Tagebuch der Lust
ihrer neuen Familie aufgenommen wurde. Doch man hatte mir alles gestohlen. Hatte mich um mein Leben betrogen. Für Caleb war ich ein Anhängsel, nicht in der Lage, ihm Kinder zu gebären. Er beachtete mich nicht mehr und wenn, dann tat er es mit unverhohlenem Abscheu. Ich versank in Selbstmitleid, versuchte, meinen Schmerz über Jethros Verlust und meiner Einsamkeit mit Alkohol zu betäuben. Ich aß kaum noch, und schon bald hingen meine Kleider wie Säcke an meinem Körper. Das alles nahm Caleb nicht zur Kenntnis.
Am Abend vor der Hochzeit kam er jedoch in mein Schlafzimmer. Ich konnte an seinem glasigen Blick erkennen, dass er zu viel getrunken hatte und fürchtete das Schlimmste. Mit einem verächtlichem Grinsen trat er an mein Bett, zog mit einem Ruck die Bettdecke zur Seite und spuckte dann auf den Boden.
„Weißt du eigentlich, warum ich dich geheiratet habe?“, spie er hervor. „Weil du aus einer guten Familie stammst und mir Kinder schenken solltest. Ich dachte, du wärst eine gute Stute. Die beste Wahl für eine Zucht. Und was bekomme ich stattdessen? Ein ewig jammerndes Bündel, das sich gehen lässt und sich lieber mit Sklaven abgibt, als ihrem Mann dienlich zu sein.“
Ich schluckte und Tränen schossen mir in die Augen.
„Caleb, du bist betrunken“, begann ich vorsichtig. „Molly soll dir einen Kaffee kochen, dann wird es dir besser gehen.“
„Halt dein Maul“, brüllte er, und ich zuckte zusammen. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie demütigend das ist? Das ausgerechnet ich ein Weib heirate, das so trocken ist wie eine Wüste? Du bist ein frigides Miststück. Ich wollte deiner Familie helfen, indem ich eure bankrotte Plantage kaufte, doch meine Großzügigkeit ist nun zu Ende, meine Liebe.“
„Großzügigkeit?“, keuchte ich. „Was hast du denn Großzügiges getan? Du behandelst mich wie eine Gefangene. Nie bist zu Hause, wir kennen uns kaum. Und das nennst du großzügig?“
Caleb holte aus und schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht. Mein Kopf fiel zur Seite, und ich hielt mir erschrocken die schmerzende Wange. Es brannte wie das Feuer der Hölle, und mein Schädel drohte zu platzen. Tränen rannen mir übers Gesicht, doch ich gab keinen Mucks von mir.
„Du erwartest Liebe von mir?“, höhnte Caleb. „Du schaffst es nicht einmal, mir Freude zu bereiten. Liegst da wie ein Stein, nicht fähig dazu, Lust zu empfinden oder einen Mann zu befriedigen, und du willst meine Liebe?“
Ich war kurz davor, ihm ins Gesicht zu lachen und lauthals zu verkünden, wie man mich in Atlanta nannte. Aber ich schwieg und presste die Lippen aufeinander. Ich würde ihm nicht auch noch die Genugtuung verschaffen, mich umzubringen.
„Du bist es nicht Wert, dass ich auch noch einen Gedanken an dich verschwende, Victoria. Ich will nicht, dass du morgen bei der Hochzeit bist, also wage ja nicht, dort aufzutauchen. Ich werde mir jetzt ein anderes Vergnügen suchen. Ein richtiges Vergnügen, verstehst du?“, grinste er und wartete keine Antwort ab. „Dein Freund Matthew hat vor kurzem geheiratet, wie ich hörte. Eine Tatsache, die mich ziemlich überrascht hat, denn ich habe nicht meine Einwilligung dafür gegeben. Ach nein, das hat ja meine Frau für mich erledigt, ohne mich zu fragen.“
Ich sog die Luft ein. Das diabolische Funkeln in seinen Augen bedeutete nichts Gutes.
„Melinda ist wirklich ein Augenschmaus – für eine Sklavin. Ich wette, sie reitet auf Matthews schwarzem Schwanz und lässt ihn an ihre großen Titten. Weißt du, Victoria, es kränkt mich, nein es ärgert mich, dass meine Sklaven mehr Erfüllung in ihrem Sexleben haben als ich. Es ist unfair, dass Matthew eine heiße Frau mit triefender Fotze heiraten darf, während meine heulend in ihrem Kämmerlein liegt. Ich werde also das tun, was schon unsere Vorfahren in der alten Heimat getan haben. Ich werde mein Recht als ihr Herr einfordern und sehen, wozu diese Schlampe fähig ist. Was meinst du, wird ihr das gefallen?“
„Du bist widerwärtig“, stieß ich hervor. „Das kannst du nicht machen, du Mistkerl.“
„Oh, mein Weib ist ja doch zu temperamentvollen Ausbrüchen fähig“, spottete Caleb und beugte sich dann so weit zu mir, dass ich seinen Alkoholgeschwängerten Atem riechen konnte.
„Du darfst uns gerne dabei zusehen, wenn es dir Freude bereitet. Vielleicht kannst du noch etwas lernen.“
„Lass sie in Ruhe“, flehte ich. „Caleb, bitte, ich werde alles tun, was du verlangst, nur fasse Melinda nicht
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