Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht
Augen hatte, lächelte sie. „Du scheinst ja heute morgen sehr gute Laune zu haben.“
„Ja, das stimmt.“ Elena umarmte sie erneut, um sich für die dunklen Ringe zu entschuldigen. „Du weißt, daß wir noch einmal wegen Tyler zum Sheriff müssen.“ „Ja.“ Elena holte eine Flasche Saft aus dem Kühlschrank und goß sich ein Glas ein.
„Aber kann ich erst zu Vickie Bennett rübergehen? Sie muß völlig aufgelöst sein, besonders, da ihr niemand glaubt.“ „Glaubst du ihr?“ „Ja“, sagte sie langsam. „Ich glaube ihr. Und, Tante Judith“, fügte sie nach kurzem Zögern hinzu,
„auch mir ist in der Kirche etwas passiert. Es kam mir so vor...“ „Elena! Bonnie und Meredith sind hier für dich“, rief Robert vom Flur her. Der Moment der Vertrautheit war vorbei.
„Oh... schick sie rein“, antwortete Elena und trank einen Schluck Orangensaft. „Ich erzähl's dir später, Tante Judith“, versprach sie, während sich Schritte der Küche näherten.
Bonnie und Meredith blieben ungewohnt steif in der Tür stehen. Auch Elena fühlte sich ein wenig befangen. Sie redete erst, als ihre Tante die Küche verlassen hatte. Dann räusperte sie sich, den Blick auf eine abgenutzte Platte des Linoleumbodens gerichtet. Als sie kurz hochsah, merkte sie, daß Bonnie und Meredith auf dieselbe Stelle starrten. Sie lachte, und beide sahen sie an. „Ich bin zu glücklich, um mich zu verteidigen“, erklärte sie und breitete die Arme für die beiden aus. „Ich weiß, daß ich mich entschuldigen sollte für das, was ich gesagt hab. Und ehrlich, es tut mir leid. Aber deshalb werde ich nicht den Rest des Tages Asche auf mein Haupt streuen. Ich war entsetzlich, ich verdiene, daß man mich hinrichtet, okay. Können wir jetzt nicht so tun, als ob es nie passiert wäre?“ „Du solltest dich schämen, einfach so von uns wegzulaufen“, schimpfte Bonnie, während die drei sich in einer Umarmung verstrickten. „Und ausgerechnet mit Tyler Smallwood“, fügte Meredith hinzu. „Was das betrifft, habe ich meine Lektion gelernt“, erwiderte Elena. Einen Moment lang verdunkelte sich ihr Gesicht: Dann lachte Bonnie plötzlich.
„Und du hast dir nebenbei einen großen Fisch geangelt. Stefan Salvatore! War das ein dramatischer Auftritt. Als du mit ihm zur Tür reinkamst, hab ich gedacht, ich hab 'ne Erscheinung. Wie hast du das bloß angestellt?“ „Ich hab gar nichts gemacht. Er kam einfach im richtigen Moment vorbei, wie die Kavallerie in alten Westernfilmen.“ „Um deine Ehre zu verteidigen“, schwärmte Bonnie. „Was könnte aufregender sein?“ „Na, da fallen mir auf Anhieb ein, zwei Sachen ein“, sagte Meredith nüchtern. „Aber vielleicht hat Elena die auch schon abgehakt.“ „Ich werde euch alles erzählen.“ Elena ließ die Freundinnen los und trat einen Schritt zurück. „Aber kommt ihr erst mit mir zu Vickie? Ich möchte mit ihr reden.“ „Du kannst erst mal mit uns reden, während du dich anziehst, dir die Zähne putzt und so weiter“, erklärte Bonnie fest. „Und wenn du auch nur eine Kleinigkeit ausläßt, wirst du dich vor der Spanischen Inquisition wiederfinden.“ „Na, schau mal“, spottete Meredith. „Mr. Tanners Arbeit hat sich bezahlt gemacht. Unsere Bonnie weiß inzwischen, daß die Inquisition was mit den Hexenjagden im Mittelalter zu tun hatte und keine Rockband ist.“ Elena lachte einfach so aus überschäumender Freude, während sie die Treppe hochging.
Mrs. Bennett sah blaß und müde aus, aber sie ließ die Freundinnen eintreten. „Vickie ruht sich aus“, erklärte sie. Ihr Lächeln zitterte leicht. Elena, Bonnie und Meredith drängten sich in den engen Flur. Mrs. Bennett klopfte leicht an Vickies Tür. „Vickie, Liebling, ein paar Mädchen aus deiner Schule möchten dich besuchen. Aber bitte nicht zu lange“, fügte sie hinzu, als sie die Tür öffnete. „In Ordnung“, versprach Elena.
Sie trat in das hübsche, blauweiß eingerichtete Zimmer. Die anderen folgten ihr. Vickie lag, auf Kissen gestützt, im Bett, die hellblaue Steppdecke hatte sie bis ans Kinn gezogen. Ihr Gesicht hob sich schneeweiß dagegen ab. Ihr Blick unter den schweren Lidern war starr und leer. „So hat sie auch letzte Nacht ausgesehen“, flüsterte Bonnie. Elena trat neben das Bett.
„Vickie?“ sagte sie leise. Vickie starrte weiter vor sich hin, aber ihr Atem änderte sich kaum merkbar. „Vickie, kannst du mich hören? Ich bin's, Elena Gilbert.“ Sie schaute unsicher zu Bonnie und
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