Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
zuzuwenden – einen Krug vol er Salbe aus
einem Küchenschrank nahm, einen Klecks von dem Inhalt
herauslöffelte und Damon bedeutete, die Hände
auszustrecken. Er runzelte die Stirn. Er hatte noch nie von
einem Gift gehört, das ins Blut ging und trotzdem mit
äußerlichen Maßnahmen geheilt werden konnte.
»Ich habe kein echtes Gift in die für den Menschen
bestimmte Nadel gegeben«, erklärte sie gelassen. »Aber
deine Hände werden aufgerissen sein und dies ist ein
exzel entes Heilmittel. Es ist uralt, von Generation zu
Generation weitergereicht. «
»Wie nett von dir zu teilen.« Beißende Ironie steckte in
seinen Worten.
»Und was werden wir jetzt tun? Noch einmal ganz von vorn
anfangen?«, fügte er hinzu, während Meredith gelassen
begann, ihre eigenen Hände mit Salbe einzureiben.
»Nein. Vampirjäger haben einen Ehrenkodex, musst du
wissen. Du hast die Sternenkugel gewonnen. Ich nehme an,
du hast vor zu tun, was Sage anscheinend auch getan hat.
Das Tor zur Dunklen Dimension ?ffnen.?
»Das Tor zu den dunklen Dimensionen öffnen«, korrigierte
er sie. »Vermutlich hätte ich es erwähnen sol en – es gibt
mehr als eine. Und al es, was ich wil , ist, wieder ein
Vampir zu werden. Aber wir können unterwegs
weiterreden, da ich sehe, dass wir beide unsere
Einbrecherkostüme tragen.«
Meredith war ganz ähnlich gekleidet wie er, mit schwarzen
Jeans und einem leichten schwarzen Rol kragenpul over.
Mit ihrem langen, glänzenden dunklen Haar war sie
unerwartet schön. Damon, der überlegt hatte, ob er als –
wenn auch Ex- – Vampir nicht geradezu verpflichtet sei, ihr
den Stab in den Leib zu rammen, stel te jetzt fest, dass er
schwankte. Wenn sie ihm auf dem Weg zur Pforte keinen
Ärger machte, würde er sie laufen lassen, beschloss er. Er
wol te großzügig sein – zum ersten Mal hatte er die
furchterregende Meredith bezwungen und außerdem
gehorchte sie ebenso wie er einem Ehrenkodex. Er
empfand eine gewisse Seelenverwandtschaft mit ihr.
Mit ironischer Galanterie ließ er sie vorangehen und folgte
ihr mit dem Kopfkissenbezug und dem Kampfstab.
Während Damon leise die Vordertür schloss, sah er, dass
der Sonnenaufgang bevorstand. Perfektes Timing. Der
Stab fing die ersten Lichtstrahlen auf. »Ich habe eine Frage
an dich«, sagte er zu Meredith, den Blick auf ihr langes,
seidiges dunkles Haar gerichtet. »Du hast gesagt, dass du
diesen zauberhaften Stab erst gefunden hast, nachdem
Nicolaus – dieser boshafte Alte ? tot war. Aber wenn du
aus einer Familie von Vampirj?gern stammst, h?ttest du
eine gr??ere Hilfe dabei sein k?nnen, ihn loszuwerden.
Beispielsweise, indem du erw?hnt h?ttest, dass nur wei?e
Esche ihn t?ten konnte.?
»Das lag daran, dass meine Eltern das Familiengeschäft
nicht aktiv weitergeführt haben – sie wussten es nicht. Sie
stammten natürlich beide aus Jägerfamilien – das ist
Voraussetzung, um die Angelegenheit aus den
Boulevardzeitungen herauszuhalten und aus den …«
»… Polizeiakten …«
»Wil st du, dass ich rede, oder kannst du die Nummer al ein
durchziehen?«
»Schon kapiert. Ich werde zuhören.«
»Aber obwohl sie sich dafür entschieden, nicht aktiv zu
sein, wussten sie, dass ein Vampir oder ein Werwolf auf
die Idee kommen könnte, sich ihre Tochter vorzuknöpfen,
wenn er ihre Identität entdeckte. Also nahm ich ab meinem
dritten Lebensjahr offiziel ›Cembalo-Unterricht‹ und
›Reitunterricht‹, beides einmal die Woche. In Wirklichkeit
bin ich eine Shihan mit schwarzem Gürtel und eine
Meisterin im Taekwando. Ich könnte mit Drachen Kung Fu
anfangen …«
»Schon wieder kapiert. Aber wie genau hast du diesen
zauberhaften, mörderischen Stock gefunden?«
»Nach Nicolaus’ Tod und während Stefano als Babysitter
für Elena fungierte, begann Grandpa plötzlich zu reden –
nur einzelne Worte –, aber er veranlasste mich, auf
unserem Dachboden zu suchen. Da habe ich ihn
gefunden.«
»Also weißt du eigentlich nicht, wie man ihn benutzt?«
»Ich hatte gerade angefangen zu üben, als Shinichi
auftauchte. Aber nein, ich habe wirklich keinen Schimmer.
Ich bin al erdings ziemlich gut mit einem Bo-Stab, also
benutze ich ihn einfach genauso.?
»Bei mir hast du ihn nicht wie einen Bo-Stab benutzt.«
»Ich hatte gehofft, dich zu überzeugen, nicht dich zu töten.
Mir fiel nichts ein, wie ich Elena hätte erklären können,
dass ich dir al e Knochen im Leib gebrochen habe.«
Damon verkniff sich ein
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