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Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht

Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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denken, nur noch fühlen. Und die Empfindungen trugen ihn höher und höher. Die letzten Bande zu dieser Welt brachen. Einige Zeit später lag er benommen in Katherines Armen. Sie wiegte ihn wie eine Mutter ihr Kind und führte seinen Mund zu ihrem bloßen Hals. Dort war eine kleine Wunde, wie ein winziger Schnitt, der sich dunkel von der weißen Haut abhob. Stefan zögerte weder noch fühlte er Furcht, und als sie ermutigend über sein Haar strich, begann er, das zu tun, was sie zuvor mit ihm getan hatte.

    Nüchtern und eiskalt bürstete Stefan sich den Schmutz von seiner Hose. Die Welt der Menschen schlief, war wie betäubt.
    Doch seine eigenen Sinne waren messerscharf. Er hätte eigentlich satt sein sollen, aber die Erinnerung hatte sein Verlangen wieder geweckt. Er nahm die Spur eines Fuchses auf und begann zu jagen.

12. KAPITEL
    Elena drehte sich langsam vor dem großen Spiegel in Tante Judiths Schlafzimmer. Margaret saß am Ende des großen Betts.
    Ihre blauen Augen waren weit aufgerissen vor Bewunderung.
    „Ich wünsche mir auch so ein schönes Halloweenkostüm“, sagte sie. „Du gefällst mir aber als weißes Kätzchen viel besser.“ Elena pflanzte einen Kuß zwischen die weißen Samtohren, die an Margarets Haarband befestigt waren. Dann wandte sie sich an ihre Tante, die mit Nadel und Faden bei der Tür stand. „Es ist perfekt“, erklärte sie glücklich. „Wir brauchen nichts zu ändern.“
    Das Mädchen im Spiegelbild hätte aus einem von Elenas Büchern über die italienische Renaissance stammen können.
    Schultern und Hals waren bloß, und das enge Mieder des hellblauen Kleids betonte die schmale Taille. Die langen, vollen Ärmel waren aufgeschlitzt, so daß man die weiße Seide des Unterkleids darunter sehen konnte, und der weite Rock berührte gerade eben den Boden. Das Kleid war wunderschön, und das klare, helle Blau ließ Elenas dunkelblaue Augen noch strahlender wirken. Plötzlich fiel ihr Blick auf die altmodische Pendeluhr über der Kommode. „Oh, nein. Es ist fast sieben.
    Stefan wird jeden Moment hier sein.“
    „Da ist sein Auto.“ Tante Judith schaute aus dem Fenster. „Ich gehe runter und mache ihm auf.“ „Ist schon okay“, entgegnete Elena. „Ich mache selber auf. Tschüß, ihr zwei!“ Sie rannte die Treppe hinunter. Während sie zum Türknopf griff, erinnerte sie sich an den Tag vor fast zwei Monaten, an dem sie Stefan im Geschichtsunterricht in den Weg getreten war. Jetzt beherrschte sie dasselbe Gefühl wie damals. Eine Mischung aus Anspannung, Erregung und Erwartung. Hoffentlich klappte es heute besser. Die letzten anderthalb Wochen lang hatte sie ihre ganzen Hoffnungen auf diesen Augenblick, diesen Abend gerichtet. Wenn zwischen ihr und Stefan in dieser Nacht nichts Entscheidendes geschah, dann würde es nie geschehen. Die Tür ging auf, und Elena trat einen Schritt zurück. Sie war merkwürdig schüchtern, hielt die Augen gesenkt, als habe sie Angst, ihn anzusehen. Als sie hörte, wie er scharf die Luft einzog, schaute sie schnell hoch - und ihr wurde kalt ums Herz. Er starrte sie zwar voller Erstaunen an. Aber sein Blick war nicht voller Freude, wie in der ersten Nacht in seinem Zimmer, sondern eher schockiert. „Es gefällt dir nicht“, flüsterte sie und merkte entsetzt, daß Tränen in ihre Augen traten. Stefan fand wie immer schnell die Fassung wieder. Er blinzelte und schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Es ist wunderschön. Du bist wunderschön.“ Warum stehst du dann da, als hättest du einen Geist gesehen? dachte sie. Warum umarmst du mich nicht? Warum küßt du mich nicht? „Du siehst auch toll auch“, erwiderte sie leise. Das stimmte. Der schwarze Smoking und der Umhang, den er für seine Rolle angezogen hatte, standen ihm tadellos. Elena war überrascht gewesen, daß er ihrem Vorschlag zugestimmt hatte. Für eine Nacht Graf Dracula zu sein, schien ihn sehr zu belustigen. Und er trug die eleganten Sachen so selbstverständlich, als wären es die alltäglichen Jeans. „Wir machen uns wohl besser auf den Weg“, antwortete er genauso leise und ernst. Elena nickte und folgte ihm zu seinem Auto. Ihr Herz war inzwischen zu einem Eisklumpen erstarrt. Stefan schien innerlich weiter von ihr entfernt denn je, und sie hatte keine Ahnung, wie sie ihn zurückholen konnte.
    Während sie zur High School fuhren, donnerte es, und Elena schaute mißmutig aus dem Autofenster. Dicke, violettschwarze Wolken bedeckten den Himmel, obwohl es noch nicht zu regnen begonnen

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