückte bereits den Abzug.
Das ratternde Knallen der Schüsse war durchdringend und ohrenbetäubend und hörte sich in dem abgeschlossenen Raum wie mehrere Presslufthämmer in meinen Ohren an. Durch den Schlag ihrer Hand lenkte Lulu die Salve, die sie mitten in der Brust hätte treffen sollen, etwas ab, sodass sie sie nur in der Seite traf … trotzdem sah ich eine Reihe von Austrittswunden in ihrem Rücken klaffen, und eine der Kugeln hatte ein Loch in die Haut ihres Flügels gerissen.
Als Chara nach ihr rief, erfuhr ich Lulus richtigen Namen: »Verdelet!«
Durch die Einschläge wurde Verdelet herumgewirbelt, hielt sich aber auf den Beinen.
Franklin war nun frei und konnte die Waffe erneut an seine Schulter legen, so als nehme er einen wilden Truthahn ins Visier.
Chara stürzte sich mit erhobenem Schwert auf ihn. Auch sie hatte ihre Flügel halb geöffnet. Sie sahen aus wie ein zerfetztes Cape, das hinter ihrem Körper wehte.
Die zweite kurze Gewehrsalve, dieses Mal durch nichts abgelenkt, traf Verdelet mitten ins Gesicht und schoss an der Rückseite ihres Schädels in einer Explosion aus Blut und Knochenschrapnellen wieder heraus. Gewebsklumpen, mit Haaren verklebt, spritzten auf die umliegenden Tische.
Nur eine Mikrosekunde später sauste Charas Schwert durch die Luft, traf Franklin auf den Kopf – sein alberner Hut stellte kein Hindernis dar – und spaltete seinen Schädel in der Mitte so tief, dass es, wäre es nur noch ein paar Zentimeter weiter gewandert, auf Verdelets Klinge getroffen wäre, die noch immer in seinem Brustbein steckte.
Franklin fiel zu Boden. Ich bildete mir ein, dass das Auge in der einen Hälfte seines zweigeteilten Schädels in der Höhle herumrollte und zu Chara hinaufschaute, als sie sich über ihn stellte und ihre Waffe erneut schwang. Sie traf ihn an seiner gespaltenen Kehle und trennte seinen aufgeschlitzten Kopf von seinen Schultern, bevor die beiden Hälften wieder zusammenwachsen konnten. Bei einer Enthauptung ist es, wie beispielsweise auch in Carolines Fall, normalerweise üblich, dass der Kopf sich regeneriert und der Körper verrottet … in
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