Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Lachen – mit knapper Not.
»Also, wieso ist ein Paar inaktiver Vampirjäger in eine
Stadt gezogen, die über einigen hundert sich
überkreuzenden Machtlinien liegt?«
»Ich schätze, sie wussten nicht, was eine Linie natürlicher
Macht war. Und Fel ’s Church wirkte klein und friedlich –
damals.«
Sie fanden die Pforte genauso vor, wie Damon sie zuletzt
gesehen hatte, ein säuberlich ausgeschnittenes
rechteckiges Loch in der Erde. Es war gut anderthalb
Meter tief.
»Jetzt setz dich dort hin«, beschwor er Meredith, drückte
sie auf den Boden und legte den Stab in die
gegenüberliegende Ecke.
»Hast du einmal einen Gedanken daran verschwendet –
und sei es auch ein noch so flüchtiger –, was mit Misao
geschehen wird, wenn du die ganze Flüssigkeit aus der
Kugel ausgießt?«
»Tatsächlich keinen einzigen. Nicht einmal eine
Mikrosekunde lang«, sagte Damon wohlgelaunt. »Warum?
Denkst du, sie würde auf mich Rücksicht nehmen?«
Meredith seufzte. »Nein, genau das ist das Problem mit
euch beiden.«
»Sie ist im Augenblick wohl eher dein Problem, obwohl ich
nach der Zerstörung der Stadt viel eicht einmal
vorbeischauen werde, für ein kleines Tête-à-Tête mit ihrem
Bruder. Ich würde gern mal mit ihm darüber reden, was es
bedeutet, ein Versprechen zu halten.«
»Nachdem du stark genug geworden bist, um ihn zu
besiegen. «
»Nun, warum tust du eigentlich nicht etwas? Schließlich ist
es deine Stadt, die sie verwüstet haben«, bemerkte
Damon. »Zuerst Kinder, die sich verstümmeln und
übereinander herfal en, und jetzt Erwachsene, die über
Kinder herfal en …«
»Sie haben entweder Todesangst oder sind von diesen
Malach besessen, die die Füchse immer noch überal
verbreiten …«
»Ja, und so verbreiten sich auch Furcht und Paranoia
weiter. Fel ’s Church mag verglichen mit den anderen
Völkersterben, die sie verursacht haben, klein sein, aber es
ist ein wichtiger Ort, weil er über …«
»Weil er über al diesen Linien magischer Macht liegt – ja,
ja, ich weiß. Aber ist es dir denn vol kommen gleichgültig?
Sind wir dir gleichgültig? Ihre zukünftigen Pläne für uns?
Spielt irgendetwas von al dem für dich eine Rol e?«, fragte
Meredith.
Damon dachte an die reglose kleine Gestalt im
Erdgeschossschlafzimmer und verspürte Übelkeit und
Gewissensbisse. »Ich habe es dir bereits gesagt«, blaffte
er. »Ich komme zu einem Gespräch mit Shinichi zurück.«
Woraufhin er begann, die Flüssigkeit aus der entkorkten
Sternenkugel vorsichtig auf eine Ecke des Rechtecks zu
gie?en. Jetzt, da er tats?chlich an der Pforte war, wurde
ihm klar, dass er keine Ahnung hatte, was er tun sol te.
Viel eicht war es vielmehr richtig, dass er hineinsprang und
die gesamte Fl?ssigkeit aus der Sternenkugel in die Mitte
goss. Andererseits schienen die vier Ecken auf vier
verschiedene Stel en hinzudeuten, auf die er die Fl?
ssigkeit verteilen sol te, und daran hielt er sich.
Er erwartete, dass Meredith versuchte, ihm irgendwie in
die Quere zu kommen. Dass sie zum Haus lief. Dass sie
zumindest etwas Lärm machte. Dass sie ihn jetzt, da er
den Stab aus der Hand gelegt hatte, von hinten angreifen
würde. Aber anscheinend verbot ihr der Ehrenkodex ein
solches Handeln.
Seltsames Mädchen, dachte er. Aber ich werde ihr den
Stab lassen, da er wirklich ihrer Familie gehört, und
außerdem würde mir dieser Stab in dem Moment den Tod
bringen, in dem ich in die Dunklen Dimensionen eintrete.
Ein Sklave mit einer Waffe – insbesondere mit einer
solchen Waffe –, wird keine Chance haben.
Gewissenhaft schüttete er fast die ganze verbliebene
Flüssigkeit in die letzte Ecke und trat zurück, um
festzustel en, was geschah.
SSSS-bah! Weiß! Flammendes, weißes Licht. Das war
al es, was seine Augen oder sein Verstand zunächst
aufnehmen konnten.
Und dann dachte er mit einer Woge des Triumphs: Ich
habe es geschafft! Die Pforte ist offen!
»Ins Zentrum der oberen Dunklen Dimension, bitte«, sagte
er h?flich zu dem flammenden Loch. ?Eine abgeschiedene
Gasse w?re wahrscheinlich das Beste, wenn es dir nichts
ausmacht.? Und dann sprang er in das Loch.
Das heißt – er wol te springen. Gerade als er zum Sprung
ansetzte, traf ihn etwas von Rechts. »Meredith! Ich dachte
…«
Aber es war nicht Meredith. Es war Bonnie.
»Du hast mich überlistet! Du kannst da nicht reingehen!«
Sie schluchzte und schrie.
»Doch, ich kann! Lass mich los – bevor die
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