Tagebuch der Lust
befriedigend empfand, war der mit Aaron einfach gigantisch. Im Stillen lobte ich mich für meine Entscheidung, heute Abend das Fest zu besuchen, und beschloss, es bei der nächsten Gelegenheit zu wiederholen. Schon bald würden sämtliche Herren der besseren Gesellschaft über Miss Antoinette, die geheimnisvolle Liebesdienerin, sprechen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht gab ich Aaron zum Abschied einen Kuss, richtete mein Kleid und verschwand in der Nacht. Endlich durfte ich ein Leben führen, in dem es Lust und Leidenschaft gab und um nichts in der Welt, würde ich damit aufhören.
Kapitel 8
Schnell wie der Wind ritt ich auf Ghost nach Hause. Das Nachbeben in meinem Körper versiegte nur langsam, und ich genoss das abebbende Gefühl. Völlig fertig, aber überglücklich, kam ich auf der Plantage an. Ich übergab Ghost an Matthew, hauchte ihm noch schnell einen Kuss auf die Wange, ehe ich in mein Zimmer eilte. Molly erwartete mich bereits, und ich sah ihr an, dass sie sich ernsthaft Sorgen um mich gemacht hatte.
„Miss Victoria, ich bin so froh, dass Sie wohlauf sind“, meinte sie, doch ich lachte nur als Antwort.
Übermütig packte ich sie bei den Händen und tanzte mit ihr im Raum umher. Sie fiel in mein ansteckendes Lachen mit ein, wenngleich sie keine Ahnung hatte, warum ich so fröhlich war.
„Mir geht es wunderbar, Molly“, rief ich ausgelassen. „Das darf aber selbstverständlich niemand erfahren. Jetzt hilf mir schnell, damit ich aus diesen Sachen herauskomme. Hast du eine Idee, wo wir sie verstecken können, damit mein Mann sie nicht findet?“
Molly überlegte kurz, dann erhellte sich ihr breites Gesicht.
„In der Küche ist eine Bodendiele locker“, sagte sie im Verschwörungston. „Wir können sie dort verstecken, denn die Küche ist wohl der letzte Ort, an dem Master Caleb suchen wird.“
Ich nickte begeistert. Ach, Molly. Meine liebe Molly. Was hätte ich nur ohne sie getan? Meine Dankbarkeit für dieses Mädchen kannte keine Grenzen.
Mit vereinten Kräften befreiten wir mich von dem Kleid, der Perücke und dem Puder, der mittlerweile unschöne Schlieren auf meinem Gesicht hinterließ. Als ich wieder normalaussah, betrachtete ich mich eingehend im Spiegel. Konnte man es mir anmerken? Dass ich eine Ehebrecherin war? Dass ich mit einem wildfremden Mann Sex und es auch noch genossen hatte? Meine Wangen waren gerötet, und ich verspürte plötzlich einen unbändigen Hunger, wie ich ihn schon lange nicht mehr hatte. Mein Magen knurrte so laut, dass selbst Molly es hörte und mich angrinste.
„Ich bringe Ihnen sofort etwas zu essen, Miss Victoria“, lächelte sie, und ich dankte ihr beschämt.
Ich musste vorsichtig sein. Wenn Alisha oder Caleb mitbekamen, dass ich um einiges fröhlicher als sonst war, könnten sie misstrauisch werden. Also sollte ich weiterhin daheim die frustrierte Ehefrau spielen, um ja keinen Verdacht zu wecken. Mir entfuhr ein Seufzer und ich stützte den Kopf auf die Hände. Vielleicht würde es mir nicht ganz so schwer fallen, wenn Caleb erst einmal wieder zu Hause war, denn mit seiner Anwesenheit kam auch mein Verdruss.
Caleb ließ sich wochenlang nicht blicken, und ich konnte aufatmen. Wann immer es mir möglich war, stahl ich mich aus dem Haus und ritt, als Antoinette, nach Atlanta. Mir lagen mittlerweile sämtliche Herren der Gesellschaft zu Füßen und ein jeder fragte sich, wer hinter der geheimnisvollen Schönheit steckte. Doch ich gab mein Geheimnis nicht preis, sondern frönte der Lust. Jede Nacht mit einem anderen Mann. Jede Nacht ein neues Abenteuer. Ein paar Monate später war ich aus der feinen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken und ein gern gesehener Gast. Da ich bis dato noch immer kein Kind von Caleb erwartete, mied er mich und sah mich gar nicht an. Ich ahnte, dass er sich lieber in den Bordellen von New Orleans herumtrieb, doch das war mir nur recht. Allerdings war jetzt Jethro wieder mehr auf der Plantage, und ich nahm an, Caleb hatte ihn beauftragt, nach dem Rechten zu sehen. Uns beiden fiel die Nähe zum anderen schwer und wann immer unsere Blicke sich trafen, durchzuckte mich ein Verlangen, dass ich mich kaum beherrschen konnte. Es traf mich wie ein Schlag, als ich erkannte, dass ich mich in Jethro verliebt hatte. Ihm erging es ebenso, das sah ich in seinen Augen. Es lag eine schmerzhafte Begierde darin, die mir fast das Herz zerriss. Um ihn aus meinen Gedanken zu verbannen, machte ich am Abend wieder zurecht. Der Gouverneur gab eine kleine
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