Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
denn es war unmöglich für ihn, mit diesem al zu
sanften Geschöpf im Schlepptau seine Pläne
durchzuführen.
Natürlich wäre es das Vernünftigste gewesen, sich so
schnel wie möglich von ihr zu trennen und zuzulassen, dass
diese Stadt, diese riesige Metropole des Bösen, sie mit
ihrem großen, mit schwarzen Reißzähnen bewehrten Maul
verschlang – was sie gewiss tun würde, wenn Bonnie ohne
ihn auch nur ein Dutzend Schritte in ihren Straßen tat. Aber
wie zuvor gestattete irgendetwas in ihm einfach nicht, das
zu tun. Und, so begriff er, je eher er sich das eingestand,
umso eher konnte er einen Platz f?r sie finden und
anfangen, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu k?
mmern.
»Was ist das?«, fragte er und ergriff ihre Hand.
»Mein Opalring«, sagte Bonnie stolz. »Siehst du, er passt
zu al em, weil er al e Farben in sich vereint. Ich trage ihn
immer; er passt ebenso zu zwanglosen wie zu förmlichen
Anlässen. « Glücklich erlaubte sie Damon, ihr den Ring
vom Finger zu ziehen und zu untersuchen.
»Das sind echte Diamanten an den Seiten?«
»Makel os und reinweiß«, erwiderte Bonnie stolz. »Lucen,
Lady Ulmas Verlobter, hat ihn gemacht, damit wir, fal s es
jemals notwendig werden würde, die Steine herausnehmen
und verkaufen …« Sie brach ab. »Du wirst die Steine
nehmen und sie verkaufen! Nein! Neineineineinein!«
»Doch! Ich muss es tun, wenn du auch nur die geringste
Chance haben wil st zu überleben«, erklärte Damon. »Und
wenn du noch ein einziges Wort sagst oder nicht genau
das tust, was ich dir befehle, werde ich dich al ein lassen.
Und dann wirst du sterben.« Er richtete seinen Blick aus
schmalen drohenden Augen auf sie.
Bonnie verwandelte sich abrupt in einen verängstigten
Vogel. »In Ordnung«, flüsterte sie, während sich Tränen auf
ihren Wimpern sammelten. »Wofür ist das Geld?«
Dreißig Minuten später saß sie im Gefängnis; oder so gut
wie. Damon hatte sie in einer Wohnung im ersten Stock
untergebracht, mit einem einzigen Fenster, das von
Rol läden verdeckt wurde, und mit der strikten Anweisung,
die Rol läden nicht hochzuziehen. Er hatte den Opal und
einen Diamant erfolgreich verpf?ndet und eine m?rrische,
humorlos aussehende Vermieterin daf?r bezahlt, Bonnie
zwei Mahlzeiten am Tag zu bringen, sie wenn n?tig zur
Toilette zu begleiten und dar?ber hinaus ihre Existenz zu
vergessen.
»Hör zu«, sagte er zu Bonnie, die immer noch stumm
weinte, nachdem die Vermieterin sie al ein gelassen hatte.
»Ich werde versuchen, innerhalb von drei Tagen zu dir
zurückzukommen. Wenn ich innerhalb einer Woche nicht
komme, wird das bedeuten, dass ich tot bin. Dann musst
du – weine nicht! Hör mir zu! –, dann musst du versuchen,
mithilfe dieser Juwelen und dieses Gelds den ganzen Weg
von hier bis hier zurückzulegen, wo sich noch immer Lady
Ulma befinden wird – hoffentlich.«
Er gab ihr eine Straßenkarte und einen kleinen Geldbeutel
vol er Münzen und Juwelen, die übrig geblieben waren,
nachdem er damit ihre Miete und für ihre Versorgung
bezahlt hatte. »Falls das geschieht – und ich kann dir so
ziemlich versprechen, dass es nicht geschehen wird –, hast
du die größten Chancen, wenn du dich bei Tag bewegst,
wenn viel los ist; halte den Blick gesenkt und deine Aura
klein und sprich mit niemandem. Trag diesen Kittel aus
Sackleinen und nimm diesen Beutel mit Essen mit. Bete,
dass niemand dich nach irgendetwas fragt, aber versuch,
so auszusehen, als erledigtest du eine Besorgung für
deinen Herrn. Ach ja.« Damon griff in seine Jackentasche
und zog zwei kleine eiserne Sklavenarmreife heraus, die er
zusammen mit der Karte gekauft hatte. »Leg sie niemals
ab, nicht wenn du schläfst, nicht wenn du isst – niemals.«
Er sah sie düster an, aber Bonnie befand sich bereits an
der Schwel e zu einer Panikattacke. Sie zitterte und weinte,
war aber zu verängstigt, um ein Wort herauszubringen. Seit
ihrem Eintritt in die Dunkle Dimension hatte sie ihre Aura
so klein wie möglich gehalten und ihre psychischen
Abwehrkräfte so gut wie möglich gestärkt – man brauchte
ihr nicht zu sagen, dass sie das tun sol te. Sie war in
Gefahr. Sie wusste es.
Damon setzte ein wenig nachsichtiger hinzu: »Ich weiß, es
klingt schwierig, aber ich kann dir sagen, dass ich
persönlich nicht die geringste Absicht habe zu sterben. Ich
werde versuchen, zu dir zurückzukommen, aber es ist
gefährlich, die Grenzen der verschiedenen Sektoren
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