Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
vielen Blumenarrangements, der Küchengarten und die Blumengärten– die wir bisher noch nicht einmal gesehen haben, dachte Elena.
» Mir ist bewusst, dass es buchstäblich unmöglich ist, dieses Amulett zu finden«, erklärte Damon und nahm den halben Fuchsschlüssel wieder zurück, um ihn geschickt verschwinden zu lassen, indem er ihn in Elenas Hand schmuggelte. Sie hatte jetzt einen besonderen Platz dafür– dafür hatte Lady Ulma gesorgt.
Damon fuhr fort: » Das ist der Grund, warum meine Assistentin gleich Nein gesagt hat. Aber ihr habt gedrängt und jetzt habe ich euch die ganze Wahrheit erzählt.«
Es folgte weiteres Brummen, aber dann gingen die Leute allein oder in Gruppen von zwei oder drei Personen davon und redeten über die besten Stellen, um mit der Suche anzufangen.
Damon, sie werden das Gelände zerstören, protestierte Elena.
Gut. Wir werden als Entschädigung alle Juwelen, die ihr drei tragt, anbieten, außerdem alles Gold, das ich bei mir habe. Aber was vier Leute nicht schaffen können, bringen tausend vielleicht fertig.
Elena seufzte. Ich wünschte trotzdem, wir hätten eine Chance, mit Lady Blodwedd zu sprechen. Nicht nur, um sie reden zu hören, sondern um ihr einige Fragen zu stellen. Ich meine, welchen Grund sollte eine schöne Blume wie sie haben, Shinichi und Misao zu beschützen?
Damons telepathische Antwort war kurz. Nun, dann lass es uns in den oberen Räumen versuchen. Dorthin war sie jedenfalls vorhin unterwegs.
Sie fanden eine Kristalltreppe, die ziemlich schwierig aufzuspüren war, da alle Wände transparent waren. Außerdem erschien schon allein der Gedanke beängstigend, sie hinaufgehen zu müssen. Sobald sie im ersten Stock angelangt waren, hielten sie Ausschau nach einer weiteren Treppe. Schließlich entdeckte Elena sie, als sie über die erste Stufe stolperte.
» Oh«, sagte sie und blickte von der Stufe auf, deren Kante jetzt– ebenso wie ihr Schienbein– von ihrem Blut rot gefärbt war. » Nun, die Treppe mag unsichtbar sein, aber wir sind es nicht.«
» Sie ist nicht ganz unsichtbar.« Damon kanalisierte, wie sie wusste, Macht in seine Augen. Sie hatte das Gleiche getan– aber in letzter Zeit fragte sie sich, wer von ihnen mehr von ihrem Blut in sich hatte: er oder sie?
» Streng dich nicht an, ich kann die Stufen sehen«, sagte er. » Schließ einfach die Augen.«
» Meine Augen…« Bevor sie nach dem Warum fragen konnte, kannte sie es schon, und bevor sie schreien konnte, hatte er sie auch schon auf die Arme genommen, und sein Körper war warm und fest und schien das einzig Feste überall um sie herum zu sein. Er ging die Treppe hinauf und hielt sie dabei so, dass ihr Kleid nicht mit den Blutstropfen in Berührung kam, die von ihrem Bein fielen.
Für jemanden mit Höhenangst war es ein wildes, beängstigendes Unternehmen: Obwohl sie wusste, dass Damon eine hervorragende Kondition hatte und sie nicht fallen lassen würde, und obwohl sie sich sicher war, dass er sehen konnte, wo er hintrat. Trotzdem, sich selbst und ihrem eigenen Willen überlassen, hätte sie es niemals über die erste Stufe hinaus geschafft. Wie die Dinge lagen, wagte sie es nicht einmal, viel zu zappeln, damit sie Damon nicht das Gleichgewicht raubte. Sie konnte nur wimmern und versuchen durchzuhalten.
Als sie eine Ewigkeit später oben ankamen, fragte Elena sich, wer sie wieder nach unten tragen würde oder ob sie den Rest ihres Lebens hier würde verbringen müssen.
Sie wurden von Lady Blodwedd zur Rede gestellt, der zauberhaftesten, unmenschlichsten Kreatur, die Elena bisher gesehen hatte. Zauberhaft… aber seltsam. War da nicht ein schwaches Primelmuster auf ihrem Haar? Hatte ihr Gesicht nicht tatsächlich auch die Form eines Apfelblütenblattes ebenso wie seine zarte Farbe?
» Ihr befindet euch in meiner privaten Bibliothek«, sagte sie.
Und als sei ein Spiegel in die Brüche gegangen, löste Elena sich aus dem Bann von Lady Blodwedds Erscheinung.
Die Götter hatten sie aus Blumen gemacht… aber Blumen sprechen nicht. Lady Blodwedds Stimme war tonlos und flach. Sie ruinierte das Bild des aus Blumen gemachten Mädchens vollkommen.
» Es tut uns leid«, erwiderte Damon– natürlich nicht im Mindesten außer Atem. » Aber wir würden Euch gern einige Fragen stellen.«
» Wenn Ihr denkt, dass ich Euch helfen werde– ich werde es nicht«, sagte das Blumenmädchen in demselben nasalen Tonfall. » Ich hasse Menschen.«
» Aber ich bin ein Vampir, wie Ihr vielleicht bereits
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