Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht
vorbeigegangen. Als sie ihn eines Tages vor dem Klassenzimmer auf dem leeren Schulflur traf, wich er ihrem Blick aus. „Matt“, begann sie. Sie wollte ihm alles erklären. Sie wollte ihm sagen, daß es nicht ihre Absicht war, ihn zu verletzen, und daß sie sich deswegen schrecklich fühlte. Aber sie wußte nicht, wo sie beginnen sollte. Schließlich stieß sie hervor: „Es tut mir leid!“ und drehte sich um, um ins Klassenzimmer zu gehen. „Elena!“ Matt hielt sie zurück. Erst jetzt sah er sie an. Zumindest streifte sein Blick ihre Lippen und ihre Haare. Dann schüttelte er den Kopf, als wollte er ausdrücken, daß er bei der ganzen Sache der Dumme war. „Ist das mit dem Franzosen echt?“ fragte er schließlich. „Nein“, erwiderte Elena sofort. „Ich hab ihn erfunden, um allen zu zeigen, daß ich nicht gekränkt bin wegen...“ Sie hielt inne.
„Wegen Stefan. Kapiere.“ Matt nickte ernst. Doch er schien Verständnis zu haben. „Hör zu, Elena. Er hat dich ziemlich schlimm behandelt. Aber ich glaube nicht, daß er das persönlich gemeint hat. Er ist zu allen anderen auch so.“ „Außer zu dir.“ „Stimmt nicht ganz. Er redet manchmal mit mir. Aber das sind keine persönlichen Dinge. Er spricht nie von seiner Familie oder von dem, was er außerhalb der Schule macht. Er hat eine Mauer um sich errichtet, die auch ich nicht durchdringen kann. Wahrscheinlich wird er niemanden wirklich an sich ranlassen. Das ist sehr schade, denn ich glaube, daß er sich im Grunde ziemlich elend fühlt.“ Elena dachte darüber nach, fasziniert von diesem Blickpunkt, von dem aus sie Stefan bisher noch nie betrachtet hatte. Er war ihr immer so cool vorgekommen, so überlegen und durch nichts zu erschüttern. Aber sie wußte, daß auch sie selbst vielen Leuten so erschien. War es möglich, daß er hinter seiner Maske genauso verwirrt und unglücklich war wie sie? Da hatte sie die Idee. Die Lösung war im Grunde ganz einfach. Nichts Kompliziertes wie Gewitterstürme oder kaputte Autos. „Matt“, begann sie langsam. „Hältst du es nicht für eine gute Idee, wenn jemand versuchen würde, diese Mauer zu durchbrechen?
Vielleicht müssen wir Stefan nur zu seinem Glück zwingen?“
Sie blickte ihn eindringlich an. Er betrachtete sie kurz, dann schloß er einen Moment die Augen und schüttelte ungläubig den Kopf. „Elena, du bist unglaublich. Du wickelst die Leute um den kleinen Finger, wie's dir gerade paßt, und weißt im Grunde nicht mal, was du tust. Jetzt willst du doch tatsächlich meine Hilfe, um Stefan zu überrumpeln. Blöd, wie ich bin, werde ich vermutlich auch noch ja sagen.“ „Du bist nicht blöd, sondern ein Gentleman. Klar, ich möchte dich um einen Gefallen bitten.
Allerdings nur, wenn du die Sache auch in Ordnung findest. Ich möchte weder dich noch Stefan verletzen.“ „Wirklich nicht?“ „Nein! Ich weiß, wie sich das anhören muß, aber es ist wahr. Ich will nur...“ Sie hielt inne. Wie konnte sie ihm erklären, was sie wollte, wenn sie es nicht einmal selbst richtig wußte?
„Du möchtest nur, daß sich alles um Elena Gilbert dreht“, antwortete er bitter. „Weißt du, was dein Problem ist? Du willst nur das, was du nicht kriegen kannst.“ Schockiert trat Elena einen Schritt zurück und schaute ihn fassungslos an. Tränen traten ihr in die Augen. „Nicht“, sagte Matt schnell. „Elena, sieh mich bitte nicht so an. Es tut mir leid.“ Er seufzte. „Okay, was soll ich tun? Soll ich ihn geknebelt und gefesselt vor deiner Haustür abliefern?“ „Nein.“ Elena kämpfte darum, die Tränen zu unterdrücken. „Ich möchte nur, daß du ihn überredest, zum Schulball nächste Woche zu kommen.“ Matt war verblüfft. „Er soll zu der Fete kommen, das ist alles?“ Elena nickte. „Okay. Ich bin ziemlich sicher, daß er da sein wird. Noch was, Elena... es gibt wirklich keine außer dir, mit der ich hingehen möchte.
„ „Gut“, stimmte Elena nach kurzer Überlegung zu. „Und...
danke, Matt.“ Matts Gesichtsausdruck war nicht zu deuten.
„Danke mir nicht, Elena. Keine Ursache... wirklich, keine Ursache.“ Elena blickte Matt verwirrt nach, als er sich umdrehte und den Flur hinunterging.
„Halt still“, schalt Meredith und legte letzte Hand an Elenas Frisur. „Ich finde, daß beide absolut wunderbar sind“, seufzte Bonnie vom Fenstersitz aus. „Wer?“ fragte Elena abwesend.
„Als ob du das nicht wüßtest. Die beiden Typen von dir, die gestern bei dem Spiel in letzter Minute
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