Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
sind, ihn zu erreichen, und es könnte Tage dauern, bis er meine Nachricht überhaupt erhält. Aber ich hatte so eine Ahnung, dass wir seinen Rat benötigen würden. Ich fühle mich miserabel, ihn darum zu bitten, sich mit Dingen zu beschäftigen, die seine Doktorarbeit nicht weiterbringen, aber ...«
»Wer interessiert sich für seine Doktorarbeit? Gott segne dich!«, rief Bonnie dankbar. »Du hast genau das Richtige getan!«
»Dann komm und heb Mrs Forbes' Füße auf das Fußende des Bettes. Du kannst es schaffen, wenn du dich vorbeugst.«
Das Bett war riesig. Mrs Forbes lag quer darüber, wie eine Puppe, die jemand auf den Boden geworfen hatte. Aber in der Nähe des Fußendes blieb Bonnie stehen. »Caroline wird mich packen.«
»Nein, wird sie nicht. Komm schon, Bonnie. Greif einfach nach Mrs Forbes'
Beinen und dann hebst du sie mit Schwung hoch ...«
»Wenn ich so nah an das Bett herangehe, wird sie mich packen!«
»Warum sollte sie?«
»Weil sie weiß, was mir Angst macht! Und jetzt, da ich es ausgesprochen habe, wird sie es definitiv tun.«
»Wenn sie dich packt, werde ich rüberkommen und ihr ins Gesicht treten.«
»So lang ist dein Bein nicht. Es würde gegen den Metallrahmen krachen ...«
»Oh, um Gottes willen, Bonnie! Hilf mir einfach hiiiiiiier!« Das letzte Wort war ein durchdringender Schrei.
»Meredith ...«, begann Bonnie, und dann schrie sie ebenfalls.
»Was ist los?«
»Sie packt mich!«
»Das kann sie nicht tun! Sie packt mich! Niemand hat so lange Arme!«
»Oder so starke Arme! Meredith! Ich kann sie nicht dazu bringen loszulassen!«
»Ich auch nicht!«
Und dann gingen die Worte unter in Schreien.
Nachdem sie Tami bei der Polizei abgeliefert hatten, glich die Fahrt durch den auch als Fell's State Park bekannten Alten Wald ... nun ja, eher einem Spaziergang durch einen Park. Immer wieder hielten sie an. Elena ging ein paar Schritte in die Bäume hinein, blieb stehen und sandte einen Ruf aus - wie immer sie das auch machte. Dann kam sie entmutigt zum Jaguar zurück.
»Ich bin mir nicht sicher, ob Bonnie das nicht besser könnte«, sagte sie zu Matt.
»Falls wir uns dazu überwinden können, nachts hinauszugehen.«
Matt schauderte unwillkürlich. »Zwei Nächte waren mehr als genug.«
»Weißt du, du hast mir deine Geschichte aus dieser ersten Nacht nie erzählt.
Oder zumindest nicht zu einer Zeit, da ich Worte verstanden hätte, gesprochene Worte.«
»Nun, ich bin mit Meredith und Bonnie heimgefahren. Eigentlich war es genauso wie jetzt, nur dass ich mich schon fast auf der anderen Seite des Alten Waldes befand - in der Nähe des Gebiets, in dem die vom Blitz gespaltene Eiche steht ...«
»Verstehe.«
»Als plötzlich mitten auf der Straße etwas auftauchte.« »Ein Fuchs?«
»Nun ja, es war im Scheinwerferlicht tatsächlich rot, aber es hatte keine Ähnlichkeit mit irgendeinem Fuchs, den ich je gesehen habe. Und ich nehme diese Straße schon, seit ich meinen Führerschein habe.«
»Ein Wolf?«
»Wie ein Werwolf, meinst du? Aber, nein - ich habe schon Wölfe im Mondlicht gesehen, und sie sind größer. Dies war etwas zwischen einem Fuchs und einem Wolf.«
»Mit anderen Worten«, erwiderte Elena und kniff ihre lapislazulifarbenen Augen zusammen, »irgendeine maßgeschneiderte Kreatur.«
»Vielleicht. Sie hat sich jedenfalls ganz bestimmt von dem Malach unterschieden, der meinen Arm zerkaut hat.«
Elena nickte. Malach konnten, wenn sie recht verstanden hatte, alle möglichen unterschiedlichen Gestalten annehmen. Und in einer Hinsicht waren sie Geschwister: Sie alle benutzten Macht, und sie alle mussten sich, um zu überleben, Macht einverleiben. Und nur eine stärkere Macht, als sie selbst besaßen, konnte sie manipulieren.
Außerdem waren sie hasserfüllte Feinde des Menschen.
»Also wissen wir nur, dass wir nichts wissen.«
»Stimmt. Das war die Stelle dort hinten, an der wir die Kreatur gesehen haben.
Sie ist einfach plötzlich mitten auf der Straße - he!«
»Nach rechts! Nach rechts! Es ist hier!«
»Genau so! Es war genau so!«
Der Jaguar kam mit quietschenden Bremsen beinahe zum Stehen und drehte sich dabei nach rechts; er landete nicht in einem Graben, sondern in einem kleinen Feldweg, den niemand bemerken würde, es sei denn, er sah direkt in diese Richtung.
Als der Wagen endlich anhielt, starrten sie beide schwer atmend den Feldweg hinauf. Keiner von ihnen brauchte die Frage zu stellen, ob der andere eine rötliche Kreatur hatte über die Straße
Weitere Kostenlose Bücher