Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
schlang sie
Thea um den Hals, um sie zu erwürgen. Thea versuchte
verzweifelt, die brennende Schlinge von ihrem Hals zu
ziehen.
Inari lachte. »Leidest du, schäbige Hexe? Es wird binnen
Sekunden al es vorüber sein – für dich und für deine ganze
kleine Stadt! Die letzte Mitternacht ist endlich gekommen!«
Meredith drehte sich zu Matt um – und mehr war nicht nötig.
Er rannte an ihr vorbei, bis er fast unter den beiden
kämpfenden Frauen stand. Dann beugte er sich vor und
faltete die Hände ineinander.
Und dann sprintete Meredith los, legte al es, was sie hatte,
in den kurzen Lauf und sparte sich gerade genug Energie
auf, um hochzuspringen und einen Fuß in Matts Hände zu
stel en. Dann wurde sie hochkatapultiert und konnte mit
ihrem Stab die Str?hne, die sich um Theas Hals gelegt
hatte, sauber durchtrennen.
Danach befand Meredith sich im freien Fal , und Matt
versuchte, sie unten aufzufangen. Sie landete mehr oder
weniger auf ihm, und sie sahen beide, was als Nächstes
geschah.
Thea, die blutete und zahlreiche Prel ungen hatte, schlug
einige Flammen auf ihrem Gewand aus. Dann streckte sie
eine Hand in Richtung der silbernen Peitsche, die ihr
folgsam zufog. Doch Inari griff nicht mehr an. Sie fuchtelte
wild mit den Armen, als litte sie Todesängste, und dann
kreischte sie plötzlich: ein so gequälter Laut, dass Meredith
scharf die Luft einsog. Es war ein Todesschrei.
Vor ihren Augen verwandelte sie sich zurück in Obaasan, in
die verschrumpelte, hilflose, puppenähnliche Frau, die Matt
und Meredith kannten. Aber als dieser ausgemergelte
Körper auf dem Boden aufschlug, war er bereits steif und
tot, der Gesichtsausdruck erfül t von solcher Bosheit, dass
es beängstigend war.
Isobel und Mrs Saitou traten vor und schluchzten vor
Erleichterung, als sie auf den Leichnam herabsahen.
Meredith schaute sie an und richtete den Blick dann auf
Thea, die langsam zu Boden schwebte.
»Danke«, sagte Thea mit dem Anfug eines Lächelns. »Ihr
habt mich gerettet – wieder einmal.«
»Aber was, denken Sie, ist mit ihr passiert?«, fragte Matt.
»Und warum sind Shinichi oder Misao nicht gekommen,
um ihr zu helfen?«
»Ich denke, sie müssten al e tot sein, meint ihr nicht auch??
Theas Stimme klang weich inmitten des Br?l ens der
Flammen. ?Was Inari betrifft ? viel eicht hat jemand ihre
Sternenkugel zerst?rt. Ich f?rchte, ich war nicht stark genug,
um sie selbst zu besiegen.?
»Wie viel Uhr ist es?«, rief Meredith plötzlich. Sie rannte zu
dem alten SUV hinüber, dessen Motor noch immer lief. Die
Uhr zeigte genau zwölf Uhr Mitternacht.
»Haben wir die Stadt gerettet?«, fragte Matt verzweifelt.
Thea wandte das Gesicht in Richtung Stadtmitte. Fast eine
geschlagene Minute schwieg sie, als lausche sie auf
etwas. Endlich, als Meredith das Gefühl hatte, dass sie vor
Anspannung platzen würde, drehte sich Thea um und sagte
leise: »Die liebe Mama, Großmama und ich sind jetzt eins.
Ich spüre Kinder, die plötzlich entdecken, dass sie Messer
in Händen halten – und andere Waffen. Ich spüre, dass sie
in den Zimmern ihrer schlafenden Eltern stehen,
außerstande, sich daran zu erinnern, wie sie dort
hingelangt sind. Und ich spüre Eltern, die sich in Schränken
verstecken, die noch eine Sekunde zuvor um ihr Leben
fürchteten und die jetzt sehen, wie die Waffen weggeworfen
werden und die Kinder im Elternschlafzimmer auf den
Boden fal en, schluchzend und verwirrt.«
»Dann haben wir es also geschafft. Sie haben es
geschafft. Sie haben sie aufgehalten«, keuchte Matt.
Immer noch sanft und nüchtern sagte Thea: »Jemand
anderes – weit, weit fort – hat viel mehr getan. Ich weiß,
dass die Stadt Heilung braucht. Aber Großmama und
Mama stimmen zu. Ihretwegen hat heute Nacht kein Kind
seinen Vater oder seine Mutter getötet und keine Eltern
haben ihr Kind get?tet. Der lange Albtraum von Inari und
ihrer letzten Mitternacht ist vor?ber.?
So verdreckt und zerschunden Meredith auch war, spürte
sie, dass etwas in ihr aufstieg und anschwol , größer und
größer, bis sie es trotz al ihres Trainings nicht länger
bezähmen konnte. Es explodierte aus ihr heraus – in einem
Aufschrei des Jubels.
Matt schrie ebenfal s. Er war genauso verdreckt und
zerschunden wie sie, aber er fasste sie an den Händen und
wirbelte sie in einem wilden Siegestanz herum.
Und es machte Spaß, herumzuwirbeln und zu brül en wie
ein Kind. Viel eicht – viel eicht hatte Meredith in
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