Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
komme zu – PASS AUF!
Zu spät bemerkte Elena den riesigen Schatten, der von oben herabstürzte. Sie konnte sich nicht schnell genug bewegen, um dem schnappenden, alligatorgroßen Schnabel auszuweichen.
Aber Damon konnte es. Er kam von irgendwo hervorgesprungen, packte sie und Bonnie und Meredith gleichzeitig und sprang wieder weg, landete auf Gras und rollte sich ab.
Oh Gott! Damon!
» Ist irgendjemand verletzt?«, fragte er laut. » Mir geht es gut«, erwiderte Meredith leise und gelassen. Aber ich schätze, ich verdanke dir mein Leben. Danke.«
» Bonnie?«, fragte Elena.
Ich bin okay. Ich meine: » Ich bin okay. Aber Elena, dein Rücken…«
Zum ersten Mal konnte Damon Elena umdrehen und die Wunden auf ihrem Rücken sehen. » Habe ich das getan? Aber… ich dachte…«
» Lady Blodwedd hat das getan«, sagte Elena scharf und blickte zu der kreisenden Gestalt am dunkelroten Himmel empor. » Sie hat mich kaum berührt. Aber sie hat Krallen wie Messer, wie Stahl. Wir müssen weg, sofort!«
Damon legte ihr beide Hände auf die Schultern. » Und zurückkommen, wenn die Dinge sich beruhigt haben, meinst du.«
» Und niemals zurückkommen! Oh Gott, da kommt sie!«
Etwas, das sie aus dem Augenwinkel sah, nahm binnen einer Sekunde Baseballgröße an, dann Volleyballgröße, dann Menschengröße. Und dann sprangen sie alle auseinander, rollten sich ab und versuchten zu fliehen, alle bis auf Damon, der Elena packte und rief: » Dies ist meine Sklavin! Wenn du einen Streit mit ihr hast, streitest du zuerst mit mir!«
» Und ich bin Blodwedd, geschaffen von den Göttern, verdammt dazu, jede Nacht eine Mörderin zu sein. Ich werde dich zuerst töten, und dann werde ich sie fressen, die Diebin!«, rief Lady Blodwedd mit ihrer heiseren Stimme zurück. » Zwei Bissen sind alles, was ich dazu brauche.«
Damon, ich muss dir etwas sagen!
» Ich werde gegen dich kämpfen, aber meine Sklavin hat mit der Sache nichts mehr zu tun!«
» Erster Bissen; hier komme ich!«
Damon, wir müssen gehen!
Ein Aufschrei primitiven Schmerzes und Zorns folgte.
Damon stand leicht gebeugt da, in der Hand eine große Glasscherbe wie ein Schwert, und dicke schwarze Blutstropfen quollen aus der Stelle, die er– oh Gott!, dachte Elena, er hat Lady Blodwedd ein Auge ausgestochen!
» IHR WERDET ALLE STERBEN! ALLE!«
Lady Blodwedd stürzte sich auf einen willkürlich ausgewählten Vampir direkt unter ihr, und Elena schrie, als der Vampir schrie. Die Lady hatte ihn mit ihrem schwarzen Schnabel an einem Bein gepackt und hob ihn hoch.
Aber Damon rannte los, sprang, schlug um sich. Mit einem Zornesschrei erhob sich Lady Blodwedd wieder gen Himmel.
Jetzt hatten alle verstanden, welche Gefahr lauerte. Zwei andere Vampire eilten herbei, um Damon ihren Kameraden abzunehmen, und Elena war froh, dass sie und ihre Freunde nicht noch für ein weiteres Leben die Verantwortung tragen mussten.
Damon, ich gehe jetzt. Komm mit mir oder lass es bleiben. Ich habe den Schlüssel.
Elena sandte die Worte auf einer Frequenz, auf der sie mehr oder weniger allein waren, und sie sandte sie ohne jegliche Dramatik.
Sie hatte keine Kraft mehr für dramatische Auftritte. Alles war von ihr abgefallen, bis auf das Verlangen, Stefano zu retten.
Diesmal wusste sie, dass Damon sie gehört hatte.
Zuerst dachte sie, Damon würde sterben, weil Lady Blodwedd irgendwie zurückgekommen war und seinen ganzen Körper durchbohrt hatte, wie mit einem Speer aus purem Licht. Aber dann wurde ihr klar, dass dieses Licht Verzückung war, und zwei winzige Kinderhände schoben sich aus dem Licht heraus, klammerten sich an ihre Hände und erlaubten ihr, ein dünnes, zerlumptes, aber lachendes Kind hervorzuziehen.
Keine Ketten, dachte sie benommen. Er trägt nicht einmal Sklavenarmreife.
» Mein Bruder!«, sagte er zu ihr. » Mein kleiner Bruder wird leben! «
» Ja, das ist gut«, erwiderte Elena zittrig.
» Er wird leben!« Eine winzige Stirnfalte erschien. » Aber du musst dich beeilen! Und gib gut auf ihn acht! Und…«
Elena legte ihm sehr sanft zwei Finger auf die Lippen. » Du brauchst dir um dergleichen Dinge keine Sorgen zu machen. Sei einfach nur glücklich.«
Der kleine Junge lachte. » Das bin ich!«
» Elena!«
Elena tauchte auf aus– nun, sie nahm an, es war eine Art Trance, obwohl es realer gewesen war als viele andere Dinge, die sie in letzter Zeit erlebt hatte.
» Elena!« Damon versuchte verzweifelt, sich zu zügeln. » Zeig mir den Schlüssel!«
Langsam
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