Tagebuch der Apokalypse 01
seine Frequenz und ging an einen anderen Arbeitsplatz, um mich einzuschalten.
Zwei Piloten sprachen miteinander. Der eine fragte den anderen, ob sie die beste Entscheidung getroffen hatten. Sie müssen in der Nähe gewesen sein, weil wir sie sonst nicht hätten empfangen können. Wahrscheinlich glaubten sie, dass ihnen jetzt ohnehin niemand mehr zuhörte. Ihrer Meinung nach lebte in diesem Gebiet niemand mehr, der sie hören konnte. Ich fragte mich, was sie damit meinten. Waren das die gleichen Piloten, die auch die Bomben abgeworfen hatten? Meine Frage wurde bald beantwortet. Im Verlauf ihres Gesprächs stellte ich nämlich fest, dass sie sich geweigert hatten, ihren Befehl auszuführen. Sie hielten ihn für keine gute Entscheidung, deswegen hatten sie ihn offenbar nicht ausgeführt, sondern sich fürs Exil entschieden.
Ich kann es ihnen nicht verübeln. Sie waren Menschen. Ich weiß nicht, ob ich die Bomben hätte abwerfen können. Welche Städte haben sie verschont? Meiner ersten Einschätzung nach muss es Houston gewesen sein, vielleicht sogar Austin, obwohl die Explosion über San Antonio dafür vielleicht auch noch gereicht hat.
Für unsere kompletten Proviant- und Wasservorräte war die Kapazität unseres Fliegers nicht groß genug gewesen. Wasser war im Moment kein Problem, Proviant jedoch würde es in einigen Wochen sein. In der vergangenen Nacht brannten die Feuer im Nordwesten sehr hell. Wahrscheinlich stand inzwischen restlos alles in Flammen, was irgendwie brennbar war. Mein Haus ist jetzt garantiert nur noch Staub.
21.43 Uhr
Als wir den Tower gründlich durchstöberten, stießen wir auf einen großen Alubehälter, an dem ein Vorhängeschloss hing. Mit einem Bolzenschneider aus dem Werkzeugschrank eine Etage tiefer konnten wir ihn öffnen. Es handelte sich um einen mit Schaumstoff ausgeschlagenen Materialbehälter, der Nachtsichtgeräte enthielt.
Es waren vier Stück monokularen Typs, die mit zivilen AA- Batterien liefen. Ich hätte es wissen müssen. Fluglotsen verwenden sie im Dunkeln, um Piloten vor Hindernissen auf dem Rollfeld zu warnen. Nun gehörten sie uns. Für die Tiefenwahrnehmung waren sie zwar ungeeignet, aber mit den Dingern fühlte ich mich viel sicherer.
Ich probierte eins aus. Wir schalteten die gesamte Innenbeleuchtung aus. Ich stellte die Schärfe und die Stärke des Sternenlichts ein. Der Flugplatz war in ein grünes Licht getaucht. Das Ding würde sich noch als sehr nützlich erweisen. In der Nähe der geparkten Flugzeuge konnte ich sogar Feldmäuse übers Rollfeld hüpfen sehen. Morgen gehe ich raus und schaue mir die Maschinen aus der Nähe an.
3 Februar 15.23 Uhr War heute Morgen draußen, um mir ein paar Flugzeuge anzusehen und das Beste für den Fall rauszusuchen, dass wir abhauen müssen. Turboprops sind viel zuverlässiger als Cessnas, und außerdem habe ich in denen wenigstens ein paar Flugstunden abgerissen. Ich weiß, dass sie alle flugtüchtig sind, aber die eine, von der ich glaube, dass sie am besten funktioniert, habe ich mir ganz genau angesehen. Maschine Nr. 7. John und ich wollen noch heute in die Hangars rüber, um ein bisschen Ausrüstung aufzutreiben.
Draußen bin ich vorsichtig am Zaun entlanggegangen, allerdings den Stellen ferngeblieben, an denen sie auf der anderen Seite lauern. Der Flugplatz ist groß. Auf dem Boden liegend konnte ich mit Hilfe des Feldstechers Bewegungen im dritten Stock eines Verwaltungsgebäudes erkennen. Ein Lebender? Keine Ahnung. Ich bin leise zum Tower zurück und habe John über die Sichtung informiert. Allmählich schien mir stures Aussitzen die einzige Möglichkeit zu sein, diese Ungeheuer zu bezwingen. Es war wie eine lange Gefängnisstrafe.
Ich habe lange nicht mehr an meine Eltern gedacht. Was ihr Schicksal angeht, sind meine Hoffnungen nicht allzu groß. Ich habe kurz in Erwägung gezogen, mir eine der Kisten zu schnappen und auf einem Feld in der Nähe meines Elternhauses zu landen - bloß um zu erfahren, was aus ihnen geworden ist. Ich kann John jedoch schlecht bitten, mich zu begleiten. Es war nur ein flüchtiger Gedanke.
4. Februar
14.47 Uhr
Wir haben eine T-34c betankt. Ich habe das Triebwerk überprüft und John gezeigt, wie man die APU (also die Hilfsstromeinheit) bedient. Die T-34c kann über eine Batterie starten. Eine Zündung von der externen benzinbetriebenen Hilfseinheit aus ist allerdings besser. Danach haben wir Annabelle in den Tower eingeschlossen und uns darauf vorbereitet, den Hangar nach Dingen
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