Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
du etwas -
irgendetwas - anderes willst, ja?« Er sandte ihr versehentlich ein Bruchstück seiner Gedanken, das die verschiedenen Möglichkeiten betraf, die da waren: ein Glas Wasser, dass er neben ihr Platz nahm und ein Elefantenbaby, das er zuvor in ihrem Geist gesehen hatte und das sie offenbar sehr gern hatte.
»Es tut mir wirklich leid, aber ich glaube nicht, dass ich Elefanten herholen kann«, sagte er, während er vor ihr kniete und versuchte, sie in eine möglichst bequeme Position zu rücken. Dann fing er plötzlich einen Gedanken von ihr auf: dass er sich doch gar nicht so sehr von Stefano unterscheide, wie es den Anschein hatte.
Kein anderer Name hätte ihn dazu bringen können, das zu tun, was er dann tat.
Kein anderes Wort, keine andere Vorstellung hätte eine solche Wirkung auf ihn haben können. Binnen einer Sekunde war die Decke verschwunden, die Holzbank hatte sich in Luft aufgelöst und er drückte Elena nach hinten, sodass die schlanke Säule ihres Halses ihm vollkommen dargeboten war.
Der Unterschied, sagte er zu ihr, zwischen meinem Bruder und mir liegt darin, dass er noch immer hofft, irgendwie durch eine Nebentür in den Himmel schlüpfen zu können. Ich bin, was mein Schicksal betrifft, nicht so ein jammernder Trottel.
Ich weiß, wo ich hingehe. Und - er schenkte ihr ein Lächeln, bei dem alle Eckzähne zur Gänze ausgefahren waren - es ist mir verdammt noch mal egal.
Ihre Augen blickten groß - er hatte sie erschreckt. Und in ihrem Schrecken hatte er sie zu einer unbeabsichtigten, durch und durch ehrlichen Reaktion verleitet. Sie projizierte ihre Gedanken auf ihn, Gedanken, die leicht zu lesen waren. Ich weiß -
und ich bin genauso. Ich will, was ich will. Ich bin nicht so gut wie Stefano. Und ich weiß nicht...
Er war fasziniert. Was weißt du nicht, Liebste?
Sie schüttelte nur mit geschlossenen Augen den Kopf.
Um aus dieser Sackgasse herauszukommen, flüsterte er ihr ins Ohr: »Wie wäre es dann damit:
Sagt, ich sei kühn,
Und sagt, ich sei schlecht,
Sagt - ihr Eitelkeiten - ich sei eitel.
Aber - ihr Erinnerungen -
Fügt nur hinzu,
Ich habe Elena geküsst.«
Sie riss die Augen auf. »O nein! Bitte, Damon.« Sie flüsterte. »Bitte! Bitte, nicht jetzt!« Und sie schluckte kläglich. »Außerdem hast du mich gefragt, ob ich gern etwas trinken würde, und dann gibt es plötzlich nichts zu trinken. Ich hätte nichts dagegen, ein Getränk zu sein, wenn du willst, aber zuerst habe ich solchen Durst -
genauso viel Durst wie du vielleicht?«
Sie klopfte wieder sachte unter ihr Kinn.
Damon schmolz dahin. Und bereitete ihr wieder das bequeme Ruheplätzchen, das sie gerade eben noch genossen hatte.
Er streckte die Hand aus und sie schloss sich um den Stiel eines zarten Kristallglases. Dann ließ er die Flüssigkeit darin fachkundig kreisen, prüfte das Bouquet - ah, exquisit - und ließ die Flüssigkeit schließlich sachte über seine Zunge rollen. Es war der echte Wein. Schwarzmagischer Wein, angebaut aus schwarzmagischen Clarion-Löss-Trauben. Es war der einzige Wein, den die meisten Vampire tranken - und es kursierten fragwürdige Geschichten darüber, wie dieser Wein sie aufrecht gehalten haben soll, wenn ihr anderer Durst nicht gelindert werden konnte.
Elena trank von ihrem Glas, ihre blauen Augen groß über dem dunklen Violett des Weins, während Damon ihr ein wenig von seiner Geschichte erzählte. Er liebte es, sie zu beobachten, wenn sie in dieser Verfassung war - wenn sie sich einer Sache mit allen Sinnen hingab. Er schloss die Augen und erinnerte sich an einige ausgewählte Momente aus der Vergangenheit. Dann öffnete er sie wieder und stellte fest, dass Elena, die große Ähnlichkeit mit einem durstigen Kind hatte, die Flüssigkeit gierig hinunterschluckte ...
»Dein zweites Glas ...?« Er hatte den ersten Kelch zu ihren Füßen stehen sehen.
»Elena, woher hast du das zweite Glas?«
»Ich habe genau das getan, was du auch getan hast. Die Hand ausgestreckt. Es ist schließlich nicht so, als wäre es hochprozentiger Schnaps, oder? Es schmeckt genau wie Traubensaft und ich war halb verdurstet.«
Konnte sie wirklich so naiv sein? Nun gut, schwarzmagischer Wein hatte nicht den scharfen Geruch oder Geschmack, den die meisten alkoholischen Getränke hatten. Er war subtil, geschaffen für den wählerischen Vampirgaumen. Damon wusste, dass die Trauben in der Erde wuchsen, im Löss, der aus einem Gletscher entstehen kann. Natürlich nutzte dieser Prozess nur den
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