Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht

Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
gefaßten Stimme, die sie schon vorhin in seinem Zimmer gehört hatte. „Ja, in der alten Ruine.“ „Bist du sicher, daß sie gesagt hat, es warum Mitternacht?“ „Ganz genau wußte sie es nicht, aber irgendwann um den Zeitpunkt muß es gewesen sein. Wir haben sie kurz nachher gefunden. Warum?“ Stefan schwieg. Elena fühlte, wie sich die Kluft zwischen ihnen vergrößerte. „Stefan“, flüsterte sie drängend. Dann sagte sie lauter und fast verzweifelt:
    „Stefan, was ist?“ Er schüttelte den Kopf. Schließ mich nicht aus, dachte sie, doch er sah sie nicht einmal an. „Wird sie überleben?“ fragte er. „Der Arzt hat nichts weiter an ihr festgestellt. Niemand hat behauptet, daß Vickie sterben könnte“, erwiderte Matt. Stefan nickte kurz, dann wandte er sich an Elena. „Ich muß gehen. Du bist jetzt in Sicherheit.“ „Natürlich bin ich in Sicherheit. Dank dir.“ „Ja“, erwiderte er. Aber in seinen Augen lag keine Antwort. Sie waren glanzlos und verhangen. „Ruf mich morgen an.“ Sie drückte seine Hand und versuchte, unter den wachen Blicken der anderen ihre wahren Gefühle zu verbergen. Sie zwang ihn dazu, es zu verstehen. Er schaute ausdruckslos auf ihre Hände, dann langsam wieder zu ihr. Schließlich erwiderte er den Druck ihrer Finger. „Ja, Elena“, flüsterte er und sah sie sehnsüchtig an. Eine Minute später war er gegangen. Sie holte tief Luft und wandte sich wieder dem überfüllten Zimmer zu. Tante Judith hielt sich immer noch in ihrer Nähe auf, den Blick auf das gerichtet, was sie unter dem Samtmantel von dem zerrissenen Kleid sehen konnte. „Elena?“ fragte sie. „Was ist passiert?“ Sie schaute zu der Tür durch die Stefan gerade verschwunden war.
    Elena drängte ein hysterisches Lachen zurück. „Stefan hat es nicht getan. Stefan hat mich gerettet.“ Dann verhärtete sich ihr Gesicht, und sie schaute zu dem Polizeibeamten hinter Tante Judith. „Es war Tyler. Tyler Smallwood.“

9. KAPITEL
    Sie war nicht die wiedergeborene Katherine. Während Stefan im dunkelvioletten Zwielicht kurz vor der Morgendämmerung zu seiner Pension zurückfuhr, dachte er darüber nach. Er hatte es zu ihr gesagt, und es war die Wahrheit. Aber erst jetzt fiel ihm auf, wie lange er gebraucht hatte, um zu diesem Schluß zu kommen. Er hatte jeden Atemzug, jede Bewegung Elenas in den letzten Wochen beobachtet und jeden Unterschied registriert.
    Ihr Haar war ein, zwei Schattierungen heller als Katherines, ihre Augenbrauen und Wimpern dunkler. Katherines Wimpern waren fast silbern gewesen. Und Elena war gut eine Handbreit größer als Katherine. Sie bewegte sich mit mehr Selbstverständlichkeit, denn die Mädchen dieses Jahrhunderts waren freier und selbstbewußter. Sogar ihre Augen, diese Augen, die ihn am ersten Tag fast gelähmt hatten aufgrund der großen Ähnlichkeit, waren eigentlich nicht dieselben.
    Katherines Blick war meistens von einer kindlichen Verwunderung erfüllt gewesen oder gesenkt, wie es sich für ein junges Mädchen des fünfzehnten Jahrhunderts ziemte.
    Aber Elena sah einen offen an, ohne zu blinzeln. Und manchmal verengten sich ihre Augen, wenn sie einen Entschluß gefaßt hatte oder eine Herausforderung annahm. Bei Katherine war das nie geschehen.
    In Anmut, Schönheit und der Faszination, die von ihnen ausging, waren sie absolut gleich. Doch während Katherine ein weißes Kätzchen gewesen war, glich Elena einer schneeweißen Tigerin. Als Stefan an den dunklen Schatten der Ahornbäume vorbeifuhr, zuckte er vor den aufsteigenden Erinnerungen zurück, die ihn zu überwältigen drohten. Nein, er wollte nicht daran denken. Aber die Bilder begannen sich schon vor seinem geistigen Auge zu entfalten. Es war, als ob ein Buch aufgeschlagen worden war, und er konnte nichts anderes tun, als hilflos auf die Seiten zu starren, während in seinem Kopf die Geschichte begann.
    Weiß, Katherine hatte an diesem Tag weiß getragen. Ein neues Kleid aus venezianischer Seide, die Ärmel waren aufgeschlitzt, um das feine Leinenhemd darunter zu zeigen. Um den Hals hatte sie eine Kette aus Gold und Perlen geschlungen, und kleine Perlenohrringe tanzten an ihren Ohren. Sie hatte sich so gefreut über das neue Kleid, das ihr Vater extra für sie hatte schneidern lassen. Sie hatte sich vor Stefan im Kreis gedreht und den weiten, bodenlangen Rock hochgehoben, damit er den Brokatunterrock darunter sehen konnte... „Schau, mein Vater hat meine Anfangsbuchstaben einsticken lassen. Mein lieber Papa...“

Weitere Kostenlose Bücher