Tagebuch der Apokalypse 02
Beifahrersitz war wirklich tot. Der größte Teil seines Oberkörpers und sein Kopf fehlten. Beides verrottete vermutlich in Schlund und Magen der anderen Kreatur. Nachdem ich die Tür geöffnet und den Ghoul auf dem Fahrersitz zu Boden gerissen hatte, stieß ich den Toten auf dem Beifahrersitz mit dem Lauf meines Gewehrs an. Er rührte sich nicht. Er klammerte sich noch immer an eine blutbefleckte Axt.
Der Vorteil, von Angehörigen einer unterschiedlich ausgebildeten und befähigten Einheit umgeben zu sein, wurde mir offensichtlich, als ich mir klarmachte, dass ich nichts von Großfahrzeugen verstand. Ein Mechaniker machte sich an die Arbeit, knackte die Motorverkleidung und schaute nach, was noch zu retten war. Seine Prognose: Der Karren ist knapp an Öl, die Batterie tot, der Tank leer. Treibstoff war kein Problem. Wir entnahmen den Reserven unserer Panzer ein wenig Sprit, um den Tank teilweise aufzufüllen. Öl würde warten müssen, denn ohne uns die Zeit zu nehmen, das Handbuch zu lesen, wusste weder ich noch der Mechaniker, welches Öl man brauchte. Lesen war nun aber keine Option, denn ich hörte die uns beschützenden Soldaten schon wieder auf ein Untotengrüppchen schießen, das der Lärm der Exekution des Feuerwehrmanns angelockt hatte.
Das Letzte, worum wir uns kümmern mussten, war das Aufladen der Batterie. Der Mechaniker wusste nicht genau, in welchem Zustand die Batterie sich befand, denn sie war ungeprüft ein halbes Jahr lang den Elementen ausgesetzt gewesen. Wir starteten den Versuch, sie zu laden. Die Warterei ging los. Es sollte eine halbe Stunde dauern, um eine derart große Batterie so weit aufzuladen, dass ihr Saft genügte, um den stillstehenden Motor anzuwerfen. Bis dahin standen wir - bis auf den am Feuerwehrauto arbeitenden Mechaniker - alle auf Wache. Dem Mechaniker war auch die Aufgabe übertragen worden, die Abschleppkette anzubringen, falls sich ergab, dass die Batterie unbrauchbar war.
Wir feuerten einen Schuss nach dem anderen ab. Es gab praktisch unbegrenzten Untoten- Nachschub. Die Stadt war am Horizont sichtbar. Da niemand den Bränden Einhalt gebot, stiegen noch überall Rauchsäulen zum Himmel auf. Ich fragte mich, zu welcher Feuersbrunst unser Wagen hatte fahren wollen. Das Haus war bestimmt längst niedergebrannt. Wieder ein Schuss ... und noch einer ...
Sie kamen näher ... in größeren Massen ... und schneller. Nur noch zehn Minuten ... Das Summen wurde immer lauter. Der Wind trug Gestöhne und die periodisch auftretenden Klänge von Metall heran, das in der Ferne gegen irgendetwas schlug oder zu Boden fiel, sobald ein Untoter über irgendwelche auf der Straße liegenden Trümmer stolperte. Wenn ich nach hinten blickte, sah ich den Mechaniker, der die Ketten an der Unterseite des Wagens befestigte. Er schleppte das andere Ende aber nicht zu dem wartenden Panzerspähwagen, sondern legte die Kette einfach um die an die Frontstoßstange des Feuerwehrautos geschweißten Aufhänger. Dann hörte ich das Spucken des anspringenden Motors. Es hatte geklappt. Der Motor lief und fügte unseren Problemen noch eine weitere Lärmvariable hinzu. Als ich zurücksah, quoll Rauch aus dem Auspuff. Der riesengroße rote Behemoth erwachte und kam in einer Welt zu sich, die sich sehr von der unterschied, durch die er früher gefahren war.
Der Mechaniker grinste. Ich warf ihm einen lobenden Blick zu und befahl den Männern, in ihre Fahrzeuge zurückzukehren. Ich sprintete zum Panzer Nr. 2 hinüber, winkte die Besatzung an mir vorbei, sprang hinein und rief: »Letzter!«
Hinsichtlich der mechanischen Verlässlichkeit des Feuerwehrautos war ich mir alles andere als sicher. Ich sagte dem Mechaniker über Funk, er solle in unserem Konvoi den dritten Platz einnehmen. Die Formation bestand aus Panzer Nr. 1, Nr. 2 (in dem ich saß), dem Feuerwehrauto und Panzer Nr. 3. Ich wollte nicht, dass der große Laster liegenblieb und für eine weitere arme Seele zum Grab wurde. Ich wusste, dass der Wagen wahrscheinlich in einem guten Zustand war. Ihm war lediglich auf der Interstate der Sprit ausgegangen, deswegen war er im Stau stecken geblieben. Die armen Feuerwehrleute waren von Untoten umzingelt gewesen und hatten keinen Ausweg gesehen. Der Rest ist reine Spekulation.
Wir waren wieder auf Achse und fuhren in Richtung Hotel 23. Während der Fahrt fielen Sergeant Handley und mir zahlreiche Tankwagen auf. Wir markierten ihre Standorte auf der Karte. Irgendwann brauchten wir eine ordentliche Ladung
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