Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
schläfriger Verachtung. »Sie wol ten mir
weismachen, sie hätten die Kugel an einen anderen Ort
gebracht … Aber als ich gesehen habe, wie sie ihn an
einer Kette in den Rübenkel er hinuntergeführt haben,
wusste ich, dass sie es nicht wirklich getan hatten.« Sie
schüttelte kurz ihre rotblonden Locken in der Dunkelheit,
dann folgte ein Gähnen. »Wenn sie sie wirklich hätten
wegbringen wol en … hätten sie mich fortschicken müssen
oder irgendetwas. «
»Nun, viel eicht haben sie sich Sorgen um dein Leben
gemacht.«
»Was …?« Bonnie gähnte abermals, nicht sicher, was er
damit sagen wol te. »Ich meine, ein uralter Safe, mit einer
Kombination? Ich habe ihnen gesagt … dass diese alten
Safes … wirklich … leicht … aufzubrechen … aufzubrechen
…« Bonnie stieß einen lauten Seufzer aus und brach ab.
»Ich bin froh, dass wir dieses Gespräch geführt haben«,
murmelte Damon in die Stil e.
Vom Bett kam keine Antwort.
Er zog Bonnies Laken so hoch es ging und ließ es dann auf
sie niederwehen. Es bedeckte den größten Teil ihres
Gesichts. »Requiescat in pace«, sagte Damon leise. Dann
verließ er ihr Zimmer und vergaß auch nicht, die Tasse
mitzunehmen.
Damon dachte nach – »… wie sie ihn an einer Kette in
den Rübenkeller hinuntergeführt haben …« – während er
die Tasse sorgf?ltig aussp?lte und in den Schrank zur?
ckstel te. Der Satz klang seltsam, aber er hatte fast al e
Teile des Puzzles zusammen und es war tats?chlich
einfach. Er brauchte lediglich zw?lf weitere von Mrs
Flowers? Schlafkapseln und zwei Tel er mit jeder Menge
rohem Rindfleisch. Er hatte al e Zutaten beisammen. Aber
er hatte noch nie von einem R?benkel er geh?rt.
Kurz darauf öffnete er die Tür zum Kel er. Nichts. Er
entsprach nicht den Kriterien für den Ausdruck
»Rübenkel er«, den er auf seinem Smartphone
nachgeschlagen hatte. Verärgert und leicht beunruhigt, weil
jeden Moment irgendjemand wegen irgendetwas die
Treppe herunterkommen konnte, wandte Damon sich
frustriert suchend um. Aber er fand nichts außer ein
kunstvol geschnitztes hölzernes Paneel.
Verflucht, er würde nicht zulassen, dass seine Pläne an
diesem Punkt durchkreuzt wurden. Er würde sein Leben als
Vampir zurückbekommen oder er wol te überhaupt kein
Leben haben!
Um den Gedanken zu unterstreichen, ließ er eine Faust
gegen das hölzerne Paneel vor sich krachen.
Das Geräusch klang hohl.
Mit einem Schlag war jede Frustration verschwunden.
Damon untersuchte das Paneel sehr vorsichtig. Ja, ganz
am Rand waren Angeln angebracht, wo kein vernünftiger
Mensch sie erwarten würde. Es war kein Paneel, sondern
eine Tür – zweifel os zu jenem Rübenkel er, in dem sich die
Sternenkugel befand.
Seine empfindsamen Finger brauchten nicht lange – selbst
seine menschlichen Finger waren empfindsamer als die
der meisten ?, um eine Stel e zu finden, die klickte; dann
schwang die ganze T?r auf. Er konnte die Treppe sehen.
Er klemmte sich sein P?ckchen unter einen Arm und ging
hinab.
Im Licht der kleinen Taschenlampe, die er aus dem
Lagerraum mitgenommen hatte, erschien der Rübenkel er
genau wie beschrieben: ein feuchter, erdiger Raum, um
Feldfrüchte und Gemüse zu lagern, bevor Kühlschränke
erfunden worden waren. Und der Safe entsprach genau
dem, was Bonnie gesagt hatte: ein uralter, verrosteter
Kombinationssafe, den jeder halbwegs fähige Safeknacker
in ungefähr sechzig Sekunden offen haben würde. Damon
würde ungefähr sechs Minuten brauchen mit seinem
Stethoskop (er hatte einmal gehört, dass man in der
Pension alles finden könne, wenn man nur gründlich genug
suchte, und das schien tatsächlich wahr zu sein). Er musste
sich nur mit jedem Atom seines Wesens darauf
konzentrieren, das leise Klicken der Zahnräder zu hören.
Zuerst jedoch galt es, die Bestie zu bezähmen. Saber, der
schwarze Höl enhund, hatte sich aufgerichtet, hel wach von
dem Moment an, als sich die Geheimtür geöffnet hatte.
Zweifel os hatten sie Damons Kleider benutzt, um ihn
darauf abzurichten, bei ihrer Witterung wie wahnsinnig zu
heulen.
Aber Damon verfügte ebenfal s über Kenntnisse der
Kräuterkunde und hatte Mrs Flowers’ Küche durchstöbert,
um eine Handvol Hexenhaselnuss zu finden, ein paar
Tropfen Erdbeerwein, Anissamen, etwas Pfefferminzöl und
einige andere essentiel e ?le, die sie auf Lager hatte und
die s?? oder scharf waren. Zusammen ergaben sie eine
w?rzige Mischung, mit der er sich
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