Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
sehen würde. Sie fasste sich gerade, als Stefanos Stimme sie durchzuckte. Er war bereits wach.
» Du versuchst es wieder und wieder und wieder, nicht wahr?«, fragte er, und seine Stimme war voller Sarkasmus. » Ich schätze, du solltest Punkte dafür bekommen. Aber irgendetwas machst du immer falsch. Beim letzten Mal waren es die kleinen, spitzen Ohren. Diesmal sind es die Kleider. Elena würde nie so ein zerknittertes Fleece-Shirt tragen und schmutzige, nackte Füße haben, selbst wenn ihr Leben davon abhinge. Geh weg.« Er zuckte unter der fadenscheinigen Decke mit den Achseln und wandte sich von ihr ab.
Elena starrte ihn an. Sie litt zu viele Nöte, um ihre Worte mit Bedacht zu wählen: Sie stürzten aus ihr heraus wie aus einem Wasserspeier. » Oh Stefano! Ich habe gerade versucht, in meinen Kleidern zu schlafen, falls ein Polizeibeamter vorbeikäme, während ich auf der Rückbank des Jaguars liege. Des Jaguars, den du mir gekauft hast. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es dir etwas ausmachen würde! Meine Kleider sind zerknittert, weil ich aus meiner Reisetasche lebe, und meine Füße sind schmutzig geworden, als Damon– nun– nun– egal. Ich habe auch ein richtiges Nachthemd, aber ich hatte es nicht mehr an, als ich meinen Körper verließ, und ich schätze, wenn man seinen Körper verlässt, sieht man immer noch aus wie man selbst in seinem Körper…«
Dann riss sie erschrocken die Hände hoch, als Stefano herumfuhr. Aber– Wunder über Wunder– jetzt war ein Hauch von Blut in seinen Wangen. Außerdem blickte er nicht länger geringschätzig drein.
Er blickte tödlich drein und seine grünen Augen blitzten drohend.
» Deine Füße sind schmutzig geworden– als Damon was getan hat?«, fragte er und betonte dabei jede Silbe sehr deutlich.
» Es spielt keine Rolle…«
» Es spielt verdammt noch mal sehr wohl eine Rolle…« Stefano brach ab. » Elena?«, flüsterte er und starrte sie an, als sei sie gerade erst erschienen.
» Stefano!« Sie konnte nicht anders, sie streckte die Arme nach ihm aus. Sie konnte nichts mehr kontrollieren. » Stefano, ich weiß nicht, wie, aber ich bin hierhergekommen. Ich bin es! Ich bin kein Traum oder Geist. Ich habe an dich gedacht und wollte einschlafen– und hier bin ich! « Sie versuchte, ihn mit geisterhaften Händen zu berühren. » Glaubst du mir?«
» Ich glaube dir… weil ich auch an dich gedacht habe. Irgendwie– irgendwie hat dich das hierher geführt. Wegen unserer Liebe. Weil wir einander lieben!« Und er sprach die Worte aus, als seien sie eine Offenbarung.
Elena schloss die Augen. Wenn sie nur in ihrem Körper hier wäre, dann würde sie Stefano zeigen, wie sehr sie ihn liebte. Doch wie die Dinge lagen, mussten sie jetzt umständliche Worte benutzen– Klischees, die nur zufällig absolut wahr waren.
» Ich werde dich immer lieben, Elena«, sagte Stefano, der wieder flüsterte. » Aber ich will dich nicht in Damons Nähe wissen. Er wird einen Weg finden, um dir wehzutun…«
» Ich kann es nicht ändern…«, unterbrach Elena ihn.
» Du musst es ändern!«
» …weil er meine einzige Hoffnung ist, Stefano! Er wird mir nicht wehtun. Er hat bereits getötet, um mich zu beschützen. Oh Gott, so viel ist passiert! Wir sind auf dem Weg nach…« Elena zögerte und ihr Blick flackerte wachsam durch die Zelle.
Eine Sekunde lang weiteten Stefanos Augen sich. Aber als er sprach, war er todernst. » Zu irgendeinem Ort, an dem du sicher sein wirst.«
» Ja«, antwortete sie genauso ernst, wohlwissend, dass Phantomtränen jetzt über ihre körperlosen Wangen strömten. » Und… oh Stefano, es gibt so vieles, das du nicht weißt. Caroline hat Matt bezichtigt, sie bei einem Date vergewaltigt zu haben, weil sie schwanger ist. Aber es war nicht Matt!«
» Natürlich nicht!«, sagte Stefano entrüstet, und er hätte noch mehr gesagt, aber Elena sprach hastig weiter.
» Und ich glaube– wegen des Zeitpunkts, zu dem sie schwanger wurde–, dass der… der Wurf… in Wirklichkeit von Tyler Smallwood ist. Deshalb und weil Caroline sich verändert. Damon hat gesagt, dass…«
» Ein Werwolfbaby seine Mutter in einen Werwolf verwandelt…«
» Ja! Aber der Teil, der Werwolf ist, wird gegen den Malach kämpfen müssen, der bereits in ihr steckt. Bonnie und Meredith haben mir Dinge über Caroline erzählt– zum Beispiel, dass sie wie eine Eidechse über den Boden gehuscht ist–, die mir einfach Todesangst eingejagt haben. Aber ich musste es ihnen
Weitere Kostenlose Bücher