Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Titel: Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
Vom Netzwerk:
Forschungsgruppe. Bevor alles den Bach runterging, war es ihm scheißegal, wonach man auf dem Eis Ausschau hielt. Er fand es jedoch immer komisch, dass die Leute sich für einen Dreitagestrip ausrüsteten, dem (inzwischen toten) Stationskommandanten sagten, wohin man gehen wollte, und dann mitsamt den Hunden und allem anderen im Schnee verschwanden.
    Den Mitarbeitern der Außenstation erzählte man, dass diese Gruppen nach Marsgestein suchten. Laut den Experten war der Mars vor unzähligen Äonen von zahllosen Meteoren bombardiert worden. Marsianische Abstoßungen hätten irgendwann den Weg zur Erde gefunden, seien in die Atmosphäre eingetreten und irgendwo im arktischen Eis gelandet.
    Crusow hatte nie gehört, dass ein Team jemals mit irgendetwas Interessantem zurückgekehrt wäre. Die Forscher hatten ihren Kram immer verstaut, alles sauber gemacht und dem Boss Meldung erstattet. Es war immer die gleiche Geschichte gewesen. Crusow war außerdem nie mit den Forschern bekannt geworden, denn sie wurden mit jedem neuen militärischen Versorgungsflug ausgewechselt.
    Inzwischen spielte es keine Rolle mehr, wonach die Forscher draußen auf dem Eis gesucht hatten.
    Schon vor der Ausbreitung der Seuche war Crusow davon ausgegangen, dass die Welt am Rande des Abgrundes stand. Der Wirtschaft drohte der Zusammenbruch. Die Arbeitslosigkeit lag bei 15 Prozent. Der Goldpreis stand bei zweitausend Dollar pro Feinunze, und in den Nachrichten ging es ständig um bankrotte Staaten. In der Arktis verfolgte Crusow ein einfaches Ziel. Wenn er nur einen, vielleicht auch zwei Winter hier überlebte, konnte er sich einen Ruhesitz im Westen erwerben und seine Familie dort, frei von gesellschaftlicher Verderbtheit, Verfall und einem ausgewachsenen Zusammenbruch, heranziehen.
    Crusow schaute zu den Sternen hinauf. Seit dem Ende der Welt war dies reine Zeitverschwendung. Diese ruchlose Pest hatte ihm alles genommen. Seine Frau, sein ungeborenes Kind, sein Heim. Alles.
    Alles, was ihm noch gehörte und ihm etwas wert war, hing nun an seinem Gurt oder auf seinem Rücken: ein gutes, mit einem Hirschhorngriff versehenes Bowiemesser, eine 9-mm-Pistole der Marke Smith & Wesson und ein gepflegtes M-4-Gewehr. Besitz spielte keine Rolle mehr, denn die Welt im Süden gehörte nun denen, die ihre Herausforderungen überlebten. Rolex-Uhren? Klar, wenn man das Risiko eingehen wollte, sich zu infizieren, wenn man in einem irgendeinem Einkaufszentrum herumkroch. Goldbarren? Fort Knox war voll davon. Man brauchte die Gruft nur aufzusprengen, dann konnte man sich alles vergoldete Wolfram einsacken, das man haben wollte. Niemand würde versuchen, einen daran zu hindern. Geld? Wenn man es hatte, konnte man es verwenden, um ein Feuer anzuzünden. Oder man trug es in der Brieftasche mit sich herum, um es sich dann und wann anzuschauen und so zu tun, als ginge alles nach wie vor seinen normalen Gang. Was nicht besonders einfach war, wenn Tote herumliefen, die einen fressen wollten. Und im Süden, in der wirklichen Welt, lief man ihnen nicht gerade selten über den Weg.
    Crusow tat im Rahmen des Möglichen alles, um seine geistige Gesundheit zu erhalten. Er las Bücher. Er schrieb Briefe an Menschen, die wahrscheinlich längst tot waren, und manchmal betete er. Die Kälte saugte der Außenstation Energie ab. Energie, die man nicht mehr ersetzen konnte. Außenstation Vier war ein sterbender Stern. Bald würde er erkalten und aller Dinge entkleidet sein. Crusows Seele näherte sich bereits dem absoluten Nullpunkt, und jedes Mal wenn er an sie dachte, kam er ihm näher.
    Die Nachricht vom Schicksal seiner Frau hatte ihn vor Monaten über Satellitentelefon erreicht. Auf der ganzen Welt hatte längst die Anarchie Einzug gehalten. Die Überlebenden der Außenstation Vier schauten sich die Nachrichten an und lauschten den Kurzwellensendungen. Der Äther kündete von absolutem Chaos. In den Großstädten war es zuerst zu Tumulten gekommen. Die Menschen hatten an den Massen der Untoten vorbei Fernsehgeräte und Kleincomputer geplündert und nach Hause getragen, wo es schon keinen Strom mehr gab.
    Unter normalen Umständen hätte man Bräuten und Anverwandten für den Fall einer familiären Notlage die Satellitentelefonnummer der Außenstation Vier gegeben. Die Überlebenden wechselten sich bei der Bewachung des Satellitentelefons ab. Es war ein Teil der Schicht.
    Unter Weltuntergangsumständen hielten die Menschen neben ihren normalen Pflichten zwar noch immer Telefonwache,

Weitere Kostenlose Bücher