Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht
Geheimnis, von dem er befürchtet, daß ich es herausfinden könnte. Wenn ich nur wüßte, was es ist, und ich ihm beweisen könnte, daß er mir vertrauen kann!
Daß er mir bis zum Ende vertrauen kann, egal, was auch passiert.
„Wenn ich es nur wüßte“, flüsterte sie. „Was?“ fragte Meredith, und Elena schaute erschrocken hoch. „Oh, wenn ich wüßte, was passieren wird“, sagte sie schnell und schlug das Tagebuch zu. „Ich meine, ob wir schließlich doch Schluß miteinander machen werden. In dem Fall würde ich es nicht länger hinausschieben. Sollte es jedoch gut mit uns ausgehen, wäre mir die Krise, in der wir im Moment stecken, einfach egal.
Aber die Unsicherheit macht mich fertig.“ Bonnie biß sich auf die Lippen. Dann setzte sie sich mit funkelnden Augen auf.
„Ich kann dir einen Weg zeigen, es herauszufinden, Elena.
Meine Großmutter hat verraten, wie du erfährst, welchen Mann du heiraten wirst.“ „Sicher ein alter Druidentrick“, warf Meredith trocken ein. „Keine Ahnung, wie alt die Methode ist“, verteidigte Bonnie sich. „Aber meine Großmutter sagte, daß sie schon von Generationen unserer Familie angewendet worden ist. Ist auch egal, jedenfalls klappt's. Meine Mutter hat das Bild meines Vaters gesehen, als sie's versucht hat, und einen Monat später waren sie verheiratet. Es ist ganz einfach, Elena. Und was hast du schon groß zu verlieren?“ Elena schaute von Bonnie zu Meredith. „Ich weiß nicht.“ Sie zögerte. „Bonnie, du glaubst doch nicht wirklich...“ Bonnie richtete sich mit ihrer ganzen Würde auf. „Willst du behaupten, meine Mutter lügt?
Komm schon, Elena. Es kann nichts schief gehen, wenn wir's mal ausprobieren.“ „Was muß ich tun?“ Elena hatte immer noch Zweifel. Auf der einen Seite war sie fasziniert von der Vorstellung, auf der anderen fürchtete sie sich. „Es ist ganz einfach. Wir müssen nur um Punkt Mitternacht alles fertig haben...“ Fünf Minuten vor Mitternacht stand Elena im Eßzimmer der McCulloughs und kam sich ziemlich blöd vor.
Vom Hof her war Yangtzes hysterisches Bellen zu hören, aber im Haus war es still bis auf das Ticken der alten Standuhr.
Nach Bonnies Instruktionen hatte sie den großen Walnußtisch mit einem Teller, einem Glas und einem Silberbesteck gedeckt, ohne dabei ein Wort zu sprechen. Dann hatte sie in dem Kerzenhalter mitten auf dem Tisch eine einzelne Kerze angezündet und sich selbst hinter den Stuhl vor dem gedeckten Platz gestellt. Bonnie hatte gesagt, daß sie um Punkt Mitternacht den Stuhl wegziehen und ihren zukünftigen Ehemann einladen sollte. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Kerze ausgehen und Elena eine geisterhafte Gestalt auf dem Stuhl sitzen sehen. Vorhin war ihr ein wenig unbehaglich zumute gewesen. Sie wußte nicht, ob sie überhaupt einem Geist begegnen wollte, auch wenn es ihr zukünftiger Mann war. Aber jetzt kam ihr das Ganze nur wie ein harmloser Scherz vor. Als die Uhr zu schlagen begann, hob sie entschlossen die Schultern und packte den Stuhl fester. Bonnie hatte sie gewarnt, ihn nicht loszulassen, bis die Zeremonie vorbei war.
Oh, das war zu albern. Vielleicht würde sie einfach schweigen... aber als der letzte Ton des Glockenschlags verklungen war, hörte sie sich die Worte sprechen. „Komm herein“, sagte sie verlegen in das leere Zimmer und zog den Stuhl nach hinten. „Komm herein, komm herein...“ Die Kerze ging aus. Elena starrte in die plötzliche Dunkelheit. Sie hatte den kalten Windstoß gefühlt, der die Flamme ausgeblasen hatte. Er war von den großen Verandatüren hinter ihr gekommen, und sie drehte sich schnell um, den Stuhl immer noch mit einer Hand festhaltend. Sie hätte geschworen, daß die Türen verschlossen gewesen waren. Etwas bewegte sich in der Dunkelheit. Panik stieg in Elena auf. Auf einmal war alles gar nicht mehr witzig. Was hatte sie getan? Auf was hatte sie sich eingelassen? Ihr Herz verkrampfte sich, und sie hatte das Gefühl, ohne Vorwarnung in einen schrecklichen Alptraum gestürzt zu sein. Es war nicht nur pechschwarz um sie herum, sondern auch völlig still. Nichts war zu sehen oder zu hören.
Und sie fiel und fiel... „Darf ich?“ sagte eine Stimme, und eine helle Flamme glühte auf. Einen schrecklichen Moment lang glaubte Elena, es sei Tyler. Sie erinnerte sich an sein Feuerzeug in der Kirchenruine. Aber die Kerze auf dem Tisch war angezündet worden, und sie sah die schlanken, bleichen Finger, die sie hielten. Stefan! Doch dann fiel ihr Blick auf
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