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Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Rede und Antwort schuldete, und wurde sein Geist nicht auch noch von Haschischrauch umwölkt? Dann zog sie hastig den Kopf ein, als der dicke Mann in ihre Richtung schaute.
    Sie konnte Damon wieder hören, diesmal übertönte er das Getöse. Er hielt den Paten immer noch mit einer Hand gepackt. » Ich hatte geglaubt, dass es selbst hier so etwas wie Ehre gäbe, wenn eine Vereinbarung getroffen wurde.« Seine Stimme machte klar, dass er Verhandlungen nicht länger für möglich hielt und dass er im Begriff stand anzugreifen. Elena verkrampfte sich entsetzt. Sie hatte noch nie eine so offene Drohung in seiner Stimme gehört.
    » Wartet.« Der Pate sprach in seinem gewohnt nachlässigen Tonfall, doch das Stimmenwirrwarr erstarb. Der dicke Mann, der jetzt Damons Hand von seinem Arm entfernte, wandte sich wieder zu Elena um.
    » Ich werde auf die Handlung meines Neffens Clewd verzichten. Diarmund, oder wer immer Ihr seid, es steht Euch frei, Eure eigene Sklavin mit Euren eigenen Werkzeugen zu bestrafen.«
    Plötzlich klopfte sich der alte Mann das Gold aus dem Bart und richtete das Wort überraschenderweise direkt an Elena. Seine Augen waren uralt, müde und gleichzeitig erstaunlich scharf. » Clewd ist ein Meister des Auspeitschens, musst du wissen. Er hat eine eigene Technik entwickelt. Er nennt sie die Technik der Katzenschnurrhaare und ein einziger Schlag reißt die Haut vom Hals bis zur Hüfte auf. Die meisten Männer sterben an zehn Hieben. Aber ich fürchte, heute wird er enttäuscht werden.« Dann entblößte der Pate überraschend weiße, gleichmäßige Zähne und lächelte. Er hielt ihr die Schale mit den goldenen Süßigkeiten hin, von denen er gegessen hatte. » Du kannst geradeso gut vor deiner Disziplinierung davon kosten. Greif zu.«
    Elena, die Angst hatte, eine der Leckereien zu probieren, und Angst, es nicht zu tun, nahm schließlich eines der unregelmäßig geformten Stücke und steckte es sich in den Mund. Ihre Zähne knirschten angenehm. Ein halber Walnusskern! Das waren also die mysteriösen Süßigkeiten. Ein köstlicher, halber Walnusskern, der in eine Art süßen Zitronensirup getaucht war, mit Stückchen scharfen Pfeffers oder etwas Ähnlichem, und allesamt mit essbarem Gold umhüllt. Ambrosia!
    Der Pate richtete nun das Wort wieder an Damon: » Führt Eure Strafe selbst aus, Junge. Aber versäumt es nicht, dem Mädchen beizubringen, wie es seine Gedanken für sich behalten kann. Es hat zu viel Geist, um hier an ein Elendsbordell verschleudert zu werden. Aber andererseits, warum denke ich nicht, dass das Mädchen auch nur den geringsten Wunsch hat, eine berühmte Kurtisane zu werden?«
    Bevor Damon antworten oder Elena aus ihrer knienden Position aufblicken konnte, war er verschwunden; in einer Sänfte trug man ihn zu der einzigen von Pferden gezogenen Kutsche, die Elena in den Elendsvierteln gesehen hatte.
    Mittlerweile waren die übrigen streitenden, gestikulierenden Anführer, angetrieben vom jungen Drohzne, zu einer verdrossenen Übereinkunft gekommen. » Zehn Hiebe, und sie braucht sich nicht auszuziehen, und Ihr könnt sie ihr erteilen«, sagten sie. » Aber unser letztes Wort ist zehn. Der Mann, der mit Euch verhandelt hat, hat keine Macht mehr, um Widerspruch einzulegen.«
    Beinahe beiläufig hielt jemand an silbergrauen Haaren einen abgetrennten Kopf hoch.
    Damons Augen blitzten in einem Zorn auf, der die Gegenstände um ihn herum erzittern ließ. Elena konnte seine Macht spüren wie ein Panther, der sich gegen eine Leine stemmte. Sie fühlte sich, als spräche sie gegen einen Hurrikan an, der ihr jedes Wort wieder in die Kehle presste.
    » Ich bin damit einverstanden.«
    » Was?«
    » Es ist entschieden, Da– Meister Damon. Kein Geschrei mehr. Ich bin einverstanden.«
    Während sie sich vor Drohzne auf den Teppich legte, begannen Frauen und Kinder plötzlich zu heulen, und eine Kanonade von– teils schlecht gezielten– Wurfgeschossen ergoss sich über den feixenden Sklavenhalter.
    Die Schleppe ihres im roten Sonnenlicht malvenfarbenen Kleides lag hinter ihr ausgebreitet wie die einer Braut. Ihr Haar hatte sich aus dem hohen Knoten gelöst und fiel um ihre Schultern wie eine Wolke, die Damon mit den Händen teilen musste. Er zitterte. Vor Wut. Elena wagte es nicht, ihn anzusehen, da sie wusste, dass ihrer beiden Geist dann ineinanderfließen würde. Sie war diejenige, die jetzt daran denken musste, ihre förmliche Ansprache an ihn und den jungen Drohzne zu richten, sodass diese ganze

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