Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
und Dr. Alpert packten Matt links und rechts und hoben ihn einfach von den Füßen, gerade als Isobel unerwarteterweise mit einem kehligen Schrei Shinichi ansprang. Sie hatten nicht mit etwas Derartigem gerechnet, aber es kam ihnen gewiss gelegen, dachte Bonnie, während sie über Hindernisse sprang, ohne sie auch nur zu sehen. Matt schrie noch immer und versuchte, in die andere Richtung zu rennen und etwas von seiner Wut an Shinichi auszulassen, aber es gelang ihm nicht recht, sich zu befreien.
Bonnie konnte es kaum glauben, dass es ihnen tatsächlich gelang, wieder in den Wald zurückzulaufen. Selbst Mrs Flowers hatte mit ihnen Schritt gehalten, und die meisten von ihnen hatten noch immer ihre Taschenlampen.
Es war ein Wunder. Sie waren sogar Damon entkommen. Jetzt hieß es, sehr leise zu sein und zu versuchen, durch den Alten Wald zu gelangen, ohne irgendetwas aufzustören. Vielleicht konnten sie den Weg zurück zu der realen Pension finden, beschlossen sie. Dann würden sie überlegen, wie sie Elena vor Damon und seinen beiden Freunden retten konnten. Selbst Matt musste schließlich zugeben, wie unwahrscheinlich es war, dass sie die drei übernatürlichen Kreaturen mit Gewalt zu überwältigen vermochten.
Bonnie wünschte nur, sie hätten auch Isobel mitnehmen können.
»Nun, wir müssen ohnehin zur realen Pension gehen«, bemerkte Damon, als es Misao endlich gelungen war, Isobel in einen halb bewusstlosen Zustand zu versetzen. »Denn dort wird Caroline sein.«
Misao hörte auf, Isobel anzufunkeln, und schien leicht zusammenzuzucken.
»Caroline? Was wollen wir denn von Caroline?«
»Es ist alles Teil des Spaßes, nicht wahr?«, fragte Damon mit seiner charmantesten Stimme. Shinichi hörte sofort auf, wie ein Märtyrer dreinzublicken, und lächelte.
»Caroline ist diejenige, die du als Trägerin benutzt hast, richtig?« Er sah seine Schwester, deren Lächeln ein wenig angespannt wirkte, schelmisch an.
»Ja, aber ...«
»Je mehr wir sind, desto lustiger wird es«, erklärte Damon, dessen Laune sich von Minute zu Minute besserte. Er schien nicht zu bemerken, dass Shinichi Misao hinter seinem Rücken zugrinste.
»Schmoll nicht, Schätzchen«, sagte er zu ihr und kitzelte sie unterm Kinn, während seine goldenen Augen glänzten. »Ich habe nie ein Auge auf das Mädchen geworfen. Aber wenn Damon sagt, es wird Spaß machen, dann wird es das natürlich auch.« Das Grinsen wurde zu einem ausgewachsenen hämischen Lächeln.
»Und es besteht nicht die geringste Chance, dass sie davonkommen?«, fragte Damon beinahe geistesabwesend und schaute in die Dunkelheit des Alten Waldes hinein.
»Ein wenig darfst du mir schon zutrauen, bitte«, fuhr der Kitsune auf. »Du bist ein verdammter - ein Vampir, nicht wahr? Du solltest überhaupt nicht im Wald herumhängen.«
»Es ist mein Territorium, ebenso wie der Friedhof ...«, begann Damon milde, aber Shinichi war entschlossen, diesmal zuerst auszusprechen. »Ich lebe im Wald«, sagte er. »Ich kontrolliere die Büsche, die Bäume - und ich habe einige meiner eigenen kleinen Experimente mitgebracht. Du wirst sie alle in Kürze sehen. Also, um deine Frage zu beantworten, nein, nicht einer von ihnen wird entkommen.«
»Das ist alles, was ich wissen wollte«, erwiderte Damon, immer noch milde gestimmt, obwohl er dem Kitsune sekundenlang in die goldenen Augen blickte.
Dann zuckte er die Achseln, wandte sich ab und betrachtete den Mond, den man zwischen wirbelnden Wolken am Horizont sehen konnte.
»Wir haben noch Stunden, bevor die Zeremonie beginnt«, bemerkte Shinichi hinter ihm.
»Das will ich auch hoffen«, murmelte Damon. »Caroline kann, wenn man sich verspätet, diesem gepiercten, hysterischen Mädchen wahrhaftig Konkurrenz machen.«
Tatsächlich stand der Mond hoch am Himmel, als Caroline im Wagen ihrer Mutter vor der Veranda der Pension vorfuhr. Sie trug ein Abendkleid, das aussah, als sei es mit Farbe - in ihren Lieblingsfarben Bronze und Grün - auf ihren Körper gemalt. Shinichi sah Misao an, die sich kichernd eine Hand vor den Mund hielt und nach unten blickte.
Damon geleitete Caroline die Verandatreppe zur Haustür hinauf und sagte: »Hier entlang geht es zu den guten Plätzen.«
Es folgte eine gewisse Verwirrung, während die Leute sich sortierten. Damon unterhielt sich wohlgelaunt mit Kristin, Tami und Ava: »Die billigen Plätze sind für euch drei, fürchte ich. Das bedeutet, ihr sitzt hier unten auf dem Boden. Aber wenn ihr brav seid, werde ich euch
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