Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
zu
überschreiten, und das werde ich viel eicht tun müssen.
Hab einfach Geduld, und dir wird nichts geschehen.
Vergiss nicht, die Zeit vergeht hier anders als daheim. Wir
können wochenlang hier sein und praktisch in dem
Augenblick zurückkommen, in dem wir fortgegangen sind.
Und schau …« Damon deutete in den Raum. »Dutzende
von Sternenkugeln! Du kannst sie al e beobachten.«
Da waren sie tatsächlich, Sternenkugeln der al täglicheren
Art, die nicht etwa Macht in sich trugen, sondern
Erinnerungen, Geschichten oder Lektionen. Wenn man sich
eine davon an die Schläfe hielt, tauchte man ein in jenes
Geschehen, von dem die jeweilige Kugel erfül t war.
»Besser als fernsehen«, bemerkte Damon. »Viel besser.«
Bonnie nickte kaum merklich. Sie war immer noch
niedergeschmettert. Und sie war so klein, so zart, ihre Haut
so bleich und fein, ihr Haar eine solch leuchtende Flamme
in dem fahlen blutroten Licht, das durch die Rol l?den
drang, dass Damon wie immer unwil k?rlich dahinschmolz.
?Hast du irgendwelche Fragen??, sagte er schlie?lich.
Bonnie antwortete langsam: »Und – du wirst was tun …?«
»Ich werde mir die Vampirversionen vom Who’s Who und
dem Adelshandbuch besorgen«, erwiderte Damon. »Ich
suche nach einer Dame von höchster Qualität.«
Nachdem Damon gegangen war, schaute Bonnie sich im
Raum um.
Er war schrecklich. Dunkelbraun und einfach schrecklich.
Sie hatte versucht, Damon davor zu retten, in die Dunkle
Dimension zurückzukehren, weil sie sich daran erinnerte,
wie furchtbar Sklaven – die größtenteils Menschen waren –
dort behandelt wurden.
Aber wusste er das zu schätzen? Wusste er es? Nicht im
Geringsten! Und dann, als sie mit ihm durch das Licht
gefal en war, hatte sie gedacht, dass sie zumindest zu Lady
Ulma gehen würden, der Aschenputtel-Frau, die von Elena
gerettet worden war und die ihren Wohlstand und ihren
Status zurückerhalten hatte. Sie war es gewesen, die die
schönen Kleider entworfen hatte, damit die Mädchen auf
elegante Partys gehen konnten. Dort hätte es große Betten
mit Satinlaken gegeben und Dienstmädchen, die
Erdbeeren und Schlagsahne zum Frühstück servierten.
Dort hätte sie mit der süßen Lakshmi reden können und mit
dem schroffen Dr. Meggar und …
Bonnie schaute sich in dem braunen Raum um und
betrachtete die schlichte, mit Binsen gefül te Pritsche mit
einer einzigen Decke darauf. Teilnahmslos griff sie nach
einer Sternenkugel, dann lie? sie sie fal en.
Plötzlich überkam sie eine gewaltige Schläfrigkeit und in
ihrem Kopf verschwamm al es. Es war, als käme Nebel auf.
Es war unmöglich, dagegen anzukämpfen. Bonnie
stolperte zum Bett hinüber, ließ sich darauf fal en und
schlief ein, beinahe bevor sie unter die Decke gekrochen
war.
»Es ist weit mehr meine Schuld als deine«, sagte Stefano
zu Meredith. »Elena und ich waren – wir haben tief
geschlafen – sonst hätte er nichts von al dem tun können.
Ich hätte bemerkt, dass er mit Bonnie sprach. Ich hätte
begriffen, dass er dich als Geisel genommen hatte. Bitte,
mach dir keine Vorwürfe, Meredith.«
»Ich hätte versuchen sol en, dich zu warnen. Ich habe
einfach nicht damit gerechnet, dass Bonnie herauslaufen
und ihn packen würde«, erwiderte Meredith. In ihren
dunkelgrauen Augen schimmerten ungeweinte Tränen.
Elena drückte ihr die Hand; ihr war selbst speiübel.
»Man konnte gewiss nicht von dir erwarten, gegen Damon
zu kämpfen«, sagte Stefano energisch. »Mensch oder
Vampir – er ist durchtrainiert; er kennt Tricks, denen du
niemals etwas entgegensetzen könntest. Du darfst dir
keine Vorwürfe machen.«
Elena dachte genauso. Sie machte sich Sorgen wegen
Damons Verschwinden – und sie hatte furchtbare Angst um
Bonnie. Doch gleichzeitig, wie auf einer anderen Ebene,
dachte sie über die Schnittwunden an Meredith’ Hand
nach, die sie zu wärmen versuchte. Das Seltsamste war,
dass es so schien, als seien die Wunden behandelt
worden ? mit Salbe eingerieben. Aber sie w?rde Meredith
deswegen nicht zu einem solchen Zeitpunkt bel?stigen. Vor
al em, da es wirklich Elenas Schuld war. Sie war diejenige,
die Stefano in der vergangenen Nacht verf?hrt hatte. Oh,
sie waren tief versunken gewesen ? tief in den Gedanken
des anderen.
»Wie dem auch sei, wenn überhaupt, dann ist es Bonnies
Schuld«, sagte Stefano bedauernd. »Aber jetzt mache ich
mir Sorgen um sie. Wenn Damon schon nicht wol te, dass
sie mitkam, wird er auch
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