Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt
hier noch etwas Interessantes“, fuhr Stefan fast vergnügt fort. „Es gibt außer den bereits erwähnten, traditionellen Silberkugeln noch eine andere Heilung für Werwölfe. Hör gut zu.“ Beim Mondschein las er aus dem Buch vor.
„,Es wird berichtet und von guten und anerkannten Ärzten bestätigt, daß ein Werwolf, wenn ihm ein Glied abgetrennt wird, seinen ursprünglichen Körper zurückbekommt'. Gervase erzählt weiter die Geschichte von Raimbaud aus der Auvergne, einem Werwolf, der von seinem Fluch geheilt wurde, nachdem ein Schreiner ihm einen seiner Hinterläufe abgehauen hatte.
Natürlich war das bestimmt entsetzlich schmerzhaft, aber Raimbaud hat dem Schreiner herzlich gedankt, daß dieser ihn für immer von dieser abscheulichen und verfluchten Gestalt befreit hat.
Da Tyler uns nicht mit Informationen helfen will, sollten wir zumindest sichergehen, daß er nicht weiter herumläuft und mordet. Was meint ihr?“ „Es ist unsere Pflicht, ihn zu heilen“, meldete sich Matt zu Wort.
„Alles, was wir dazu tun müssen, ist, ihn von einem seiner Glieder zu befreien“, stimmte Bonnie zu. „Da fällt mir auf Anhieb das richtige Teil ein“, stieß Meredith zwischen den Zähnen hervor.
Tyler quollen fast die Augen aus dem Kopf. Unter dem Schmutz und dem verkrustetem Blut war sein Gesicht ganz weiß geworden. „Ihr blufft! Das nehme ich euch nicht ab!“
„Hol die Axt, Matt“, befahl Stefan. „Meredith, zieh ihm einen Schuh aus.“ Tyler trat um sich, als sie herankam, und zielte auf ihr Gesicht. Matt kam hinzu und nahm seinen Kopf in den Schwitzkasten. „Mach's dir nicht schwerer, als es ohnehin schon ist, Tyler.“
Der nackte Fuß war groß, seine Sohle so verschwitzt wie Tylers Handflächen. Grobe Haare sprossen auf den Zehen. Meredith bekam vor Abscheu eine Gänsehaut. „Okay, bringen wir's hinter uns“, sagte sie.
„Ihr macht doch nur Spaß!“ schrie Tyler und schlug so wild um sich, daß Bonnie kommen und sich auf sein zweites Bein knien mußte. „Das könnt ihr doch nicht tun!
Nein!“ „Haltet ihn still“, fuhr Stefan dazwischen. Zusammen streckten sie Tyler auf dem Boden aus, seinen Kopf hatte Matt gepackt, die Mädchen hielten die Beine fest. Stefan achtete darauf, daß Tyler alles sehen konnte, was er tat. Er legte einen dicken Ast auf den Rand des offenen Grabes und hieb ihn mit der Axt mit einem Schlag durch. „Scharf genug“, erklärte er kurz. „Meredith, roll sein Hosenbein hoch. Dann schnüre etwas Kordel als Aderpresse, so fest du kannst, um seinen Knöchel.
Sonst verblutet er uns nachher noch.“ „Das könnt ihr nicht tun!“ heulte Tyler. „Neeiinn!“ „Schrei, soviel du willst, Tyler.
Hier oben hört dich niemand, stimmt's?“ sagte Stefan. „Du bist kein bißchen besser als ich! Du bist auch ein Killer!“ schrie Tyler. „Ich weiß genau, was ich bin“, erklärte Stefan kalt. „Glaub mir, Tyler, ich weiß es. Ist alles bereit? Gut. Haltet ihn ganz fest. Er wird sich aufbäumen, wenn ich es mache.“ Tylers Schreie näherten sich ihrem Höhepunkt. Matt hielt seinen Kopf so, daß er sehen konnte, wie Stefan sich hinkniete und die Axt über seinen Knöchel hielt, um die Distanz und die Kraft, die der Schlag brauchen würde, abzuschätzen. „Jetzt.“ Stefan hob die Axt hoch über den Kopf.
„Nein! Nein! Ich werde reden. Ich sage euch alles“, kreischte Tyler. Stefan warf ihm einen Blick zu. „Zu spät.“ Die Axt fiel. Sie prallte funkenschlagend mit einem lauten Klingen vom Steinboden ab, aber das Geräusch wurde von Tylers Schreien übertönt. Es dauerte ein paar Minuten, bis Tyler merkte, daß die Schneide seinen Fuß gar nicht berührt hatte. Erst kurz vor dem Ersticken hielt er inne, um Luft zu holen, und blickte Stefan mit hervorquellenden Augen an.
„Rede.“ Stefans Stimme war eiskalt und duldete keinen Widerspruch. Leises Wimmern kam aus Tylers Kehle. „Ich kenne seinen Namen nicht“, keuchte er. „Aber er sieht so aus, wie du ihn geschildert hast. Und du hast recht; er ist ein Vampir. Und was für einer, Mann! Ich hab gesehen, wie er einen tonnenschweren Stier bei lebendigem Leib ausgesaugt hat. Er hat mich angelogen“, fügte Tyler hinzu, und das Winseln kehrte in seine Stimme zurück. „Er hat mir weisgemacht, ich würde stärker als alle werden. So stark wie er. Er hat behauptet, ich könnte jedes Mädchen haben, das ich wollte. Und auf jede Art, wie ich es wollte. Der Mistkerl hat gelogen.“
„Er hat also behauptet, du
Weitere Kostenlose Bücher