Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
Mrs Forbes, die etwas zischte, und Carolines fernes Gelächter.
Gerade als Meredith klingeln wollte - der Gipfel der Unhöflichkeit zwischen Nachbarn in Fell's Church -, wurde die Tür endlich geöffnet. Bonnie schob geschickt einen Fuß in den Spalt, um zu verhindern, dass die Tür gleich wieder geschlossen wurde.
»Hallo, Mrs Forbes. Wir wollten nur ...« Meredith geriet ins Stocken. »Wir wollten nur sehen, ob es Caroline besser geht«, beendete sie den Satz mit blechern klingender Stimme. Mrs Forbes machte den Eindruck, als habe sie einen Geist gesehen - und als sei sie die ganze Nacht vor ihm davongelaufen.
»Nein, es geht ihr nicht besser. Sie ist immer noch - krank.« Die Stimme der Frau klang hohl und distanziert und ihr Blick war auf den Boden direkt hinter Bonnies rechter Schulter gerichtet. Bonnie spürte, wie sich die feinen Härchen an ihren Armen und in ihrem Nacken aufstellten.
»In Ordnung, Mrs Forbes.« Selbst Meredith klang jetzt seltsam steif.
Dann fragte jemand plötzlich: »Geht es Ihnen gut?«, und Bonnie stellte fest, dass es ihre eigene Stimme war.
»Caroline ... fühlt sich nicht wohl. Sie ... empfängt keine Besucher«, flüsterte die Frau.
Berge von Eis schienen Bonnies Rückgrat plötzlich hinabzurutschen. Sie wollte sich umdrehen und von diesem Haus und seiner bösartigen Aura davonrennen.
Aber in diesem Augenblick sackte Mrs Forbes zusammen. Meredith war kaum imstande, sie aufzufangen.
»Sie ist ohnmächtig geworden«, sagte Meredith angespannt.
Bonnie wollte erwidern: Nun, wir legen sie auf den Teppich im Flur und rennen weg! Aber das konnten sie kaum tun.
»Wir müssen sie hineinbringen«, sagte Meredith entschieden. »Bonnie, ist das für dich in Ordnung?«
»Nein«, antwortete Bonnie genauso entschieden, »aber welche Wahl haben wir schon?«
So klein Mrs Forbes auch war, war sie doch ziemlich schwer. Bonnie nahm ihre Füße und folgte Meredith, einen widerstrebenden Schritt nach dem anderen, ins Haus.
»Wir werden sie einfach auf ihr Bett legen«, meinte Meredith. Ihre Stimme zitterte. Das Haus hatte irgendetwas an sich, das schrecklich beunruhigend war.
Und dann sah Bonnie es. Nur ein flüchtiger Blick, als sie ins Wohnzimmer traten. Es war am anderen Ende des Flurs, und es hätte das Spiel von Licht und Schatten dort sein können, aber es sah genauso aus wie eine Person. Eine Person, die wie eine Eidechse huschte - aber nicht auf dem Boden. Sondern an der Decke.
KAPITEL NEUNZEHN
Matt klopfte an die Tür der Bryces und Elena stand neben ihm. Sie hatte sich unkenntlich gemacht, indem sie ihr ganzes Haar unter eine Baseballkappe der Virginia Cavaliers gestopft und eine Rundum-Sonnenbrille aus einer von Stefanos Schubladen aufgesetzt hatte. Außerdem trug sie ein übergroßes braun-blaues Pendleton-Hemd, eine Spende von Matt, und eine Jeans, aus der Meredith herausgewachsen war. Sie war davon überzeugt, dass niemand, der die alte Elena Gilbert gekannt hatte, sie in dieser Aufmachung jemals erkennen würde.
Die Tür wurde sehr langsam geöffnet, und nicht Mr oder Mrs Bryce standen vor ihnen oder Jim, sondern Tamra. Sie trug - praktisch nichts. Sie hatte ein Bikinihöschen an, aber es sah selbstgemacht aus, als hätte sie ein gewöhnliches Bikinihöschen mit der Schere bearbeitet - und es begann auseinanderzufallen.
Über den Brüsten trug sie zwei runde Scheiben aus Pappkarton mit aufgeklebten Ziermünzen und einigen Büscheln bunten Lamettapapiers. Auf dem Kopf thronte eine Papierkrone, von der offensichtlich auch das Lametta stammte. Außerdem hatte sie einen Versuch unternommen, auch an ihr Höschen Lametta zu kleben.
Das Ergebnis sah wie das aus, was es war: der Versuch eines Kindes, das Outfit eines Showgirls aus Las Vegas herzustellen.
Matt drehte sich sofort um und schaute in die andere Richtung, aber Tami stürzte sich auf ihn und klebte sich an seinen Rücken.
»Matt Honeybutt mit dem süßen Hintern«, gurrte sie. »Du bist zurückgekommen. Ich wusste, dass du zurückkommen würdest. Aber warum hast du diese hässliche alte Hure mitgebracht? Wie können wir ...«
In diesem Moment trat Elena vor, weil Matt mit erhobenen Händen herumgefahren war. Sie war davon überzeugt, dass Matt noch nie im Leben ein weibliches Wesen geschlagen hatte, erst recht kein Kind, aber es gab ein oder zwei Themen, auf die er übertrieben empfindlich reagierte. Wie zum Beispiel Elena Gilbert.
Elena schaffte es, sich zwischen Matt und die überraschend starke Tamra zu
Weitere Kostenlose Bücher