Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
Caroline.«
»Die echte Elena.« Caroline sprach jetzt in einem gespielt gezierten Tonfall.
Aber dabei kann sie das Gift einfach nicht aus ihrer Stimme heraushalten, dachte Bonnie. »Denn jeder, der dich kennt, weiß, was du wirklich warst, bevor Stefano uns mit seiner unwiderstehlichen Anwesenheit gesegnet hat. Du warst...«
»Caroline, hör sofort auf...«
»Eine Schlampe! Das ist alles! Nur eine billige Schlampe, die es mit jedem getrieben hat!«
KAPITEL SIEBEN
Was folgte, war eine Art allgemeines Aufkeuchen. Stefano wurde weiß und seine zusammengepressten Lippen bildeten eine schmale Linie. Bonnie hatte das Gefühl, als ersticke sie an Worten, an Erklärungen, an Anschuldigungen gegen Caroline.
Elena mochte so viele Freunde gehabt haben wie der Himmel Sterne, aber am Ende hatte sie all das aufgegeben - weil sie sich verliebt hatte. Nicht dass Caroline davon etwas verstehen würde.
»Hast du jetzt gar nichts zu sagen?«, höhnte Caroline. »Kannst du keine noch so drollige Antwort finden? Hat die Fledermaus deine Zunge gefressen?« Sie begann zu lachen, aber es war ein gezwungenes, gläsernes Lachen, und dann quollen Worte aus ihrem Mund, beinahe als seien sie unkontrollierbar, allesamt Worte, die nicht in die Öffentlichkeit gehörten. Bonnie hatte die meisten von ihnen bei der einen oder anderen Gelegenheit schon benutzt, aber hier und jetzt bildeten sie einen einzigen Strom an giftiger Macht. Carolines Worte bauten sich zu einer Art Crescendo auf... irgendetwas würde geschehen ... denn diese Art von Gewalt ließ sich nicht zähmen ...
Wie ein Echo, dachte Bonnie, während die Worte immer schriller wurden und sich die Lautwellen aufzutürmen begannen ... Glas, sagte ihre Intuition. Geh weg von Glas.
Stefano hatte gerade noch Zeit, um zu Meredith herumzuwirbeln und zu rufen:
»Wirf die Lampe weg!«
Und Meredith, die nicht nur eine schnelle Auffassungsgabe hatte, sondern auch eine gute Werferin im Baseball war, riss schnell die Lampe hoch und schleuderte sie einen Sekundenbruchteil vor ihrer Explosion zum offenen Fenster hinaus.
Ein ähnliches Splittern erklang aus dem Badezimmer. Der Spiegel war hinter der geschlossenen Tür explodiert.
Dann schlug Caroline Elena ins Gesicht.
Der Schlag hinterließ einen blutigen Fleck, den Elena zaghaft betastete. Er hinterließ außerdem einen weißen Handabdruck, der sich rot färbte. Elenas Gesichtsausdruck konnte einen Stein zum Weinen bringen.
Und dann tat Stefano etwas, das Bonnie am meisten überraschte. Er drückte Elena ganz sanft auf den Boden, küsste ihr ihm zugewandtes Gesicht und drehte sich dann zu Caroline um.
Er legte ihr die Hand auf die Schulter, nicht um sie zu schütteln, sondern nur um sie ruhig festzuhalten und sie zu zwingen, ihn anzusehen.
»Caroline«, sagte er, »hör auf damit. Komm zurück. Um deiner alten Freunde willen, denen du am Herzen liegst, komm zurück. Um der Familie willen, die dich liebt, komm zurück. Um deiner eigenen unsterblichen Seele willen, komm zurück.
Komm zurück zu uns!«
Caroline musterte ihn nur streitlustig.
Stefano wandte sich halb ab, in Meredith' Richtung, und verzog das Gesicht.
»Ich bin nicht aus dem richtigen Holz geschnitzt, um das zu tun«, bemerkte er trocken. »Das ist nicht gerade die Stärke eines Vampirs.«
Dann wandte er sich mit zärtlicher Stimme an Elena. »Liebste, kannst du helfen?
Kannst du deiner alten Freundin noch einmal helfen?«
Elena versuchte bereits zu helfen, versuchte, zu Stefano zu gelangen. Sie hatte sich sehr zittrig hochgezogen, zuerst am Schaukelstuhl und dann an Bonnie, die verzweifelt gegen die Schwerkraft ankämpfte. Elena war so wackelig auf den Beinen wie eine neugeborene Giraffe auf Rollerskates, und Bonnie - fast einen halben Kopf kleiner - fiel es schwer, sie zu halten.
Stefano machte eine Bewegung, als wollte er ihr zu Hilfe eilen, aber Matt war bereits zur Stelle und stützte Elena auf der anderen Seite.
Dann hatte Stefano Caroline gezwungen sich umzudrehen, und er hielt sie fest, ließ nicht zu, dass sie wegsprang, zwang sie, sich Elena vollkommen zuzuwenden.
Elena wurde an der Taille festgehalten, sodass sie die Hände frei hatte, und machte seltsame Bewegungen. Sie schien in immer schnellerem Tempo vor Carolines Gesicht Zeichen in die Luft zu schreiben, während sie gleichzeitig die Fäuste ballte und wieder öffnete, wobei sie die Finger in verschiedenen Positionen hielt. Sie schien genau zu wissen, was sie tat. Carolines Blick folgte den
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