Tagebuch der Apokalypse 01
ist.
Ich wollte die Satelliten auch dazu einsetzen, mein Elternhaus in Arkansas zu finden, aber offenbar funktionieren sie nicht oberhalb eines bestimmten Längengrades. San Antonio, San Diego, Los Angeles, Dallas, Orlando - vermutlich auch New York - wurden vernichtet. Wir haben die Bestätigung, dass in den Ruinen dieser Städte nur noch Untote umgehen. Dies ist ein ernsthafter Schlag gegen die Kampfmoral unserer Gruppe, auch meine eigene. Eine höhere Auflösung, die uns mehr von den Städten zeigt, dokumentiert unglaubliche Verwüstungen. Auf keinem Foto ist ein lebender Mensch zu sehen. Einige der Gruppen, die wir gesehen haben, erinnern mich an die Massen von Woodstock. Wir habenkeine Möglichkeit, sie zu zählen, aber ich schätze, dass in den verstrahlten Gebieten der Ruinenstädte Millionen Untote unterwegs sind. Niemand weiß, wie viele in den nicht betroffenen Gebieten der Vereinigten Staaten herumlaufen. Wir sind ihnen zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen. Und was noch schlimmer ist: Es sieht nicht so aus, als sei noch irgendwo ein Fragment unserer Regierung übrig.
John und ich haben versucht, mit den Satelliten Aufklärung in den nördlicher gelegenen Staaten zu betreiben, waren aber aufgrund der begrenzten Satelliten Grundfläche (Satelliten haben nicht die ganze Welt im Blick) erfolglos. Ich konnte allerdings einiges über das Schicksal der Stadt New York erfahren.
Bei einer eingehenderen Durchsuchung des Kommando-und Steuerungsbereichs fand ich ein schwarzes Aktenköfferchen. Auf beiden Seiten des Zahlenschlosses war die Zahl 205 eingestellt. Es klemmte zwischen zwei Konsolen. Das unverschlossene Köfferchen enthielt eine ausgedruckte Nachricht.
Ich nehme an, die Regierung hat das Weltraum- und Raketen- Kommando eingesetzt, weil sie davon ausging, dass nicht alle Piloten ihre Befehle befolgen. Man hat alles so kommen sehen, wie Baker es hinsichtlich seiner neuen Zielbündel kommentiert hat - lange bevor die Piloten sich entschieden hatten, sich ihren Befehlen zu widersetzen.
11. April
12.33 Uhr
Noch immer kein Schlüssel für den Handfeuerwaffenschrank. Ich hadere mit mir, ob es die Sache wert ist, mich in ein bewohntes Gebiet zu schleichen, um das Werkzeug zu besorgen, das man braucht, um das Schloss abzuschneiden. Ein Schweißbrenner wäre optimal, aber ich bezweifle, dass ich so etwas beschaffen kann. Vielleicht geht es auch mit einer Metallsäge? Ein Bolzenschneider bringt nichts; der Verschlussriegel ist zu groß. Kein mir bekannter Bolzenschneider käme da durch.
John hat den Zugangscode zum Umweltabteil gefunden. Er ist ins Dateisystem der Steuerdateien des Bunkers eingebettet. Wie immer waren wir auch diesmal sehr vorsichtig beim Eintreten. John blieb an der Tür stehen und wartete darauf, dass ich ihm ein Zeichen gab. Ich wollte in dieser Umgebung nur ungern schießen, da ich keinen Schaden durch Querschläger riskieren und kein lebenswichtiges System beschädigen wollte. John schob die Tür auf. Es war sehr dunkel.
Ich setzte das Nachtsichtgerät auf und schaltete es ein. Beim Reingehen sah ich keine Gefahr. Der Raum war blitzsauber. Ich fand einen Lichtschalter an der Wand, schob das Nachtsichtgerät nach hinten und betätigte ihn. Es dauerte ein paar Sekunden, dann flackerten die Leuchtstoffröhren auf. Der Raum ist mit einem riesigen Luftreinigungssystem ausgestattet, von dem ich nicht weiß wie man es reguliert oder wartet. Regalrei- hen mit allerlei Umweltmessgeräten. Ich sah zwei verschiedene Sorten Gasmasken und fünf Geigerzähler, die sauber nebeneinander standen. Die Gasmasken waren filterlos; die Filter waren noch in den Dosen neben den Masken versiegelt. Ich zählte zehn Gasmasken beider Sorten, insgesamt also zwanzig.
Auf dem Boden standen mehrere Kartons. Sie waren an der Seite mit »C.B.R.- Anzug« beschriftet. Ich schnitt das Klebeband vorsichtig mit dem Messer ab und stellte fest, dass jeder Karton zehn in Kunststoff eingeschweißte olivfarbene Anzüge enthielt, die gegen chemische, biologische und radiologische Einwirkung schützten. Außerdem enthielt der Karton Beschreibungen und Hinweise darauf, wie lange sich ein Mensch in einem solchen Anzug welcher Dosis aussetzen darf.
Es ist klar. Diese Anlage sollte dazu dienen, einen atomaren Angriff zu überstehen. Ich verstehe nur nicht, warum hier nur zwei Offiziere und keine weiteren wichtigen Persönlichkeiten stationiert waren. Vielleicht ist die Welt zu schnell zerfallen, oder dieser Außenposten stand nicht
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