Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Dimension nicht al zu schlimm.«
»Aber jetzt …« Elena blinzelte. »Jetzt – was?«
»Jetzt«, sagte Meredith mit entrückter Miene, »weiß
Stefano, dass ich eine Jägerin bin. Dass ich sogar einen
Kampfstab habe. Und jetzt muss ich mich … unterwerfen
…«
Elena bekam eine Gänsehaut. Sie hatte das Gefühl, als sei
der Abstand zwischen ihr und Meredith im Raum größer
geworden. »Eine Vampirjägerin?«, fragte sie verwirrt.
»Und was ist ein Kampfstab?«
»Wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen! Oh Elena …«
Wenn Plan A Meredith war und Plan B Matt, gab es keine
echte Entscheidung. Plan C musste Elena selbst sein. Ihr
Blut war ohnehin viel stärker als das al er anderen, so vol er
Macht, dass Stefano nur ein wenig benötigen …
»Nein!«, flüsterte Meredith Elena direkt ins Ohr und brachte
es irgendwie fertig, ein Wort ohne einen einzigen Zischlaut
zu zischen. »Sie kommen die Treppe herunter. Wir müssen
Stefano sofort finden! Kannst du ihm sagen, er sol e mich in
dem kleinen Schlafzimmer hinter dem Salon treffen??
»Ja, aber …«
»Tu es!«
Und ich weiß immer noch nicht, was ein Kampfstab ist,
dachte Elena, während sie Meredith gestattete, sie an den
Armen zu fassen und auf das Schlafzimmer zuzuschieben.
Aber ich weiß, wie »Vampirjägerin« klingt, und das gefäl t
mir definitiv nicht. Und diese Waffe – daneben wirkt ein
Pflock wie ein Picknickmesser aus Plastik. Trotzdem
sandte sie Stefano, der den Sheriffs nach unten folgte, eine
Botschaft: Meredith wird dir so viel Blut spenden, wie du
brauchst, um sie zu beeinflussen. Keine Zeit zur
Widerrede! Komm schnell her und setz um Gottes willen
eine fröhliche und beruhigende Miene auf.
Stefano klang nicht gerade kooperativ. Ich kann nicht
genug von ihr nehmen, dass unsere Geister sich
berühren. Es könnte …
Elena verlor die Geduld. Sie hatte Angst; sie verspürte
Argwohn gegen eine ihrer beiden besten Freundinnen –
ein schreckliches Gefühl –, und sie war verzweifelt. Stefano
musste einfach tun, was sie sagte. Komm schnell her!, war
al es, was sie projizierte, aber es schien, dass sie diesmal
al ihre aufgestauten Gefühle in ihren Ruf gelegt hatte, denn
er antwortete besorgt und sanft. Das mache ich, Liebste,
sagte er einfach.
Während der weibliche Cop die Küche durchsuchte und ihr
Kol ege das Wohnzimmer, trat Stefano in das kleine
Gästezimmer im Erdgeschoss, in dem nur ein einziges,
zerwühltes Bett stand. Die Lampen waren ausgeschaltet,
aber durch seine F?higkeit zur Nachtsicht konnte er Elena
und Meredith in der N?he der Vorh?nge deutlich erkennen.
Elena hielt sich so steif wie ein Bungeespringer mit H?
henangst.
Nimm, so viel du brauchst, ohne ihr dauerhaften Schaden
zuzufügen – und versuch auch dafür zu sorgen, dass sie
einschläft. Und dring nicht zu tief in ihren Geist ein …
Ich werde mich darum kümmern. Du solltest besser in
den Flur hinausgehen, damit sie wenigstens einen von
uns sehen, Liebste, antwortete Stefano lautlos. Elena
verspürte gegenüber ihrer Freundin gleichzeitig Angst und
das Bedürfnis, sie zu beschützen, sodass sie versuchte,
die Situation zu managen. Während das im Al gemeinen
eine gute Sache war, gab es etwas, womit Stefano sich
eindeutig besser auskannte als sie – selbst wenn es das
Einzige sein sol te, womit er sich auskannte: wie man Blut
nahm.
»Ich wil um Frieden zwischen unseren Familien bitten«,
sagte er und streckte eine Hand in Meredith’ Richtung aus.
Sie zögerte, und Stefano konnte, obwohl er sich größte
Mühe gab, es nicht zu tun, ihre Gedanken hören, die in den
tiefsten Ebenen ihres Geistes wie kleine Kreaturen
umherhuschten. Worauf ließ sie sich da ein? In welchem
Sinne meinte er Familie?
Es ist im Grunde nur eine Formalität, erklärte er ihr und
versuchte, an einer anderen Front Boden zu gewinnen: Er
wol te sie dazu bringen, die Berührung durch seinen Geist
zu akzeptieren. Sei unbesorgt.
»Nein«, erwiderte Meredith. »Es ist wichtig. Ich wil dir
vertrauen, Stefano. Nur dir, aber … ich habe den Stab erst
nach Nicolaus’ Tod bekommen.«
Er dachte schnel nach. »Dann wusstest du nicht, was du
…«
»Doch. Ich wusste es. Aber meine Eltern waren niemals
aktiv. Es war Grandpa, der mir von dem Stab erzählt hat.«
Eine Wel e unerwarteter Freude überkam Stefano. »Also
geht es deinem Großvater jetzt besser?«
»Nein … doch … irgendwie schon.« Meredith’ Gedanken
waren verwirrt.
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