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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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eine kleine Gruppe von Dämonen, die hinter uns steht – wir sollten dort anhalten und sie aufsammeln.«
    »Werden die Himmelsboten denn nichts bemerken, wenn in Gehenna so viele Dämonen auf einmal eintreffen?«, wandte ich ein. »Wird der Schöpfer selbst das nicht auch sehen?«
    Uphir drehte sich mit erzwungener Geduld zu mir um, offensichtlich aus purem Respekt für seine Freundin. »In beiden Städten gibt es eine Menge Dämonen unserer Art, wir werden also gar nicht weiter auffallen. Aber wenn wir auch weiterhin fliehen müssen, wenn wir uns weiter verstreuen oder uns trennen müssen, dann werden wir das eben tun. Schließlich ist es nicht unser Ziel, tatsächlich eine Rebellion anzuzetteln oder auch nur eine Armee zusammenzustellen, wir versuchen nur, dem Abschlachten in Oblivion zu entkommen.«
    »Und was den Schöpfer angeht«, fügte Chara hinzu, »Er ist senil. Er liegt bereits auf dem Sterbebett, wie Er es fast seit Anbeginn allen Lebens tut. Während Er all dieses Leben schuf, diese Ordnung der Dinge, wurde Ihm Sein eigenes Leben förmlich ausgesogen. Er vegetiert eigentlich nur noch dahin.«
    »Das ist nur eine Vermutung«, warnte Uphir sie. »Aber selbst wenn es wahr ist, kann Er von Zeit zu Zeit noch immer aus Seinem Koma erwachen, Seine Arme ausstrecken und uns zerquetschen, wenn Er sich dazu herablassen möchte, uns überhaupt wahrzunehmen. Einige glauben, dass Er, wenn Er erfährt, dass wir aus Oblivion fliehen, die gesamte Hölle unter einer Lava-Flut begraben und jeden einzelnen Dämon vernichten wird, um mit neuen Exemplaren sämtlicher Spezies ganz neu anzufangen. Und während Er sie erschafft, wird die Flut allmählich zurückgehen, und auch die Verdammten werden wiederhergestellt sein.« Er sah beinahe aus, als würde er erschaudern. »Lasst uns am besten gar nicht über Ihn sprechen … bitte. Wir haben auch so genügend Grund zur Sorge …«
    Die Kathedrale machte einen Satz, als sie sich wieder in Bewegung setzte. Ich war dankbar dafür, nachdem ich gehört hatte, was Uphir über die Zustände auf der Oberfläche berichtet hatte.
    »Auf Wiedersehen, Oblivion«, murmelte ich vor mich hin.
    Ich dachte darüber nach, was Chara über den Vater gesagt hatte, dass Er bereits halb tot sei. Und ich musste daran denken, was ein paar der anderen Arbeiter über den Zweck der Fabrik gesagt hatten, in der ich angestellt gewesen war. »Wir halten den Schöpfer am Laufen«, hatte mir einer der Männer zugeflüstert. Waren Orte wie diese Fabrik und das Maschinengebäude eine Art Betriebssystem, das den Schöpfer am Leben hielt? Oder zumindest Seine Macht festigte und fokussierte? Und wenn wir diese Orte zerstörten, würden wir dann auch den Schöpfer töten? Und falls Er wirklich getötet würde … wären wir dann frei oder würden wir, Seine Kinder, mit Ihm zugrunde gehen, wenn Sein Atem den illusionären Ballon unserer Existenz nicht länger aufblies?
    »Ich werde das mit den anderen besprechen«, sagte Uphir.
    »Ich komme mit dir«, entgegnete Chara.
    »Ich glaube, ich ruhe mich besser noch ein wenig aus«, sagte ich und machte einige kreisende Bewegungen mit meinem Arm, um meine heilende Schulter zu testen. Ich zuckte zusammen, als sich der Schmerz wieder meldete.
    Ob zuerst das Möwengeschrei oder die Schüsse losbrachen, kann ich nicht mehr sagen, aber wir drei drehten uns alle gleichzeitig um, als vier der Türen in der Haupthalle aufgestoßen wurden. Mehrere Himmelsboten mit spuckenden, ratternden Maschinenpistolen stürzten herein.
    Es stand außer Frage, dass sie während unseres kurzen Zwischenstopps an den Seiten der Schwarzen Kathedrale emporgeklettert und weitere Fenster eingeschlagen hatten, um sich Zutritt zu mehreren der Folterkammern zu verschaffen. Es sah aus, als hätten tatsächlich zwanzig von ihnen so den Weg nach drinnen gefunden …
    »Geh!«, rief Chara und stieß mich weg, aber ich zog meine noch verbliebene Pistole aus dem Hosenbund, wild entschlossen, zu bleiben und an der Seite der Dämonen zu kämpfen. Immerhin war ich der einzige Passagier an Bord, der nicht getötet werden konnte.
    Ich sah, wie ein Dämon einem Himmelsboten die Waffenhand abschlug, woraufhin dieser keine Sekunde zögerte und sein eigenes Schwert zog. Schon im nächsten Moment schlugen ihre Klingen laut aufeinander. Der Himmelsbote schleuderte sogar seinen verwundeten Arm nach oben, damit das aus dem Stumpf spritzende Blut den Dämon im Gesicht traf und ablenkte. Ich betrachtete das als unfairen Trick

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