Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
Alles, was Elena jetzt will, ist…«
Bonnie sah sie nur sprachlos an.
» Nun, was immer sie will«, schloss Meredith schließlich erschüttert, » sie will, dass Stefano ein Teil davon ist. Und sie will nicht, dass irgendjemand von uns hierbleiben muss– in diesem… diesem Höllenloch.«
In der anderen Sänfte direkt neben ihnen war es ziemlich still. Bonnie und Meredith waren inzwischen so daran gewöhnt, sich in geschlossenen Sänften fortzubewegen, dass sie nicht einmal bemerkt hatten, dass sich jetzt eine weitere Sänfte auf gleicher Höhe mit ihnen befand und dass ihre Stimmen deutlich durch die heiße, stille Spätnachmittagsluft trugen.
In der zweiten Sänfte schauten Damon und Elena sehr angestrengt auf die seidenen Vorhänge, die aufflatterten.
Jetzt verspürte Elena einen fast wahnsinnigen Drang, irgendetwas zu tun, und sie machte sich hastig daran, an einer Kordel zu ziehen, und die Vorhänge fielen wieder herunter.
Es war ein Fehler. Die Vorhänge schlossen Elena in einem unwirklichen, leuchtend roten Rechteck ein, in dem nur die Worte, die sie gerade gehört hatten, Gültigkeit zu haben schienen.
Elenas Atem ging zu schnell. Ihre Aura entglitt ihr. Alles entglitt ihr.
Sie glauben nicht, dass ich nur mit Stefano zusammen sein will!
» Ganz ruhig«, sagte Damon. » Dies ist der letzte Abend. Morgen…«
Elena hob die Hand, um ihn am Weitersprechen zu hindern.
» Morgen werden wir den Schlüssel gefunden und Stefano befreit haben, und wir werden von hier verschwinden«, sagte Damon trotzdem.
Sie schwiegen, bis sie bei dem prächtigen Herrenhaus der Blodwedds ankamen. Eine überraschend lange Zeit bemerkte Elena nicht, dass Damon zitterte. Es war ein schneller, unwillkürlich bebender Atemzug, der sie darauf aufmerksam machte.
» Damon! Lieber– lieber Himmel!« Elena war erschüttert, und ihr fehlten nicht nur Worte, sondern die richtigen Worte. » Damon, schau mich an! Warum? «
Warum?, erwiderte Damon mit der einzigen Stimme, von der er sicher sein konnte, dass sie nicht zittern oder brechen würde. Weil – denkst du jemals daran, was mit Stefano geschieht, während du in prächtigen Kleidern zu einer Party gehst, den feinsten Wein trinkst und tanzt – während er – während er … Der Gedanke blieb unvollendet.
Genau das, was ich unmittelbar vor einem Auftritt in der Öffentlichkeit brauche, dachte Elena, als sie die lange Einfahrt erreichten. Sie versuchte, all ihre Kräfte zu sammeln, bevor die Vorhänge aufgezogen wurden und sie den Ort betraten, an dem sich die zweite Hälfte des Schlüssels befand.
Kapitel Vierunddreißig
Ich denke nicht über diese Dinge nach, antwortete Elena auf die gleiche Weise, auf die Damon gesprochen hatte, und aus dem gleichen Grund. Ich denke nicht darüber nach, denn wenn ich es tue, verliere ich den Verstand. Aber wenn ich den Verstand verliere, was kann ich dann noch Stefano nutzen? Ich könnte ihm nicht mehr helfen. Stattdessen schiebe ich alles hinter Mauern aus Eisen und blende es um jeden Preis aus.
» Und das schaffst du?«, fragte Damon, dessen Stimme tatsächlich leicht zitterte.
» Ich schaffe es– weil ich es muss. Erinnerst du dich, wie wir anfangs wegen der Seile um unsere Handgelenke protestiert haben? Meredith und Bonnie hatten Zweifel. Aber sie wussten, dass ich Handschellen tragen und hinter dir her kriechen würde, wenn es das war, was ich tun musste.« Elena drehte sich um, um Damon in der blutroten Dunkelheit anzusehen, und fügte hinzu: » Und du hast dich auch verraten, ein ums andere Mal.« Sie legte die Arme um ihn, um seinen verheilten Rücken zu berühren, sodass er keinen Zweifel haben konnte, was sie meinte.
» Das habe ich für dich getan«, erklärte Damon rau.
» Nicht wirklich«, versetzte Elena. » Denk darüber nach. Wenn du dich mit der Disziplinierung nicht einverstanden erklärt hättest, hätte man uns aus der Stadt verjagt, und danach hätten wir Stefano niemals mehr helfen können. Unterm Strich hast du alles, was du getan hast, für Stefano getan.«
» Unterm Strich war ich derjenige, der Stefano überhaupt hierher gebracht hat«, sagte Damon müde. » Ich schätze, wir sind jetzt ungefähr quitt.«
» Wie oft denn noch, Damon? Du warst besessen, als du dich von Shinichi dazu hast überreden lassen«, widersprach Elena, die selbst erschöpft war. » Vielleicht musst du wieder besessen werden– nur ein klein wenig–, damit du dich daran erinnerst, wie es sich anfühlt.«
Jede Zelle in Damons
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