Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
alles in das Bedürfnis nach Blut kanalisiert, immer nach Blut...
Aber jetzt empfand er es.
Er wusste auch, warum das so war. Es lag an Elenas Aura. Elenas Blut. Sie hatte noch etwas Substanzielleres als Flügel mitgebracht. Und während die Flügel verblasst waren, schien diese neue Gabe von Dauer zu sein.
Ihm war klar, dass es sehr lange her war, seit er so etwas empfunden hatte, und dass er sich daher durchaus irren konnte. Aber er glaubte es nicht. Er dachte, dass selbst die verknöchertsten Vampire angesichts Elenas Aura aufstehen und wieder zu lebensvollen, jungen Männern erblühen würden.
Er bemühte sich um so viel Abstand, wie es der enge Innenraum des Ferraris zuließ. »Elena, es gibt da etwas, das ich dir sagen sollte.«
»Wegen Matt?« Sie warf ihm einen direkten, intelligenten Blick zu.
»Nat? Nein, nein. Es geht um dich. Ich weiß, du warst überrascht, dass Stefano dich in die Obhut von jemandem wie mir gegeben hat.«
Im Ferrari war einfach kein Platz für Privatsphäre, und er teilte schon jetzt ihre Körperwärme.
»Ja, das ist richtig«, antwortete sie schlicht.
»Nun, es könnte etwas damit zu tun haben ...«
»Es könnte etwas damit zu tun haben, dass wir zu dem Schluss gekommen sind, dass meine Aura selbst alten Vampiren einen Schauder über den Rücken jagen würde. Von jetzt an werde ich deswegen einen starken Beschützer brauchen, hat Stefano gesagt.«
»Ich denke«, sagte Damon bedächtig, »dass Stefano dich vor allem vor den bösen Geschöpfen geschützt sehen will, die von überall auf dem Globus hierher strömen.«
»Und jetzt hat er mich verlassen - wie ein selbstsüchtiger, dummer, idealistischer Idiot.«
»Ich bin ganz deiner Meinung«, sagte Damon, sorgfältig darauf bedacht, die Lüge von Stefanos freiwilligem Abgang aufrechtzuerhalten. »Und ich habe dir bereits allen Schutz versprochen, den ich aufbieten kann. Ich werde wirklich mein Bestes geben, Elena, um dafür zu sorgen, dass niemand in deine Nähe kommt.«
»Ja«, erwiderte Elena, »aber dann geschieht etwas wie das hier« - sie machte eine kleine Handbewegung, mit der sie wahrscheinlich Shinichi und all die Probleme umfassen wollte, die seine Ankunft mit sich gebracht hatte - »und niemand weiß, wie er damit umgehen soll.«
»Richtig«, sagte Damon. Er musste sich immer wieder schütteln und sich ins Gedächtnis rufen, welches seine wirkliche Aufgabe hier war. Er war hier, um ...
nun ja, er war bestimmt nicht aufseiten des heiligen Stefano. Und die Sache war die - es war eigentlich ganz einfach ...
Da saß sie und bürstete sich erneut das Haar ... eine schöne Maid saß da und bürstete sich das Haar ... die Sonne am Himmel war so unendlich golden ... Damon schüttelte sich heftig. Seit wann stand er auf alte englische Volkslieder? Was war los mit ihm?
Um irgendetwas sagen zu können, fragte er: »Wie fühlst du dich?« - gerade in dem Moment, als sie zufällig eine Hand an die Kehle hob.
Sie verzog das Gesicht. »Nicht schlecht.«
Und das führte dazu, dass sie einander ansahen. Und dann lächelte Elena und er musste zurücklächeln. Zuerst war es nur ein Zucken der Lippen, dann ein ausgewachsenes Lächeln.
Sie war ... verdammt, sie war alles. Witzig, zauberhaft, mutig, klug ... und schön.
Und er wusste, dass seine Augen all das sagten und dass sie sich nicht abwandte.
»Wir könnten - einen kleinen Spaziergang machen«, schlug er vor, und Glocken läuteten und Trompeten spielten Fanfaren und Konfetti regneten vom Himmel und Tauben wurden freigelassen ...
Mit anderen Worten, sie antwortete: »In Ordnung.«
Sie entschieden sich für einen kleinen Pfad, der von der Lichtung wegführte und der für Damons an die Nacht gewöhnten Vampiraugen keine Probleme darzustellen schien. Er wollte nicht, dass sie zu lange auf den Beinen war. Sie war immer noch verletzt und wollte nicht, dass er es bemerkte oder dass er sie verhätschelte. Irgendetwas in ihm sagte: »Nun, dann warte, bis sie erklärt, sie sei müde, und hilf ihr dann, sich hinzusetzen.«
Aber etwas anderes, das sich seiner Kontrolle völlig entzog, machte sich beim ersten kleinen Zögern ihres Fußes bemerkbar. Er hob sie hoch und entschuldigte sich in einem Dutzend verschiedener Sprachen und benahm sich im Großen und Ganzen wie ein Narr, bis er sie auf eine bequem geschnitzte Holzbank mit Rückenlehne gesetzt und ihr eine leichte Reisedecke über die Knie gelegt hatte.
Währenddessen wiederholte er stets aufs Neue: »Du sagst es mir, wenn
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