Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
Hass wie ein giftiger Überrest an Fell's Church haften geblieben und besudelt die Luft? Oder haben wir einen weiteren Feind in Fell's Church?
Und, das ist das Wichtigste, was unternehmen wir deswegen?
Stefano, der jetzt von seinem Computer gezo
KAPITEL ACHT
Die altmodischen Zeiger der Uhr zeigten drei Uhr morgens, als Meredith plötzlich aus einem unruhigen Schlaf aufwachte.
Und dann biss sie sich auf die Unterlippe und erstickte einen Schrei. Ein Gesicht beugte sich über ihres - und es hing irgendwie ... verkehrt herum. Ihre letzte Erinnerung war, dass sie in einem Schlafsack auf dem Rücken gelegen und mit Bonnie über Alaric gesprochen hatte.
Jetzt beugte Bonnie sich über sie, mit diesem seltsam verdrehten Gesicht und mit geschlossenen Augen. Sie kniete von hinten über Meredith' Kissen und ihre Nase berührte beinahe die von Meredith. Eine seltsame Blässe lag auf Bonnies Wangen und ihr schneller, warmer Atem kitzelte Meredith an der Stirn, und jeder - wirklich jeder, beteuerte Meredith im Stillen sich selbst - hätte in diesem Moment aufgeschrien.
Sie wartete darauf, dass Bonnie etwas sagen würde und starrte in der Düsternis auf diese unheimlichen, geschlossenen Augen.
Aber stattdessen setzte Bonnie sich auf, erhob sich und ging ohne einen einzigen Fehltritt rückwärts auf Meredith' Schreibtisch zu, wo Meredith' Handy am Ladekabel hing, und nahm es in die Hand. Sie musste es auf Videoaufzeichnung gestellt haben, denn sie öffnete den Mund und begann zu gestikulieren und zu sprechen.
Es war beängstigend. Die Laute, die aus Bonnies Mund kamen, waren allzu deutlich zu identifizieren: Sie sprach rückwärts. Diese verworrenen, kehligen und schrillen Laute klangen nach einer Teufelei aus irgendeinem populären Horrorfilm.
Absichtlich auf diese Weise zu sprechen ... das wäre für einen normalen Menschen oder einen normalen menschlichen Verstand unmöglich. Meredith hatte das unheimliche Gefühl, dass irgendjemand oder irgendetwas versuchte, seinen Geist in ihrer beider Richtung auszusenden, dass irgendjemand oder irgendetwas versuchte, sie durch unvorstellbare Dimensionen zu erreichen.
Vielleicht lebt dieses Etwas rückwärts, überlegte Meredith, um sich von den fortdauernden fürchterlichen Lauten abzulenken. Vielleicht denkt es aber auch, dass wir es tun. Vielleicht... kann es zwischen uns normalerweise keine Be-rührungspunkte geben ...
Meredith glaubte, es nicht länger ertragen zu können. Sie begann sich einzubilden, dass sie in den Rückwärtslauten Worte hörte, sogar Phrasen, und sie bedeuteten nichts Angenehmes. Bitte, lass es aufhören - sofort.
Ein Heulen und Murmeln ...
Bonnie schloss den Mund, sodass ihre Zähne klapperten. Die Laute erstarben sofort. Bonnie legte das Handy zurück auf den Schreibtisch. Und dann, wie in einem Video, das in Zeitlupe zurückgespult wird, ging sie rückwärts zu ihrem Schlafsack, kniete sich hin, kroch rückwärts hinein und legte den Kopf auf das Kissen - und das alles, ohne auch nur einmal die Augen zu öffnen, um zu sehen, was sie tat.
Dieses Erlebnis gehörte zu den erschreckendsten Dingen, die Meredith jemals gesehen oder gehört hatte, und Meredith hatte eine ganze Menge erschreckender Dinge gesehen und gehört.
Doch zugleich stand für Meredith fest, dass sie die von Bonnie getätigte Aufzeichnung unter gar keinen Umständen bis zum Morgen ruhen lassen konnte.
Sie stand auf, schlich auf Zehenspitzen zum Schreibtisch hinüber und ging mit dem Handy ins Nebenzimmer. Dort schloss sie es an ihren Computer an, wo sie die rückwärts aufgezeichnete Nachricht vorwärts abspielen lassen konnte.
Als sie die Nachricht ein- oder zweimal abgespielt hatte, kam sie zu dem Schluss, dass Bonnie sie niemals zu Gehör bekommen durfte. Wenn sie es doch täte, wäre sie vor Angst völlig außer sich, und es würde für Elenas Freunde keinen Kontakt mehr mit dem Paranormalen geben.
Es waren eindeutig tierische Laute darin, die sich mit der verzerrten, rückwärtssprechenden Stimme vermischten ... Und diese Stimme hatte in keinerlei Hinsicht auch nur annähernd Ähnlichkeit mit Bonnies Stimme. Das war nicht die Stimme einer normalen Person. Sie klang vorwärts beinahe noch schlimmer als rückwärts - was vielleicht bedeutete, dass, wer oder was immer auch die Worte gesprochen hatte, normalerweise in die andere Richtung sprach.
Meredith konnte aber in dem Stöhnen, dem verzerrten Lachen und den tierischen Geräuschen diese Stimme eindeutig als menschlich
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